Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
070 - Schreie des Grauens

070 - Schreie des Grauens

Titel: 070 - Schreie des Grauens
Autoren: Dämonenkiller
Vom Netzwerk:
die Angelegenheit nicht so verbissen sehen. Diese Ähnlichkeit, meine ich. Die Zeichnerin kann irgendwo Ihr Bild gesehen habe."
    Dorian zuckte unmerklich zusammen, richtete sich auf und fragte verblüfft: „Sie sagten Zeichnerin? Also ist dieser mata kein Mann, sondern eine Frau?"
    Der Redakteur lachte und schlug mit der Hand auf die Tischplatte.
    „Keine Frau. Vielleicht wird mal eine draus. Ein Mädchen, ziemlich hübsch, aber keine der üblichen Miezen. Keine der typischen Kunstschlampen."
    „Bemerkenswert", sagte Dorian trocken. „Wie nett. Wo finde ich sie?"
    Der Redakteur bekam einen verträumten Blick und sah an Dorian vorbei durch die Scheibe auf zwei schnäbelnde und wie wahnsinnig gurrende Tauben, dann sagte er erklärend: „Eine Verrückte. Alle Männer hier sind hinter ihr her. Sie ist völlig uninteressiert. Vermutlich lesbisch, aber niemand weiß etwas. Warum sind Sie interessiert?"
    „Weil sie mich gar nicht kennen kann. Geben Sie mir, bitte, ihre Adresse! Ich werde sie ganz bestimmt nicht abwerben."
    „Nun, ich weiß nicht recht, ob ich so entgegenkommend sein darf", meinte der Redakteur, ein hagerer und nervöser Mann. Er studierte Dorians teuren Anzug, blickte wieder aus dem Fenster auf die Tauben und murmelte schließlich: „Wir hatten mal, nun, eine Art Betriebsfeier. Fasching war es, glaube ich. Wir waren alle irrsinnig besoffen und lustig. Mata war natürlich auch dabei. Sie trank nicht viel und fuhr schließlich einen von uns nach Hause. Ihm wurde schlecht, wissen Sie, und sie nahm ihn zu sich. Er kam in die Wohnung, und ihm wurde noch schlechter."
    Der Redakteur zündete sich eine Zigarette an und kippte den überquellenden Aschenbecher in den Papierkorb.
    „Und? Was passierte?" erkundigte sich Dorian.
    „Nichts. Absolut nichts. Die Bude war halb Werkstatt, halb asiatischer Tempel. Irre Poster, Schnitzereien und rauchende Räucherstäbchen, Kerzen, wackelige Stühle und so was alles. Mein Kollege wollte - nun, zärtlich werden, aber sie warf ihn hinaus. Doch ihr Tee, der hat ihm geholfen. Er hatte einen ganz klaren Kopf."
    „Sie machen mich immer neugieriger", sagte Dorian. „Sie lebte in Schwabing?"
    Der Mann ihm gegenüber fischte einen Zettel aus einem Holzkasten, schrieb etwas darauf, schob den Zettel über den Tisch und antwortete: „Natürlich in Schwabing. Ein verrücktes Huhn. Irgendwann hat sie mal, nun, Kunstgeschichte studiert oder so was. Sie kann wirklich gut zeichnen. Keine Probleme, auch wenn wir etwas geändert haben wollen. Die Zensur, wissen Sie."
    Dorian warf einen Blick auf den Zettel, steckte ihn zusammengefaltet in die Brusttasche und streckte eine Hand aus. „Ich danke Ihnen. Ich werde das Mädchen besuchen."
    „Sagen Sie ihr nicht, von wem Sie die Adresse haben, ja?"
    „Nein", erklärte Dorian und ging hinaus.
    Es war sechs Uhr. Nach dem, was Dorian von mata wußte, würde sie jetzt zu Hause sein.
    Er begann, nachdem er den Taxifahrer entsprechend befragt hatte, einen kurzen Spaziergang durch das alte und neue, das romantische und das häßliche Schwabing. Schließlich stand der Dämonenkiller in der Straße, deren Namen auf seinem Zettel stand.

    Maria Renata Leyser, las Dorian. Er war unruhig. Nicht deshalb, weil der Redakteur ihm gesagt hatte, Mata wäre eine schlafende Schönheit. Er kannte viele schöne Mädchen. Dorian war unruhig wie immer, wenn er sich auf der heißen Spur der Dämonen befand. Ohne zu zögern, drückte er auf den Klingelknopf, obwohl die Haustür offenstand.
    Er hörte das Läuten der Klingel. Oben im Haus war ein Fenster geöffnet. Nach dem Register über dem Lichtschalter zu urteilen, wohnte Maria Renata im vierten Stock dieses villenartigen heruntergekommenen Hauses, das über und über mit wildem Wein, Efeu und anderen Rankengewächsen bedeckt war. Neben den Eingangsstufen lagen die Brocken eines heruntergefallenen Dachziegels. Niemand antwortete. Der Türsummer schwieg.
    Dorian klingelte dreimal, länger und fordernder. Nichts. Es war jetzt acht Uhr. Das letzte Sonnenlicht des frühen Herbsttages schwand.
    Dann hörte Dorian Schritte auf der Treppe. Es waren unverkennbar die Tritte eines Mannes.
    Dorian zog sich einen Meter weit zurück und wartete, bis sich knarrend die Haustür öffnete. Ein bärtiger, langhaariger Mann in ausgewaschenen Jeans stand vor ihm. Er musterte ihn mißtrauisch. „Na?" fragte er. „Auf Wohnungssuche?"
    Dorian schüttelte den Kopf, grinste und sagte: „Keineswegs. Man schickt mich zu Ihrer
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher