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070 - Schreie des Grauens

070 - Schreie des Grauens

Titel: 070 - Schreie des Grauens
Autoren: Dämonenkiller
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oder fürchtete er, dort Hekate zu treffen?
    Er bückte sich und studierte die Schilder unter den Klingelknöpfen. Ein grimmiges Lächeln erschien auf seinem Gesicht, als er vergeblich den Namen oder die Abkürzung der Hexe suchte.
    Das Schild war alt. Es war nicht ausgetauscht worden. Jedenfalls hieß der Mieter oder die Mieterin, die jetzt in diesem Apartment wohnte, nicht A. H., sondern Spindler.
    Hatte er etwas anderes erwartet?
    Er machte sich die Mühe und ging die Straße wieder zurück, überquerte den Eisbach und wanderte hundert Meter am gegenüberliegenden Ufer abwärts. An dem Baum mit den traurig herunterhängenden Zweigen blieb er stehen und schaute zu der Terrasse hinüber, unter der er vor Tagen das Gespräch belauscht hatte.
    „Ich hätte es wissen müssen", knurrte er.
    Hekate war verschwunden.
    Dorian beschloß, sich heute abend sinnlos zu betrinken.

    Die Bar war so gut wie leer. Ein Liebespaar saß im hintersten Winkel und erzählte sich Nichtigkeiten, während Mussorgskis Nacht auf dem kahlen Berge durch den Raum dröhnte.
    Gregor warf Dorian, einen langen, verständnisvollen Blick zu, dann griff er wortlos zu der bewußten Flasche.
    „Du hast jede Menge Ärger", bemerkte er und stellte das Glas vor Dorian ab. „Sprich dich aus!" „Mata", sagte Dorian nur.
    „Aus? Ist eure Liebe gescheitert?"
    Als Gregor noch einmal, diesmal intensiver, in die Augen Dorians blickte, hörte er zu grinsen auf.
    Er goß sich ebenfalls einen spanischen Cognac ein und setzte sich Dorian gegenüber.
    „Was ist los, Dorian?"
    Sie schwiegen eine lange Zeit. Endlich brach Dorian das Schweigen und berichtete Gregor, was geschehen war. Er vermied es, besonders intensiv auf die unglaublichen Dinge einzugehen und mußte sich mitten in der Erzählung gestehen, daß er tief betroffen war. Sicher, er liebte Coco mehr - und auf eine andere, schwer zu definierende Weise - als Mata, aber er wußte jetzt, was er verloren hatte.
    Nach einem weiteren Glas murmelte er: „Und das ist das Ende. Niemand weiß, was daraus wird." Gregor fragte interessiert und unruhig: „Welche Möglichkeiten siehst du, Dorian?"
    „Entweder wird sie schnell wieder gesund", sagte der Dämonenkiller, „oder sie verkraftet den Schock nicht. Dann wird sie in einer Nervenheilanstalt enden."
    „Oder?"
    „Oder sie gibt sich auf. Dann wird sie sterben."
    Dorian bestellte sich den nächsten Cognac. Schließlich zog er eine Visitenkarte aus der Brieftasche und schrieb einige Zeilen darauf. Er schob sie über die Theke.
    „Tust du mir einen Gefallen, Gregor?" fragte er bittend.
    Er fing an, undeutlich zu sprechen.
    „Im Zusammenhang mit Mata - jeden."
    Dorian dachte an ihre zärtliche Stimme, ihren Körper und die langen Umarmungen. Dann tauchte Coco Zamis in seinen Gedanken auf.
    Er sagte stockend: „Ich muß zurück nach London. Versprichst du mir, daß du sie besuchst und dich um sie kümmerst?"
    „Klar doch. Ist doch selbstverständlich."
    „Und wenn sie mich braucht, mußt du mich anrufen. Ich habe immer einmal Zeit, hierher zu fliegen."
    „Ehrensache. Trinkst du noch einen?"
    „Ja. Schenk ein!" murmelte Dorian.
    Mata hatte wirklich nicht viel von ihrem Leben gehabt. Seine Hoffnung war, daß sie sich schnell wieder erholte, weil sie jung und widerstandsfähig war. Er kannte die Macht des Vergessens, die jede Erinnerung bis zur Unkenntlichkeit veränderte.
    „Hast du sie eigentlich geliebt, Dorian?" erkundigte sich Gregor eine Zeitlang später.
    „Eigentlich schon. Ich glaube, wir haben uns ehrlich geliebt."
    „Aber du hast eine Freundin in London?"
    „Wer hat das nicht?" erwiderte der Dämonenkiller.
    Er war nicht betrunken, als er ins Hotel zurückkam, aber er schwankte und schlief ein, kaum daß er das Bett erreicht hatte.

    Eines hatte er nicht bedacht.
    Es gab einen Zeichner, der seinen Namen nicht preisgab. Die Tageszeitung druckte noch immer die Folgen des Comic strips. Eines Tages kam Miß Pickford in Dorians Arbeitszimmer und legte ihm einen Stapel ausgeschnittener und gehefteter Seiten auf den Tisch.
    „Zeigen Sie es ja nicht Miß Coco!" drohte sie und sah ihn merkwürdig von der Seite an.
    „Warum nicht?" „Sehen Sie selbst! Sie spielen eine ziemlich miese Rolle."
    Beunruhigt betrachtete Dorian die Zeichnungen. Sie waren im gleichen Stil ausgeführt. Sie schilderten exakt seine Abenteuer in München und gaben sogar in ausgesuchter Form einige Dialoge wieder, die er erkannte. Er sah sich selbst, unverkennbar, wie er mit dem
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