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0706 - Verkünder des Sonnenboten

Titel: 0706 - Verkünder des Sonnenboten
Autoren: Unbekannt
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unmöglich."
    „Wieso?"
    „Wenn beispielsweise ein Mucy in einen Einsatz geschickt wird, bei dem man damit rechnen muß, daß man ihn etwas genauer unter die Lupe nimmt. Die Energieschwingungen des positronischen Zusatzteils würden dann unangenehm auffallen."
    „Das ist klar. Aber was hast du damit zu tun? Du bist ein alter Mann."
    „So alt nun auch wieder nicht, Vancon. 146 Jahre sind für einen Mann von meinem Schlag nicht viel", erwiderte Kaiser Karl mit krächzender Stimme. „Aber zum Thema: Für solche Cyborg-Exemplare verwenden die Konstrukteure organisch lebende und äußerst komplizierte Zellverbindungen aus den Plasmavorräten der Hundertsonnenwelt, aber auch Hirnzellen von Menschen, die kurz zuvor gestorben sind."
    „Ach, und du...?"
    Kaiser Karl nickte lächelnd. Er trank sein Glas aus.
    „Meine Großmutter sagte schon immer: Junge, du mußt sehen, daß du irgendwie überlebst. Nun, Sie selbst hat das nicht geschafft, aber ich ...? Nun, wir werden sehen."
    „Aber, verdammt, Kaiser, ist das ein Leben? Als Gehirnteil eines Mucys zu existieren, kann doch wirklich nicht erstrebenswert sein.
    „Das soll sich erst zeigen. Das aber ist ja auch nicht das Problem. Ich brauche Geld, und die Mucy-Meister werden es mir geben, sobald ich unterschrieben habe. Danach mache ich ein Faß Bier auf. Ich lade dich und deine Offiziere hiermit höchst feierlich dazu ein, diese köstliche Spende zu vernichten."
    „Es tut mir aufrichtig leid, Kaiser. Wir müssen ablehnen."
    „Das kann nicht dein Ernst sein. Warum?"
    „Weil wir einen Spezialauftrag haben."
    „Du wirst die Provcon-Faust verlassen?"
    „Da Informationen über diesen Auftrag ohnehin nicht in die Galaxis gelangen können, kann ich ruhig zugeben, daß du recht hast."
    „Aber damit verstößt der Lordadmiral gegen den Status quo, den er mit dem Konzil ausgehandelt hat", sagte Kaiser Karl besorgt. „Glaubst du nicht, daß unsere Feinde nur darauf warten, daß wir die Provcon-Faust verlassen und uns in der Galaxis umsehen? Einem Mann wie Leticron wäre das gerade recht. Für ihn wäre ein solches Unternehmen Anlaß genug, erneut gegen die Menschheit vorzugehen."
    „Glaube mir, Kaiser, Atlan setzt das Neue Einsteinsche Imperium nicht so ohne weiteres aufs Spiel. Er weiß, was er tut.
    Außerdem spielt Leticron heute kaum noch eine Rolle. Sein Nachfolger soll ein anderer, weniger harter und grausamer Hetran sein, aber das weiß niemand genau."
    Kaiser Karl kratzte sich sein Bein.
    „Dennoch, Vancon, man sollte es sich genau überlegen."
    „Das hat der Lordadmiral bestimmt getan. Wenn er ein Risiko eingeht, dann ist dieses genau kalkuliert."
    Kaiser Karl bestellte abermals Bier. Er trank hastig. Seine Hand zitterte leicht. Hart setzte er sein Glas auf die Tischplatte zurück.
    „Du könntest mir einen Gefallen tun, Vancon."
    „Jederzeit, Kaiser. Wenn es mir möglich ist, werde ich es tun."
    „Nimm mich mit."
    „Was hast du gesagt?"
    „Ich sagte, nimm mich mit", wiederholte er. Dann schlug er sich mit der flachen Hand klatschend auf den Oberschenkel und sagte: „Benimm dich!"
    „Ich verstehe weder das eine, noch das andere."
    „Eines würde schon genügen. Vancon, ich halte es auf Gäa nicht mehr aus. Ich möchte noch einmal hinausfliegen in die Galaxis, bevor meine Tage zu Ende gehen oder ich als Gehirnfragment in einem Cyborg weiterexistiere."
    „Kaiser, Alter, du weißt doch, daß es vollkommen unmöglich ist, daß ich dich mitnehme."
    „Es ist nichts wirklich unmöglich. Das ist eine Feststellung, die auf meine Großmutter zurückgeht. Sie war eine ungeheuer kluge Frau."
    Oberst Tabhun lächelte.
    „Wie lange ist es her, daß du in der freien Galaxis warst?"
    „Ungefähr hundertzwanzig Jahre, Vancon. Das war im Land der Dreemer, wo ich mein Bein verloren habe."
    Tabhun blickte auf das Bein des Pensionärs hinab. Karl kratzte sich am Oberschenkel.
    „Du hast ein neues Bein bekommen, Kaiser?"
    „Ja, aber was für eins! Es nimmt sich Frechheiten heraus."
    Tabhun lachte.
    „Hundertzwanzig Jahre sind eine lange Zeit, Kaiser, aber das ändert nichts an der Tatsache, daß ich nichts für dich tun kann."
    Kaiser Karl trank sein Bier aus und bestellte sich ein weiteres.
    „So ist das", sagte er resignierend. „Wenn man alt ist, muß man eben verzichten. Ich muß mich wohl damit abfinden, wenngleich meine Großmutter sagte: Gib nie auf, Junge. Wie heißt dein Schiff, Vancon?"
    „Es ist der Schwere Kreuzer DOOGEN, Kaiser. Wenn wir zurück sind,
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