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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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fremde, der unheimliche Bann.«
    »Ampitius?«
    »Indirekt«, gab ich zu und hob eine bunt bemalte Tonscheibe an, die aus der Werkstatt der jungen Töpferin stammte. Sie gefiel mir, und ich stellte sie wieder weg. »Diese Pest, Mrs. Morgan, sieht zwar aus wie eine normale, aber ich weigere mich, daran zu glauben, daß es auch eine normale ist. Da stecken andere Kräfte dahinter.«
    »Welche?«
    »Die alten, magischen Kräfte. Ich kann Ihnen das nicht näher erklären. Wir werden abwarten müssen, und ich habe, das will ich nicht verschweigen, die schlimmsten Befürchtungen, was die nächste Nacht angeht. Wir werden auch unseren Freund Father Ignatius davon unterrichten müssen.«
    Damit konnte die alte Dame nichts anfangen. »Wer ist das?« Sie schüttelte verwundert den Kopf.
    »Jemand, der uns begleitet hat. Ein Mönch aus dem Kloster St. Patrick. Er ist auch hier in Farthham, wollte aber den Pfarrer besuchen und mit ihm reden.«
    »Nicht die Pestkranken?«
    Mit dieser Frage konnte ich nicht viel anfangen. »Können Sie das näher erklären, Mrs. Morgan?«
    »Ja, gern. Sie wissen doch, daß aus dem Ort sechs Menschen von dieser Krankheit befallen sind. Wir wußten nicht, wo wir sie lassen sollten. Da hat unser Pfarrer dann vorgeschlagen, daß es am besten wäre, wenn sie in den alten Gewölben unter der Kirche bleiben. Und zwar so lange, bis sich die Lage wieder gerichtet hat.«
    Suko schaute mich an. Er lächelte und nickte. »Das ist eine gute Idee gewesen«, stimmte er zu.
    »Und Carter Eastland?« fragte ich, »wo könnte er hingelaufen sein? Zu den anderen Kranken?«
    Suko kniff ein Auge zu. »In eine Kirche? Glaubst du das?«
    Greta Morgan hatte zugehört und mischte sich ein. »Es ist ja nicht direkt die Kirche, sondern die alten Keller und Stollen darunter. Die Kirche ist auf einer Anhöhe errichtet worden. Man hat es in den unruhigen Zeiten bewußt getan, denn oft genug wurden die Gotteshäuser angegriffen, und man wollte sie auch plündern. Da mußten sich die Menschen eben in Sicherheit bringen. Die geheimen Stollen führten dann außerhalb des Ortes ins Freie. Sie haben schon manchem Flüchtling das Leben gerettet. Mehr kann ich Ihnen auch nicht sagen.«
    Suko wandte sich an mich. »Was meinst du dazu, John?«
    »Hört sich nicht schlecht an. Einer von uns sollte sich dort mal umschauen.«
    »Weshalb nicht beide?«
    Ich deutete auf Beth Morgan. »Ich möchte sie nicht aus den Augen lassen. Es hört sich zwar nicht so besonders gut an, aber ich könnte mir vorstellen, daß sie auch so etwas wie ein Lockvogel ist. Ich gehe davon aus, daß die Sympathien nicht nur auf einer Seite liegen. Carter wird sie wiedersehen wollen, und da möchte ich gern an ihrer Seite sein, wenn du verstehst.«
    »Und ob.« Suko lächelte. »Fragt sich nur, wer in die Kirche geht und wer bei ihr bleibt.«
    »Moment noch«, sagte Greta Morgan und hob die Hand. »Sie werden in der Kirche kaum etwas finden. Wenn Sie Erfolg haben wollen, müssen Sie schon durch die Sakristei gehen. Dort befindet sich der Zugang zu den alten Gewölben.«
    »Danke für den Tip.« Dann fragte Suko mich. »Wo finde ich dich denn, Alter?«
    »Sie können mit zu uns kommen«, sagte Greta Morgan. »Meinem Sohn gehört der Gasthof und Pub ›Highlander‹. Jeder kennt ihn. Wir haben auch Fremdenzimmer. Carter hat ja bei uns gewohnt. Dort lernte er Beth ja kenen. Es ist der beste Ort, finde ich.«
    »Das fanden wir auch.«
    Suko schlug mir auf die Schultern und ging. Er wollte zu Fuß gehen, den Wagen überließ er mir.
    Greta stand über ihre Enkelin gebeugt, die noch immer im Schaukelstuhl saß, der sich langsam vor und zurück bewegte. Das Quietschen besaß etwas Einschläferndes, und Beth sah ebenfalls aus, als wäre sie eingeschlafen, obwohl ihre Augen nicht geschlossen waren. Aber der leere Blick sprach dennoch für mich Bände. Sie hatte sich in eine andere Welt verkrochen. Beth war mit ihren Gedanken nicht mehr dort, wo sie eigentlich hätte sein sollen.
    »Du mußt jetzt mit uns kommen, Kind!« flüsterte sie ihr zu. »Du kannst nicht hier sitzen bleiben.«
    Es war eine Sache, die nur die beiden etwas anging. Ich verließ die Werkstatt und blieb vor der Außentür stehen.
    Noch machte der Ort einen ruhigen, friedlichen Eindruck, wobei ich jedoch vorsichtig mit der Beurteilung war, denn hinter dieser stillen Fassade konnte auch der Schrecken lauern.
    Die Sonne stand am Himmel. Er war so herrlich blau. Nur in Höhe der Bergspitzen sah ich einige
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