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0706 - Verkünder des Sonnenboten

Titel: 0706 - Verkünder des Sonnenboten
Autoren: Unbekannt
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in Sol-Town? Ich dachte, Sie wären in dieser Jahreszeit auf Großwildjagd am Nordpol!"
    „Irrtum, Vancon Tabhun, ich bewundere gerade unsere neue Hauptstadt aus einer Höhe von dreihundert Metern."
    „Oh, und wie finden Sie Sol-Town?"
    „Ganz hübsch, Commander, aber was hilft das alles, wenn es hier kein Bier gibt?"
    „Kein Bier? Kaiser, in Sol-Town wird ein Bier serviert, das besser ist als alles, was es je auf der Erde gegeben hat."
    „Ich habe gehört, daß die Einwohner dieser Stadt schon immer besonders viel versprochen haben, ohne es je halten zu können."
    Vancon Tabhun lachte.
    „Ich wette, das hat Ihnen Ihre Großmutter erzählt."
    „Woher wissen Sie das?" Kaiser Karl blickte den Kommandanten überrascht an. „Können Sie Gedanken lesen?"
    „Nehmen Sie mich beim Wort, Kaiser. Ich lade Sie zum Bier ein. Tippen Sie AS-3536-C ein. Alles Weitere erledigt die Positronik Ihrer Maschine."
    Der Besucher tat, was Tabhun ihm geraten hatte. Er tippte die Daten in die Tastatur. Der Gleiter wendete den Bug auf die untergehende Sonne und sank gleichzeitig steil ab. Unter sich sah Kaiser Karl ein riesiges, muschelartiges Gebäude, das von einem Lichterkranz umgeben wurde. Nur knapp zwei Minuten vergingen bis zur Landung. Als Karl die Tür öffnete, trat ein hochgewachsener Mann auf ihn zu. Der Wind wehte ihm das blonde Haar ins Gesicht.
    „Hallo, Kaiser", rief er und streckte ihm lachend die Hand entgegen.
    Ächzend stieg Karl aus dem Gleiter. Er stemmte eine Hand in die Seite und verzog das Gesicht.
    „Die alten Knochen wollen auch nicht mehr so", sagte er. „Wo gibt es das Bier?"
    Der Kommandant schob ihm die Hand unter den Arm und führte ihn zu einem erleuchteten Eingang, wo ein weiblicher Roboter auf einer Plattform tanzte und die Vergnügungsarten aufzählte, die der Besucher hier genießen konnte.
    „Wenn ich geahnt hätte, daß Sie so einen Durst haben, Kaiser, dann hätte ich Ihnen ein Glas an die Maschine gebracht."
    „Ich werd's schon noch ein paar Minuten aushalten."
    Vancon Tabhun führte den Weißhaarigen in eine kleine, mäßig erleuchtete Bar, in der sich nur wenig Gäste aufhielten. Sie setzten sich in einer Nische an einen Tisch.
    „Was ist das?" fragte Kaiser Karl und deutete auf ein Gerät, das mitten auf dem Tisch stand. „Eine Transmitterimitation?"
    „Keine Imitation", entgegnete der Kommandant. „Dies ist die Transmitterbar. Passen Sie auf."
    Er tippte eine Buchstabenkombination in eine Tastatur.
    Zwischen den beiden handlangen Transmittersäulen entstand ein schwarzes Transportfeld, und aus diesem glitt Sekunden später ein Glas Bier heraus.
    „Sagenhaft", sagte Kaiser Karl. „Bestellen Sie mir auch eines?"
    „Das ist für Sie." Der Oberst streckte seine Hand aus und nahm das zweite Glas aus dem Mini-Transmitter entgegen. „Zum Wohl."
    „Zum Wohl. Ich biete Ihnen meine Freundschaft an."
    „Ich danke dir, Kaiser."
    „Auf deine Gesundheit, Vancon."
    Die beiden Männer tranken. Der Weißhaarige beobachtete den Kommandanten, als dieser sein Glas leerte.
    „Ah, das Leben ist langweilig geworden", sagte Karl. „Ich habe das Gefühl, daß mir die Pensionierung nicht bekommt. Ich möchte einmal wieder hinaus in den Raum, fremde Planeten sehen ..."
    Tabhun lächelte.
    „Du solltest doch Geld genug haben, dir eine Privatreise leisten zu können."
    „Ich habe ein bißchen mehr ausgegeben, als ich eigentlich hätte tun sollen. Deshalb bin ich ja in unsere neue Hauptstadt gekommen."
    „Das verstehe ich nicht."
    Kaiser Karl bestellte noch zwei Biere. Er wartete, bis die Gläser vor ihnen standen, prostete dem Kommandanten zu und erklärte: „Ich war zu einem Organgeschäft gezwungen."
    „Organgeschäft? Du scherzt. Das hat es früher einmal gegeben."
    „So etwas gibt es auch heute noch. Die Mediziner brauchen wieder Organe für die Mucys."
    „Du mußt dich irren, Kaiser. Multi-Cyborgs sind synthetisch gezüchtete Lebensformen. Dafür braucht man doch keine Organe."
    „Eben doch, Vancon. Die künstliche Herstellung der Cyborg-Gehirne stößt auf nahezu unüberbrückbare Schwierigkeiten. Die Biochemiker und Biophysiker unserer Neuen Menschheit gehen daher bei der Produktion der Mucys in fast allen Fällen den Weg des geringsten Widerstands. Sie reichem das hochwertige Zellgewebe der synthetischen Gehirne mit einer positronischen Rechenstation siganesischer Mikrofertigung an."
    „Davon habe ich gehört, Kaiser."
    „Nun, in manchen Fällen ist so etwas leider
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