0705 - Das schwarze Nichts
Nicole ein schwarzes Nichts vor sich, das sie an das Phänomen der zerfallenden, dahinschwindenden Echsenwelt erinnerte!
Kam es plötzlich auch auf der Erde zu Auflösungsprozessen?
Doch es war noch etwas anderes. Es war schlimmer als damals!
Sie spürte plötzlich eine Art Lockruf. Einen Sog in ihrem Geist, der sie in die Schwärze hinein zerren wollte!
Komm, schien eine lautlose Stimme in ihr zu flüstern, komm zu mir, werde eins mit mir…
Sie ertappte sich, nahe daran zu sein, dass sie die Treppenstufen wieder hinab lief und sich in die Schwärze hinein warf. Aber noch konnte sie sich beherrschen.
»Weg hier«, flüsterte sie. »Nur weg hier…«
Sie lief in Richtung ihrer Privaträume.
Und sie dachte an Zamorra: Was war mit ihm geschehen?
***
»Verdammt«, murmelte der Dämonenjäger und starrte in die Lichtlosigkeit vor ihm. Es war, als sei alles, was sich jenseits der Kellerzugangstür befand, verschwunden - fort -ausgelöscht. Château Montagne existierte nicht mehr; die ganze Welt existierte nicht mehr. Es gab nur noch diese Schwärze.
Zamorra fühlte sich wie ein Gefangener. Er spürte einen seltsamen Drang, der ihn in die Schwärze ziehen wollte, aber er konnte ihm Widerstand leisten. Aber was blieb ihm? Die Kellerräume, eventuell die Regenbogenblumen. Vielleicht war der Weg zurück ungefährlicher als der vorwärts. Es schien, als habe das Phänomen, das für die Blackouts verantwortlich war, Zamorra überholt, sei ihm jetzt schon ein paar Meter voraus.
Was war mit Nicole?
Und - was war mit den anderen Bewohnern des Châteaus? Patricia, Rhett, Fooly - dazu momentan Hawk und Beauchamp, und ein Blick auf die Uhr verriet Zamorra, dass in der nächsten halben Stunde auch Madame Claire, die Köchin, aus dem Dorf heraufkommen musste, um für das tägliche leibliche Wohl ihres Dienstherrn und dessen Besucher zu sorgen. William war ja hoffentlich in Rom in Sicherheit…
Zamorra fuhr herum.
Er wagte es nicht, die Schwärze zu durchdringen. Was auch immer geschah, er musste einen anderen Weg nehmen. Nach Rom, von dort aus anrufen und die anderen warnen! Sie mussten das Château so schnell wie möglich verlassen! Und er selbst musste eine Möglichkeit finden, diese Schwärze wieder verschwinden zu lassen!
Nur wie er das anstellen sollte, wusste er nicht. Er wusste ja nicht einmal, wie und wodurch sie entstand.
Er wusste nur, dass er sich vorkam wie ein altersschwacher, kranker Mann. Und dass er sein Amulett nicht mehr zu sich rufen konnte! Er konnte nur hoffen, dass Nicole es noch bei sich trug. Aber möglicherweise funktionierte es schon gar nicht mehr.
Zamorra wandte sich um und eilte die Treppe wieder hinunter. Er hoffte, dass seine Theorie stimmte - und dass auf dem Weg zu den Blumen keine weiteren Blackouts seiner harrten…
Dass die Schwärze hinter ihm schrumpfte und zu einem kleinen Ball wurde, der verschwand, bekam er schon nicht mehr mit.
***
Nicole nahm sich nicht die Zeit, sich umzuziehen; sie schnappte sich nur zusätzlich den Gürtel mit der Magnetplatte, an der der E-Blaster haften konnte. Für alle Fälle…
Den musste sie aus Zamorras Safe holen. Noch mal eine Etage höher, in sein Arbeitszimmer im Turm. Hawk und Beauchamp hatten ihre Bastelstunde bereits begonnen und achteten kaum auf Nicole, die an die Tapetentür trat, den Code in die unter der Tapete getarnte Tastatur eingab und die fugenlos schließende Safetür öffnete, die sich nach drei Sekunden automatisch wieder schloss.
Weil Nicole genau wusste, wohin sie zu greifen hatte, reichten die drei Sekunden. Augenblicke später haftete der Blaster an ihrem Gürtel.
»Wir müssen hier irgendwie 'raus«, unterbrach Nicole jetzt die Arbeit der beiden Computerfachleute. »Etwas Feindliches ist eingedrungen, trotz der Sperren, und breitet sich aus. Wir müssen wahrscheinlich einen der Seitenflügel benutzen, um hinaus zu kommen. Die Eingangshalle ist bereits blockiert.«
»Na klasse«, seufzte Beauchamp. »So was habe ich mir schon immer gewünscht. Ich hätte doch besser auf den Christmas-Inseln…«
»Okay, Cade«, sagte Hawk. »Lassen Sie Ihr Werkzeug und alle Überlebenshoffnungen fallen und folgen Sie der jungen Dame.«
Beauchamp verzog das Gesicht. Zu dritt verließen sie das Arbeitszimmer. Um das Gebäude zu wechseln, mussten sie eine Etage tiefer. Unwillkürlich sah Nicole nach unten.
Die Schwärze war verschwunden.
***
»Hallo!«, begrüßte Zamorra Carlotta, als ihm nach dem Regenblumen-Transport die
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