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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert
Autoren: Jason Dark
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Mann?«
    »Es ist kein Mann.«
    Li Choung schaute hoch. »Nein…?« dehnte er. »Ist es vielleicht eine Frau?«
    »Auch das nicht.«
    »Ein… ein…«
    »Ja«, sagte der Teufel und lachte bei seinen Worten noch grausam auf.
    »Es ist ein Kind…«
    ***
    Wir alle saßen wie erstarrt auf unseren Plätzen und nur Suko, der Junge, lächelte.
    Die Stimme! Verdammt, die Stimme! Wir konnten es nicht fassen. Er hatte mit einer Stimme gesprochen, die Suko gehörte, wie wir ihn alle kannten. Und er hatte auch plötzlich unsere Sprache verstanden.
    Das war Magie in höchster Potenz!
    Ich saß dem Jungen am nächsten. Sir James und Glenda beobachteten ihn aus einer gewissen Distanz. Glenda sah aus, als wollte sie jeden Moment in die Höhe springen und weglaufen. Sie hielt den Mund halb offen, die Schneidezähne in die Unterlippe gebohrt.
    Sir James rührte sich nicht. Er tat auch nichts gegen seinen Schweiß, der in schmalen Bächen an seinem Gesicht herabrann und im Kragen versickerte. Sein Gesicht glich einer Maske.
    Ich wollte sichergehen und fragte den Jungen: »Kannst du die Worte noch einmal wiederholen?«
    Zuerst schaute er auf den Stab. »Der gehört mir!« flüsterte er, und er fügte noch etwas hinzu. »Ich will ihn wiederhaben, John. Gib ihn her, ich bin sein Besitzer.«
    Da es ihm in der Hand zuckte, reagierte ich schneller und nahm den Stab an mich. Hastig steckte ich ihn weg. Inzwischen wußte ich, daß er das Bindeglied zu Suko geworden war.
    Wahrscheinlich konnte ich es nur über den Stab schaffen, ihn zu heilen.
    Da ich ihn einmal angesprochen hatte, wollte ich auch weiterhin am Ball bleiben. »Wie geht es dir, Suko? Wie fühlst du dich! Wie sehen deine nächsten Pläne aus?«
    Er schwieg.
    Ich wiederholte die Frage, bekam auch eine Antwort, diesmal allerdings in Chinesisch.
    Seltsam…
    Ich schaute mich um. Auch Glenda und Sir James konnten mir keinen Rat geben, beide hoben die Schultern, aber der Superintendent hatte eine Idee. »Er wird nur mit Ihnen reden können, John, wenn er den Stab vor Augen hat. Glauben Sie mir.«
    »Ihm möchte ich ihn nicht zurückgeben.«
    »Das würde ich auch nicht tun.«
    Ich war unsicher geworden, denn ich wollte den Kontakt mit Suko halten, auch wenn es nur über seine Kindgestalt war. Als meine Hand wieder zuckte, räusperte sich Sir James und wies mich noch einmal auf das Risiko hin.
    »Das ist mir egal, Sir. Ich muß es durchziehen. Es ist wie ein Drang, wie ein Fluß, der in meinem Innern schäumt.«
    Sir James schwieg. Er nickte nur, um mir sein Einverständnis zu dokumentieren.
    Wieder holte ich den Stab hervor. Diesmal behielt ich das Gesicht des Jungen unter Kontrolle - und hatte genau das Richtige getan. In den Augen des Jungen blitzte es auf. Ich ging einfach davon aus, daß in seinem Innern eine Umwandlung stattfand.
    »Okay, Suko, kannst du mich verstehen?« Ich sprach jetzt mit ihm wie mit einem Erwachsenen.
    »Natürlich, John.«
    Für einen Moment schloß ich die Augen, als mir seine normale Stimme entgegenklang. Es war irgendwo unwahrscheinlich und kaum zu fassen, erst recht nicht zu erklären, doch ich ließ mich nicht beeindrucken, sondern stand auf.
    »Kommst du?«
    Der Junge blieb noch sitzen.
    »Laß uns gehen.«
    »Ja«, sagte er, »ja.« Er nickte zum Zeichen, daß er sich entschlossen hatte.
    Er stand auf und drehte sich um, so daß er auf die Bürotür schauen konnte.
    Dabei mußte er Sir James und Glenda zwangsläufig bemerken, aber er tat so, als wären sie nicht vorhanden. Für ihn gab es nur mich, den Mann mit dem Stab.
    Er ging vor.
    Ich hob die Schultern und gab den beiden anderen somit ein Zeichen, daß ich es nicht war, der hier das Sagen hatte. Ich mußte mich auf das Verlassen, was Suko wollte.
    Er hatte schon die Hand auf der Klinke liegen, als er noch einmal stehenblieb, sich umdrehte und mich anschaute. »Weißt du, John, ich fühle mich müde.«
    »Das kann ich verstehen.«
    »Deshalb möchte ich nicht länger hier beim Yard bleiben. Ich will nach Hause.«
    Wie sich das angehört hatte. Das Kind Suko wollte nicht mehr länger beim Yard bleiben. Verflucht, ich konnte es noch immer nicht richtig begreifen.
    Aber ich stimmte zu. »Wie du willst, Suko. Wir werden nach Hause gehen. Ich bringe dich schon hin.«
    »Ja, das ist gut.«
    Ich warf noch einen raschen Blick zurück.
    Sir James nickte mir zu. Er wußte Bescheid, wo er mich finden konnte.
    Denn was vor uns lag, war allein eine Sache zwischen Suko, dem Teufel und mir.
    Ein schönes
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