Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen

0706 - Verkünder des Sonnenboten

Titel: 0706 - Verkünder des Sonnenboten
Autoren: Unbekannt
Vom Netzwerk:
werde ich dich einmal an Bord einladen und dich meiner Mannschaft vorstellen."
    „Wann startest du?"
    „Morgen, Kaiser. Deshalb ist das hier auch mein letztes Bier.
    Ich muß vollkommen klar sein, wenn es soweit ist. Außerdem habe ich noch eine Besprechung mit Atlan."
    Vancon Tabhun erhob sich. Er klopfte Kaiser Karl wohlwollend auf die Schulter.
    „Vielleicht ergibt sich doch noch eine Möglichkeit für dich", sagte er tröstend, aber der Greis hörte ihm an, daß er es nicht aufrichtig meinte.
    „Bestimmt, Vancon", erwiderte er mit heiserer Fistelstimme. „Ich werd's dich wissen lassen, wenn's soweit ist. Okay? Ich bleibe noch ein bißchen. Das Bier schmeckt so gut hier."
     
    *
     
    Robeyn Woys öffnete die Tür seiner Terrassenwohnung und blickte erstaunt auf den weißhaarigen Mann, der hochaufgerichtet, aber leicht schwankend vor ihm stand.
    „Guten Abend", sagte er. „Was kann ich für Sie tun?"
    „Sie sind Ingenieur Woys?"
    „Der bin ich."
    „Ich muß Sie unbedingt sprechen, Sir." Kaiser Karl hatte ein wenig Mühe, deutlich zu sprechen. Seine Zunge gehorchte ihm nicht mehr ganz so, wie er es gern wollte. „Kann ich hereinkommen?"
    „Bitte", entgegnete Woys befremdet. Er wollte nicht unhöflich sein. Und da er nicht wußte, ob dieser Besuch wichtig war oder nicht, beschloß er, sich erst einmal anzuhören, was der Mann wollte.
    Kaiser Karl trat ein, ging mit unsicheren Schritten auf einen auf einem Antigravfeld schwebenden Sessel zu und ließ sich darin nieder. Ächzend streckte er die Beine aus.
    „Was kann ich für Sie tun?" fragte der Ingenieur erneut.
    „Verzeihen Sie, Sir, ich kann kaum sprechen. Mein Hals ist so trocken. Haben Sie etwas zu trinken?"
    „Gern. Möchten Sie einen Schluck Wasser?"
    „Nein, danke."
    Der Ingenieur erhob sich und nahm zwei Gläser mit Bier aus dem Servomaten. Karl nahm eines entgegen und trank einen kräftigen Schluck.
    „Jetzt geht's schon besser, Sir."
    „Nun, dann sprechen Sie. Ich bin zwar allein, habe aber dennoch nicht viel Zeit. Es gibt ein vincranisches Drama in Gäavision, das ich gern sehen würde."
    „Natürlich, Sir, ich will Sie auch nicht lange aufhalten. Sie sind Ingenieur und arbeiten im Wartungsteam der DOOGEN?"
    „Allerdings. Wir führen einige Reparaturen aus, die notwendig geworden sind. Morgen früh erledigen wir den Rest. Aber warum fragen Sie?"
    Kaiser Karl kratzte sich am Bein. Er streckte es aus und spannte die Muskeln an. Dann legte er es ächzend über das andere.
    „Verdammtes Biest", sagte er und schlug sich klatschend mit der flachen Hand auf den Schenkel.
    „Ist Ihnen nicht wohl?"
    „Doch, Mr. Woys. Das Bein spielt nur wieder verrückt. Es ist ein Organtransplantat, verstehen Sie?"
    „Nein."
    „Schade. Nun, wie ist es?"
    „Ich weiß nicht, was Sie meinen."
    „Wirklich nicht? Ich wollte Sie fragen, ob Sie mich in Ihr Team aufnehmen können."
    „Sie?" Robeyn Woys lächelte ungläubig. Er blickte Karl abschätzend an und schüttelte den Kopf. „Sie machen zwar den Eindruck, als ob Sie in einer für Ihr Alter beachtlichen Form wären, aber ins Team kommen Sie dennoch nicht. Wir sind komplett."
    „Ich zahle gut."
    „Aha, jetzt begreife ich. Sie erwarten von mir, daß ich Sie mit an Bord nehmen und Sie dort zurücklasse? Nein, Alter, so etwas mache ich nicht mit. Das kommt überhaupt nicht in Frage." Der Ingenieur stand auf und ging zur Tür.
    „Hören Sie, Mr. Woys, ich will doch nur..."
    „Nein."
    „Lassen Sie doch mit sich reden."
    „Nein."
    „Verflucht." Kaiser Karl erhob sich. Er schwankte so stark, daß er sich an der Sessellehne abstützen mußte. Dann ging er hinkend zur Tür. Dort blieb er stehen und musterte das Gesicht des Ingenieurs.
    „Ich glaube, ich bin betrunken, Sir."
    „Ich möchte Ihnen nicht widersprechen."
    „Vielleicht können wir uns doch noch einigen?"
    Robeyn Woys schüttelte grinsend den Kopf. Er war davon überzeugt, daß Kaiser Karl es gar nicht ernst mit seiner Bitte gemeint hatte.
    „Danke fürs Bier, Mr. Woys." Der Alte tippte sich grüßend mit dem Zeigefinger gegen die Stirn und verließ die Wohnung. Die Tür schloß sich hinter ihm. Er blieb stehen, klopfte sich mit der flachen Hand gegen das rechte Bein und fluchte leise vor sich hin.
    „Ich fürchte, es wird nichts mehr mit deinem Traum von den Sternen", sagte er leise zu sich selbst.
     
    *
     
    Lordadmiral Atlan erhob sich hinter seinem Arbeitstisch, als Oberst Vancon Tabhun zusammen mit einem Adjutanten eintrat, der ihn
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher