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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert
Autoren: Jason Dark
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Gestalt aus wehte ihm ein Geruch entgegen, der nach Schwefelgasen stank.
    Li Choung kannte nicht nur die chinesische Mythologie. Er lebte lange genug in Europa, um sich auch mit diesen für ihn fremden Legenden anzufreunden, und er wußte sehr genau, daß es nur ein mächtiger Dämon sein konnte, der ihn da besucht hatte.
    Es gab auch einen Namen für ihn.
    Das mußte der Teufel sein!
    Li Choung sah zwar noch nicht klar, aber er blickte etwas besser durch.
    Jetzt konnte er sich auch vorstellen, weshalb die vier Männer keine Chance gehabt hatten. Wenn er eingriff, mußten die Menschen immer verlieren.
    So schien auch Sadre zu denken. Was bei ihm so gut wie gar nicht vorkam, passierte plötzlich, denn er ging auf leisen Sohlen zurück, um aus der Nähe des Ankömmlings zu geraten.
    Der Teufel kam näher.
    Er ging dabei wie in Schauspieler, der sich auf der Bühne bewegt. Seine Kräfte reichten aus, um das Schwert zu biegen, aber er ließ die Klinge nie hochschnellen, sondern hielt sie fest.
    Bis zum Schreibtisch kam er und deutete mit einer Kopfbewegung an, daß sich Li Choung setzen sollte.
    Erst als er dies getan hatte, fing der Teufel an zu sprechen. »Du bist mir etwas schuldig.«
    Li Choung dachte nach. Er wußte nicht, was der Eindringling gemeint hatte und fragte vorsichtig: »Bin ich dir oder bin ich dem Teufel etwas schuldig?«
    »Das ist gleich.«
    »Dann bist du also der Teufel?«
    »Ja, wer sonst?« erklärte er mit einer erschreckenden Selbstverständlichkeit.
    »Gut.« Li Choung nickte. Er bemühte sich, das Zittern seiner dünnen Hände zu vermeiden. »Was verschafft mir dann die Ehre deines Besuches hier in meinem Haus?«
    »Es ist eine Abrechnung.«
    »Mit wem?«
    »Nur mit dir.«
    »Aber ich kann…«
    »Laß mich ausreden. Du hast meine Kreise gestört. Du hast mir jemand geschickt, der deinen Sohn zurückholen sollte. Zum Glück schaffte ich es, ihn in meine Gewalt zu bekommen, aber eines will ich dir sagen: es lief nicht so, wie ich es mir vorgestellt habe. Mein Diener, durch dieses Seelenschwert entstanden, wurde vernichtet, und so etwas hasse ich bis aufs Blut. Ja, ich hasse es, ich will es nicht noch einmal erleben, und ich gebe dir indirekt die Schuld daran. Du hättest anders reagieren müssen, du hast es nicht getan und…«
    »Nein, ich…«
    »Keine Widerrede. Sieh ein, daß du in meiner Schuld stehst, und freue dich, daß ich noch nicht beschlossen habe, dich zu töten. Sei wirklich froh.«
    Li Choung schwieg. Diesen geckenhaft gekleideten Fremden vor sich stehen zu sehen und sich seine Bedingungen anhören zu müssen, empfand er einfach als eine zu große Demütig gung. Das machte ihn verrückt, das wollte ihm nicht in den Sinn. Und er tat etwas, was er auch selten getan hatte, er senkte den Kopf, um dem Teufel zu erklären, daß dieser über ihn verfügen könnte.
    »Wie schön für dich, daß du einsichtig geworden bist, alter Mann. Ja, es ist gut, es ist einfach wunderbar, und ich will dir auch sagen, daß ich es genieße.«
    Li Choung hob den Kopf. Er wollte den Eindringling ansehen, er wollte auch einen Beweis und fragte: »Bist du wirklich der Teufel?«
    Der Geck lachte. »Willst du es sehen?«
    »Ja.«
    Im Nu veränderte sich das Gesicht des Mannes. Plötzlich war es verschwunden, statt dessen entstand ein anderes. Ein Gesicht, das aus Feuer und einer dreieckigen Fratze bestand, in der gelbgrüne Augen leuchteten, in deren Pupillen ebenfalls Flammenzungen tanzten.
    So war er, so zeigte er sich, und er hatte durch sein Auftreten beide Männer überzeugt.
    Sadre hatte die Augen geschlossen. Er stand beinahe auf den Zehenspitzen, er konnte es nicht fassen, und doch mußte er einsehen, daß Li Choung und er nicht mehr die Herren hier im Haus waren.
    Der Teufel regierte jetzt!
    Auf dem Gesicht des alten Chinesen lagen Schweißtropfen. »Gut«, sagte er, »gut, daß du es uns bewiesen hast. Wir werden uns dir fügen, Satan oder wie immer du dich nennst.«
    »Das wollte ich so.« Er veränderte seine Haltung, stellte sich bequem hin und stützte sich auf seinem Schwert ab. Die Hand legte er locker auf den Griff, die Spitze stemmte er auf den Boden, und es war ihm anzusehen, daß er diese Haltung genoß.
    »Was verlangst du?« flüsterte der alte Chinese.
    »Nur die Begleichung deiner Schuld.«
    »Ich werde es machen. Und wie?«
    »Du wirst mir einen großen Gefallen tun und jemanden töten, der mir im Wege steht.«
    »Das ist kein Problem«, sagte Li Choung. »Wie heißt der
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