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0704 - Der Pestbringer

0704 - Der Pestbringer

Titel: 0704 - Der Pestbringer
Autoren: Jason Dark
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braunhaariges, schlankes, junges Mädchen mit einem schmalen Gesicht und braunen Augen. Es war keine Schönheit, aber darauf kommt es im Leben nicht an. Wer sie so anschaute, hatte das Gefühl, sie immer beschützen zu müssen. Sie strich ständig ihre halblangen Haare zurück.
    Carter Eastland hatte sich hinter der Tür in einer schmalen Nische verborgen. Er hatte sich nicht hineingetraut, aber Beth fragte nach ihm. Das geschah aus einem Impuls hervor, und sie wollte wissen, ob er mit uns gesprochen hatte.
    »Wie kommen Sie darauf?«
    Sie ging einige Schritte zur Seite. Neben dem Brennofen blieb sie stehen, strich wieder das Haar zurück und flüsterte: »Ich hatte das Gefühl, daß er Hilfe holen würde.«
    »Das hat er in der Tat.«
    Da leuchteten ihre Augen. »Und jetzt? Was ist mit ihm…?«
    Wir hörten Schritte, drehten uns um und sahen Carter Eastland, wie er den Flur verließ. Er traute sich nicht, offen zu gehen, über seinem Kopf hing das Tuch.
    Und er kam langsam, Schritt für Schritt, als wollte er diesen Auftritt genießen.
    Ich schaute Beth Morgan an. Auch Suko und Greta hatten nur Augen für das junge Mädchen.
    Ob sie etwas begriffen hatte, wußte ich nicht. Vielleicht ahnte sie etwas, denn auf ihrem Gesicht zeichnete sich eine Gänsehaut ab. Ihre Züge waren starr wie Kerzenwachs und ebenso bleich. Sie hatte die Hände zu Fäusten geballt, sie wirkten verkrampft, da mußten bereits die Nägel in die Handballen stechen.
    Beth sagte nichts, obgleich die Lippen zitterten. Keiner half, da mußte sie durch.
    Carter Eastland blieb stehen. Das Tuch baumelte vor seinem Gesicht, die Enden zitterten leicht, und unter dieser Deckung klang ein schweres Seufzen hervor.
    Dann hob er die Arme.
    Sie sah aus, als wollte sie etwas sagen, verschluckte die Worte aber und beobachtete den Weg der Hände, die sich dem Tuch näherten.
    Sie umfaßten das Tuch.
    Wäre die Lage nicht so ernst gewesen, ich wäre mir vorgekommen wie in einer Zaubervorstellung, wo der große Meister dem staunenden Publikum seinen Lieblingstrick zeigt.
    Aber das hier lief anders, schlimmer, das war echt und keine Spielerei. Er riß das Tuch ab.
    Eine wilde Bewegung, als hätte er es lange genug getragen, um sich nun zu erlösen.
    Kein Schrei, kein Anfall, kein Kippen in die Bewußtlosigkeit. Es geschah gar nichts.
    Beth Morgan stand auf dem Fleck, staunte und starrte. Die Sekunden vergingen, sie regte sich noch immer nicht.
    Nur ihre Großmutter holte tief Luft, brachte aber auch keinen Satz hervor.
    Und dann - nach einer mir unendlich erscheinenden Zeitspanne, hob sie die Schultern an, öffnete den Mund, um die Lippen im nächsten Augenblick in die Breite wandern zu lassen, und sie sprach nur ein einziges Wort aus.
    »Carter…«
    Eigentlich ein harter Vorname. Aber wie das junge Mädchen ihn sprach, klang darin etwas mit, was keine Macht der Welt zerstören konnte.
    Liebe!
    Uns wurde in diesem Augenblick klar, daß sich die beiden jungen Menschen liebten. Daß es Beth Morgan egal war, wie der Mann aussah, denn Gefühle zielen nicht nur auf das Äußere.
    Suko und ich taten nichts, schauten nur zu, wie Beth auf den Detektiv zuschritt.
    Das Tuch fiel zu Boden. Er streckte ihr die Arme entgegen, seine Hände hielt er gespreizt, als wollte er sie nie mehr im Leben loslassen. Auch Beth reichte ihm die Hände. Sie nickte ihm zu. Sehr ernst sagte sie: »Es wird alles gut werden. Ich weiß es genau, Carter. Wir werden diese Nacht überstehen, wir werden auch die nächsten Nächte hinter uns bringen. Das Böse darf nicht siegen. Wir schieben ihnen durch unsere Liebe einen Riegel vor.«
    Das hörte sich an wie in einer Schnulze. Überhaupt hatte die Szene etwas aus einem Liebesroman an sich und war gleichzeitig mit TV-Serie ›Die Schöne und das Biest‹ zu vergleichen.
    Beth wollte den Mann umarmen. Wahrscheinlich würden die beiden nicht länger hier im Raum bleiben wollen, und ich entspannte mich auch wieder, aber es kam alles anders.
    Von wegen Liebes-Schnulze.
    Die harte Realität riß den Zauber brutal entzwei, denn plötzlich zuckte der Detektiv zurück.
    »Nein!«
    Er peitschte dieses eine Wort Beth Morgan entgegen, die überhaupt nicht wußte, wie ihr geschah. Er stieß sie zur Seite und kam auf mich zu. »Weg!« fuhr er mich an. »Hau ab, verdammt noch mal! Geh weg, du verfluchter Bastard! Störe die Hölle nicht!«
    Wir alle waren überrascht. Beth lief auf ihre Großmutter zu und suchte bei ihr Schutz.
    War Carter denn von allen guten
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