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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert
Autoren: Jason Dark
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ja nichts an«, murmelte er und starrte dabei auf seine Notizen, ohne sie abzulesen. »Aber ich muß jetzt davon ausgehen, daß dieser Junge ein Problem ist. Ich kann Ihnen den genauen Grund natürlich nicht nennen, aber Sie scheinen mit Ihrem Vorhaben ins Schwarze getroffen zu haben.«
    »Inwiefern?«
    Zung To schaute mich an. »Ich bin auf Ihren Wunsch eingegangen und habe über Geschöpfe gesprochen, die Sie als Teufel bezeichnen. Er zeigte eine Reaktion. Sie haben es nicht gemerkt, aber ich hörte es anhand seiner Stimme. Sie klang anders, und ich kam mir vor, als hätte ich durch meine Fragen Urängste in ihm erweckt, was für mich nicht normal ist, wenn ich davon ausgehe, daß dieser Junge in einem Kloster aufwuchs.«
    »Wieso nicht normal?«
    »Ganz einfach, Mr. Sinclair. Hinter den Klostermauern will man den jungen Menschen nicht nur eine Erziehung mit auf den Weg geben, man versucht auch, ihnen die Angst zu nehmen. Die Angst vor dem Bösen, vor den dämonischen Welten, die ihnen ja Tag für Tag begegnen. Die chinesische Mythologie ist damit stark angereichert, wenn ich das einmal so sagen darf. Man lehrt die Jungen damit umzugehen, damit die ihre Angst vergessen. Das ist den Lehrern bei Suko nicht gelungen. Wie erwähnt, durch meine Fragen wurden Urängste in ihm erweckt.«
    »Also vor dem Bösen?«
    »So muß ich es tatsächlich sehen. Er fürchtet sich davor, ich habe den Eindruck bekommen, als hätte er sehr gelitten. Er muß sich stark gequält haben, er muß eingetaucht sein in gewisse Tiefen einer Welt, die für uns normale Menschen kaum faßbar ist.«
    »Können Sie genauer werden?« fragte Sir James.
    Zung To legte den Zettel zur Seite. »Das würde ich gern, aber ich habe auch feststellen müssen, daß es bei Ihrem Schützling eine Hemmschwelle gibt. Da ist eine Grenze, wo die Angst sich dermaßen steigert, daß sie seinen Willen überlagert. Er ist dann nicht mehr er selbst. Fast könnte man den Eindruck bekommen, als würde jemand anderer noch in seinem Körper existieren.«
    Ich blickte auf die Schreibtischplatte. Was dieser Mann mit schlichten Worten gesagt hatte, traf möglicherweise den Nagel auf den Kopf. Vielleicht war Suko als Kind manipuliert worden. Vielleicht quälte er sich mit zwei Seelen. Wenn der Teufel dahintersteckte, war schließlich alles möglich.
    »Sie denken nach?«
    »Ja.«
    »Es ist schwer, meine Worte nachzuvollziehen. Da kann man keinem einen Vorwurf machen.«
    Wahrscheinlich dachte er so über uns, aber wir waren anderer Meinung.
    Ich hätte gern selbst mit ihm gesprochen, aber es haperte einfach an der Sprache.
    »Darf ich ein Fazit ziehen, Gentlemen?«
    »Bitte«, sagte Sir James.
    »Ich habe das Gefühl, daß wir uns auf einem sehr gefährlichen Boden bewegen. Es ist möglich, daß diesem Jungen Welten erschlossen wurden, die in seinem Alter noch nicht für ihn bestimmt waren. Er war einfach noch nicht reif genug.«
    »Er ist für uns wichtig.«
    »Das kann ich mir denken. Nur möchte ich nicht mehr weiterfragen. Es tut mir leid.«
    Mich befremdete die Reaktion des Mannes, und ich wollte es genauer wissen. »Hat es denn einen triftigen Grund dafür gegeben, daß Sie so reagieren?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Es erscheint mir überspitzt, als wären Sie da auf etwas gestoßen, mit dem Sie nicht gerechnet hätten.«
    Zung To hob die Schultern. »Sie bringen mich ein wenig in Verlegenheit, das muß ich Ihnen sagen. Es gibt natürlich Dinge, die sind für einen Europäer schwer zu begreifen, die können eigentlich nur wir Asiaten fassen, weil unser Denken von unseren Voraussetzungen ausgeht. Unsere Philosophen haben nie die Existenz der jenseitigen Kräfte bestritten und auch nicht, daß sie in unser alltägliches Leben eingreifen. Wir haben uns gewissermaßen an sie gewöhnt, an böse und an gute Geister, aber dieser Junge muß Kontakt mit den bösen Geistern gehabt haben. Möglicherweise sogar mit dem Urbösen.«
    »Er wollte also nicht reden?«
    »Nein.«
    »Aber er kam Ihnen nicht besessen vor?«
    »Stimmt.«
    Ich wollte ihm nicht so recht glauben, denn der junge Suko hatte schließlich mein Kreuz anfassen können, ohne daß etwas geschehen war. Er konnte nicht vom Bösen besessen sein.
    Aber er hatte Angst, eine sehr tiefe und furchtbare Angst steckte in ihm.
    Sollten wir da nachbohren? Es vielleicht mit einem anderen Mann als diesem Übersetzer versuchen.
    Zung To stand auf. Für ihn war der Besuch beendet. »Ich werde dann gehen, wünsche Ihnen noch viel Glück,
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