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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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Geistern verlassen?
    Er stürmte plötzlich auf mich zu. Sein Gesicht zu einer Fratze verzogen, den Mund weit aufgerissen, und er brüllte, daß unsere Trommelfelle vibrierten.
    So konnte nur jemand schreien, der einen anderen töten wollte. Ich duckte ab, sein Schlag verpuffte, trotzdem krallte er sich an mir fest und schrie weiter.
    Ich wußte nicht, was ich noch unternehmen sollte. Diesen plötzlichen Sinneswandel hatte ich nicht verkraftet, und ich merkte im nächsten Augenblick, daß es keine Schwäche gewesen war, weshalb er sich bei mir festgekrallt, sondern ein Trick.
    Bevor ich etwas unternehmen konnte, hatte er mir die Beretta entrissen, sprang zurück, hielt die Waffe im Anschlag und brüllte mich an. »Weg mit dem Kreuz! Weg mit dem verdammten Kreuz, Sinclair!«
    ***
    Von uns bewegte sich keiner. Ich hütete mich, auch nur falsch zu blinzeln, weil ich genau wußte, wie gut ein Detektiv mit einer Waffe umgehen konnte.
    Der schoß nicht vorbei!
    Zum erstenmal meldete sich Suko.
    Er sprach mit den beiden Frauen und warnte sie davor, das Falsche zu tun.
    »Sie sind nicht wichtig!« keuchte Carter. »Nur ihr beide zählt. Ihr wollt die Macht des Satans brechen, aber da habt ihr euch geirrt. Nicht hier und nicht mit mir.«
    Plötzlich ging mir der berühmte Kronleuchter auf. Jetzt war mir klar, was diese Geschwüre zu bedeuten hatten. Es war tatsächlich nicht die normale Pest, wie sie die Menschheit gefürchtet hatte, sondern eine magische, eine vom Teufel erzeugte.
    Gestern noch hatte er mein Kreuz anfassen können, heute aber haßte er es.
    »Warum, Carter?« fragte ich. »Warum soll ich das Kreuz abnehmen?«
    »Weg damit!« Er ließ sich auf keine Konzession ein. Er stand voll und ganz unter dem Bann einer anderen Macht.
    »Willst du es haben?«
    »Wirf es weg! Tritt darauf! Zerstöre es! Aber behalte es nicht mehr für dich!«
    Ich schielte zu Suko hin.
    Mein Freund stand auf dem Sprung. Er schaute den Veränderten lauernd an. Ich wußte, daß er nur auf einen kleinen Fehler des Mannes lauerte, um einzugreifen.
    Dann schoß er.
    Wir hörten den Knall, ich zuckte nicht einmal zusammen, weil mir dazu keine Zeit blieb, aber ich spürte den Luftzug, so nahe war das Geschoß über meinen Kopf hinweggefahren. Es klatschte irgendwo in die Wand, und ich hörte die Frage: »Reicht das?« Die Worte waren mehr als Kreischen ausgestoßen worden.
    »Okay, es reicht!«
    Er ließ es zu, daß ich die Hände abhob. Ich führte sie zu meinem Hals und dann in Richtung Nacken, weil ich dort nach der schmalen Silberkette fassen wollte, um das geweihte Kreuz aus dem Hemdausschnitt zu ziehen. Für Carter war es etwas völlig Normales. Er ließ mich gewähren, starrte auf meinen Halsansatz und auch auf meine Brust, denn dort mußte es jeden Moment auftauchen.
    Um Suko kümmerte er sich nicht.
    Mein Partner hatte sein Gewicht verlagert. Er stand so, daß er Carter mit einem schnellen Sprung erwischen konnte. Wahrscheinlich hatte er vor, ihm die Waffe aus der Hand zu schlagen.
    Noch wartete er…
    Und dann schlug er zu.
    Genau in dem Augenblick, als mein Kreuz sichtbar wurde und sich die Augen des Veränderten weiteten, weil er diesen Anblick genießen wollte. Sukos nach unten rasender Arm war wie ein Schatten.
    Er traf das Gelenk, die Finger schnellten auf wie eine Klammer. Noch im selben Augenblick landete meine Beretta am Boden, und der Typ stand plötzlich waffenlos vor uns.
    Seine rechte Hand sank nach unten. Sie sah aus, als wäre sie nicht mehr zu gebrauchen.
    »Hier ist das Kreuz«, sagte ich.
    Er stierte es an, ging einen Schritt zurück und hob den linken Arm an.
    Ich folgte ihm. »Dieses Kreuz, Carter, wird uns zeigen, auf welcher Seite du endgültig stehst. Du wirst es jetzt anfassen, und wir alle werden dabei zusehen.«
    Er heulte auf, und es klang, als läge ein Werwolf in den letzten Zügen. Er stand große Ängste aus, das wußte ich, konnte darauf keine Rücksicht nehmen, denn hier ging es um die Sache.
    Daß sich Beth bewegte, nahm ich aus dem Augenwinkel wahr. Ich achtete ebensowenig auf sie wie Suko, und das war unser gemeinsamer Fehler, denn plötzlich hielt sie meine Beretta mit beiden Händen fest und zielte auf meinen Rücken.
    Ich sah es nicht, aber ich wußte es, und ich hörte ihre Stimme, in der Panik mitklang und auch Angst um ihren Freund, von dem sie nicht lassen wollte.
    »Er wird gar nichts, Sinclair! Er wird jetzt gehen, und du wirst ihn nicht daran hindern, oder ich schieße dir die Kugel in den
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