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0709 - Das Seelenschwert

0709 - Das Seelenschwert

Titel: 0709 - Das Seelenschwert
Autoren: Jason Dark
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richtigen Weg einschlagen wird?«
    »Das weiß ich eben nicht.«
    »Er gerät dir etwas außer Kontrolle, nicht wahr?«
    »Das ist leider so.«
    »Soll ich es richten, Meister?«
    Sadre hatte eine sehr simple Frage gestellt, hinter der allerdings wesentlich mehr steckte. Wenn er das Wort richten benutzte, schloß er Gewalt nicht aus. Was letztlich auch mit dem Tod des Jungen Tommy Li enden konnte.
    Li Choung schaute den treuesten der Treuen sehr lange und nachdenklich an. »Noch nicht«, sagte er schließlich. »Ich möchte ihm noch Gelegenheit geben, sich zu rehabilitieren und wieder zu sich zu kommen, wenn du mich verstehst.«
    »Ja, es ist dein Sohn.«
    »Nicht nur er bereitet mir Kummer. Die vier Toten ebenfalls. Und natürlich der Eindringling, der selbst dir überlegen war. Hast du darüber nachgedacht, wer es hätte sein können?«
    »Nein, das nicht.«
    »Es ist natürlich schwer, sich mit den Möglichkeiten anzufreunden, die uns die Mythologie vorgibt. Ich bin der Ansicht, daß wir unser Denken dorthin richten sollten.«
    »Ja, das wäre nicht schlecht.«
    »Und was denkst du?«
    »Ich weiß es nicht, Meister. Aber wir werden keine Götter vergrault haben.«
    »Doch!« Der alte Chinese wiedersprach heftig. »Doch, wir haben die Götter vergrault.«
    »Und welche bitte?«
    »Es war so, daß ich Tommy Li daran hindern wollte, seinen Weg zu gehen. Ich habe ihn zurückholen wollen, und dies gegen den Willen eines mächtigen Dämons. Dieser Dämon war so mächtig, daß ich…«, er beleckte seine trockenen Lippen, »daß ich nicht umhin kann, seine Strafe zu erwarten. Er hat bereits damit angefangen, denn er schickte jemand, der auf unser Gebiet eingedrungen ist und die vier Wächter einfach tötete. Das ist es, was mich stört, das ist…«
    Mit einer blitzschnellen Bewegung breitete Sadre beide Arme aus. Er tat es nicht oft, immer nur dann, wenn ihm plötzlich etwas eingefallen war und er dann seinen Meister einfach unterbrechen mußte.
    Der runzelte die Stirn. »Was hast du?«
    »Es ist jemand hier…«
    »Und wer, bitte?«
    »Ich spüre es!« flüsterte der Mann aus Sumatra. »Jemand treibt sich hier herum. Ich weiß es genau, aber ich kann ihn nicht sehen, und das macht mich fertig.«
    »Dann such ihn…«
    »Nein, er zeigt sich nicht. Er wird erscheinen, wenn er es für möglich hält.«
    Der alte Mann stand auf. Sein gelbliches Zitronengesicht mit den zahlreichen Falten straffte sich. »Kann es sein, daß du dich vielleicht geirrt hast?«
    »Bestimmt nicht.«
    Da hörten sie das Lachen.
    Wie ein Schatten tauchte Sadre zur Seite. Seine Hände bewegten sich traumhaft sicher, und plötzlich funkelten aus seinen Fäusten zwei Dolche hervor.
    Er hätte sie sofort geworfen und die Gestalt sicherlich auch getroffen, aber er brauchte sie nur anzusehen, um zu wissen, daß es keinen Sinn hatte.
    Das war kein Mensch, auch wenn er so aussah.
    Er mußte ein Dämon sein, auch wenn er die menschliche Gestalt angenommen hatte und sich so kleidete, wie man es heute nicht mehr tat. Er trug auf seinem Kopf einen dreieckig geformten schwarzen Hut, ein rotes Hemd, Kniestrümpfe, einen kurzen Mantel oder Überwurf, und sein Gesicht schimmerte in einer kalt wirkenden Bleichheit, wobei die dunklen Augen und Augenbrauen besonders stark auffielen.
    Unter der Nase zeichnete sich ein scharfer Mund ab, der zü einem kalten Lächeln in die Breite gezogen war. Dieser Eindringling war der Typ des Siegers. Er ließ sich von keinem etwas sagen. Wenn jemand bestimmte, dann war er es.
    Und wieder lachte er.
    Beide empfanden dieses Lachen als seltsam, denn sie erfaßte einige Klänge der Tonleiter, obwohl sie sich dabei noch immer im Mollbereich bewegte. Aber es war der Triumph zu hören, den er empfand und der den beiden nicht gefiel.
    Doch es kam noch mehr hinzu.
    Dieser Eindringling war bewaffnet. Er hatte das Schwert nicht in die Scheide gesteckt, sondern trug es offen, hielt mit einer Hand den Griff fest und mit der anderen die Spitze der Waffe.
    Obwohl sie normal aussah, war sie es nicht, denn über die zierlich dunkle Klinge hinweg tanzten ebenfalls dunkle Funken wie grauschimmemde Sterne.
    Er sagte nichts, er ließ sein Erscheinen wirken, und das geschah auch.
    Selbst ein Mann wie Sadre zeigte plötzlich Gefühle oder Nerven, denn seine Arme sanken nach unten, und mit einer eleganten Bewegung ließ er die beiden Dolche verschwinden.
    Li Choung bewegte seine Nase. Er schnüffelte, er roch, er wollte es wissen, denn von dieser anderen
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