0705 - Das schwarze Nichts
schwarzhaarige Freundin von Ted Ewigk als erstes über den Weg lief.
»Furchtbar.« Ihre Augen wurden groß. »Einfach furchtbar siehst du aus. Wie ein Zombie. Bist du krank?«
Ich kann nicht krank werden, dachte er. Nicht mehr, nachdem ich von der Quelle des Lebens getrunken habe.
Aber er fühlte sich krank. Carlotta lag mit ihrer »Diagnose« gar nicht so falsch.
»Ist schon in Ordnung«, sagte er. »Ist William hier?«
»Klar. Hat sich Ted geschnappt und ist mit ihm ins Dynastie-Arsenal abgetaucht. Vermutlich saufen die beiden sich gerade die Birne mit Grappa zu, dass es die wahre Pracht ist. Männer!«
Zamorras Verdacht, dass sie deshalb ebenfalls in den Kellerbereich der Villa gekommen war, bestätigte sie mit ihren nächsten Worten: »Aber das Gelage werde ich gleich beenden. Schließlich hat Ted noch was anderes zu tun.«
»Vielleicht solltest du…«, setzte er an, aber sie unterbrach ihn sofort.
»Natürlich gibt's da kein Saufgelage. Das würde überhaupt nicht zu deinem steifen Butler passen. Stattdessen hat er was von Platten eines Grafen gebrabbelt, und von schwerer Antikraft oder so ähnlich…«
»Antigrav-Platten… Antischwerkraft…«, murmelte Zamorra erklärend.
»Mir doch egal. Aber wenn du Ted schon wieder in irgendeine böse Sache hineinziehen willst, in der er verletzt oder getötet werden könnte…«
Da war sie wieder, ihre übertriebene Sorge, die sie seit etlichen Monaten zeigte. Sie wollte Ted am liebsten kaum noch fortlassen, wollte jede Sekunde seines Lebens mit ihm teilen.
Aber das war etwas, das nicht funktionieren konnte. Ted war ein unsteter Mensch, er musste hinaus in die Welt und etwas tun. Er war niemand, der sich ans Haus fesseln ließ, nicht einmal von einem so hübschen, verführerischen Geschöpf wie Carlotta. Er liebte sie, aber er brauchte auch seine Freiheit, und das schien Carlotta im Gegensatz zu früher neuerdings nicht mehr so recht verstehen zu wollen. Sie versuchte, ihn völlig zu vereinnahmen.
Sie hatte sich verändert.
Aber warum?
Das hatte bisher noch keiner herausfinden können. Auch Telepathie funktionierte nicht, weil Carlotta wie auch alle anderen, die irgendwie zur Zamorra-Crew gehörten, mental abgeschirmt waren. So konnten dämonische oder sonstwie schwarzmagische Kreaturen ihre Gedanken nicht lesen, um daraus Vorteile zu ziehen.
Und Carlotta selbst pflegte entsprechende Fragen grundsätzlich nicht zu beantworten.
Ins Arsenal ging's gleich durch die Tür nebenan. Eher durch Zufall hatte Ted Ewigk einst diese unterirdische Anlage entdeckt, die sich in einer Dimensionsfalte neben der Welt in seinem Keller verbarg. Selbst die DYNASTIE DER EWIGEN hatte das Arsenal längst vergessen, und der frühere Besitzer der Villa, ein wegen Korruption verurteilter Politiker, der das Haus verkaufen musste, um seine Strafe bezahlen zu können, hatte erst recht keine Ahnung davon gehabt.
Einige Regalgänge weiter ertönten Stimmen. Zamorra und Carlotta folgten den Lauten und entdeckten William und Ted bei einigen übereinander gestapelten Stahlplatten, die wie übergroße Transportpaletten aussahen. »Kommando zurück«, unterbrach Zamorra das Gespräch. »Château Montagne wird angegriffen. Wir können im Moment nicht mehr hinein.«
Der Reporter war überrumpelt.
»Von wem? Wie? Und wo ist überhaupt dein Amulett?«, fragte Ted irritiert. »Wenn das Château angegriffen wird, wie du sagst…«
»Ich weiß nicht, wo es ist«, sagte Zamorra müde. »Ich kann es nicht mehr rufen, und ich habe es nicht mehr wieder gefunden.«
»Sag mal«, brummte der Reporter, der einmal der ERHABENE der DYNASTIE DER EWIGEN gewesen war, »was ist jetzt überhaupt los? Zuerst erscheint dein Butler und ersucht um Antigrav-Platten, jetzt kommst du mit deiner Hiobsbotschaft… was ist passiert?«
Zamorra erzählte es ihm, soweit er die Sache selbst durchschaute.
»Etwas, das trotz der Abschirmung herein gekommen ist?«, wunderte sich Ted. »Das kann doch eigentlich gar nicht sein. Ich denke, wir sollten uns das mal näher ansehen.«
»Ted!«, entfuhr es Carlotta empört. »Willst du dich schon wieder in Gefahr bringen?«
»Würdest du Freunde im Stich lassen?«, fragte er zurück.
Sie warf ihm einen bitterbösen Blick zu. »Und komm mir jetzt nicht auch noch mit dem saudämlichen Spruch, dass ich besonders schön sei, wenn ich wütend bin…«
»Keine Sorge«, winkte Ted ab. »Du bist immer besonders schön.«
Er küsste sie. Sie versuchte ihn dabei festzuhalten, aber er
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