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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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tatsächlich historischen Wert, denn es stammte noch aus dem Mittelalter. Er führte seinen Gast durch alle Räume und taute mehr und mehr auf, als Mr. Hagger größtes Interesse für alle Sehenswürdigkeiten zeigte.
    »Sie fragen, ob es hier spukt? Natürlich, in all diesen alten Häusern geht es um. Hier gibt es ein Verlies – der frühere Eigentümer benützte es als Kohlenkeller. Denken Sie nur, ein solcher Barbar! Kommen Sie bitte mit mir nach unten. Sie sollen alles sehen.«
    Er öffnete eine starke Eichentür und ging voraus. Sie stiegen eine steinerne Wendeltreppe hinunter, und der Minister zeigte seinem Gast nicht nur das Verlies, das er sorgfältig hatte restaurieren lassen, sondern auch noch eine tiefer gelegene Gefängniszelle, die nur zweimal zwei Meter groß war. Durch eine Falltür gelangte man nach unten, und Mr. Strathpenner ging wieder voraus.
    »Sehen Sie, hier sind noch die alten Ringe, an denen die Gefangenen an der Mauer angeschmiedet waren. Sie sind beinahe durchgescheuert. Aber der Raum ist ziemlich gut ventiliert.«
    »Es ist interessant«, entgegnete Mr. Hagger, als er unten angekommen war, »daß mein Chauffeur mir von dem Verlies und der Gefangenenkammer erzählt hat. Wenn ich irgendwie Gelegenheit hätte, sagte er, sollte ich Sie doch bitten, mir diese Sehenswürdigkeiten zu zeigen.«
    »Ja, mein Haus ist direkt berühmt hier in der Gegend.«
    Richter sind in England hohe Beamte, und man darf sie nicht warten lassen. Sir Charles Jean sah auf die Uhr und schloß heftig das Aktenstück, in dem er bis dahin gelesen hatte.
    »Der Minister sagte, daß er um halb fünf hier sein werde.«
    »Es tut mir sehr leid«, erklärte der Beamte. »Ich habe in seiner Wohnung angerufen. Er ist vor einer Stunde abgefahren und muß jeden Augenblick hier sein. Es ist sehr neblig, vielleicht ist er dadurch aufgehalten worden.«
    »Wo ist denn sein Sekretär?«
    »Mr. Cliney ist nach Crowborough gegangen, um einige Dokumente unterzeichnen zu lassen. Er war gerade zehn Minuten fort, als Mr. Strathpenner anläutete.«
    »Ich kann nicht länger warten. Morgen früh komme ich noch einmal wieder. Aber, bitte, sagen Sie Mr. Strathpenner schon, daß meiner Meinung nach starke Zweifel an der Schuld dieses Benner bestehen.«
    Er war kaum gegangen, als der Beamte die unliebenswürdige, heisere Stimme seines Vorgesetzten hörte und in dessen Büro eilte.
    »So, Sir Charles Jean war hier? – Hm! Und er ist wieder gegangen? Nun, ich kann nicht allen Richtern oder Hexern nachlaufen!«
    »Hexern?« fragte der erstaunte Beamte.
    Der Minister lachte rauh.
    »Der Schuft hat mich gestern abend besucht! Hm – dafür wird sich Mr. Bliss interessieren! Läuten Sie ihn übrigens in Scotland Yard an und sagen Sie ihm, daß ich ihn bei meiner Rückkehr von Paris am Freitag zu sprechen wünsche.«
    »Nach Ihrer Rückkehr von Paris?« fragte der Mann betroffen. »Es ist doch eine Kabinettssitzung für Freitag morgen angesetzt!«
    »Ich weiß, ich weiß«, erwiderte Mr. Strathpenner gelangweilt.
    Er öffnete seine Mappe, nahm ein Schriftstück heraus und betrachtete es genau. Der Beamte sah es und hielt den Augenblick für gekommen, um den Auftrag des Richters zu erledigen.
    »Sir Charles bat mich, Ihnen zu sagen, daß die Schuld Benners durchaus nicht erwiesen sei und daß Zweifel bestehen – « aber der Minister schrieb schon seinen Namen. »Die Vollstreckung des Urteils wird hierdurch um vierzehn Tage verschoben. Die Sache soll noch einmal überprüft werden, wenn am Mittwoch die Berichte aus Kanada eingetroffen sind.«
    Er löschte das Blatt ab und schob dem Beamten des Dokument zu.
    »Der Aufschub soll in den Zeitungen veröffentlicht werden.«
    »Das hätte ich mir tatsächlich denken können, daß der Hexer als Minister des Innern auftreten würde«, sagte Bliss. »Strathpenner ist ja leicht genug zu kopieren. Der Gedanke kam mir schon, als ich neulich mit ihm sprach.« Der Hexer hatte sich zunächst als Chauffeur verkleidet und Mr. Hagger zu der Besitzung des Ministers gefahren. Später schlich er sich ins Haus, sperrte die beiden ein, als sie zu den unteren Gewölben gekommen waren, und erschien dann als Minister im Amt.
    »Wie geht es denn Mr. Strathpenner?« fragte Colonel Walford.
    »Als sie ihn aus der unteren Gefangenenkammer befreiten, war er direkt tobsüchtig«, erwiderte Bliss mit ironischem Lächeln. »Ebenso Mr. Hagger aus Crouchstead, der trotz seiner Feindschaft gegen den Alkohol kräftig Wein getrunken
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