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070 - Neues vom Hexer

070 - Neues vom Hexer

Titel: 070 - Neues vom Hexer
Autoren: Edgar Wallace
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hatte.
    Mr. Strathpenner benützt das untere Gefängnis nämlich als Weinkeller, und schließlich mußten sie ja von irgend etwas leben. Womöglich säßen sie jetzt noch dort, wenn der Hexer nicht so nett gewesen wäre, mich telegrafisch zu benachrichtigen.«

3
    DER MANN MIT DEN VIELEN NAMEN
     
    Mr. Ellroyd kam sechs Monate nach der Ermordung des Rechtsanwalts Mester in England an. Die Polizei und alle Welt suchte damals nach Henry Arthur Milton, dem Hexer.
    Die Zeitungen aller europäischen Staaten berichteten über diesen Mann, der dauernd unter neuen Namen auftauchte und seine verschiedenen Rollen mit verblüffender Sicherheit spielte.
    Mr. Ellroyd machte ihm darin Konkurrenz, wenigstens wechselte er seinen Namen mindestens ebenso häufig wie der Hexer.
    Australien war seine Heimat, und dort hieß er Li Baran; in Chikago nannte er sich Bud Fraser, Al Crewson, Jo Lemarque, Hop Stringer und Jock. Unter diesen Pseudonymen suchte ihn die Polizei wegen verschiedener Morde, denn er war ein bekannter Revolverschütze und Bankräuber.
    In New York legte er sich wieder andere Namen zu, und in Kanada wurde er wegen Bigamie gesucht, weil er dort dreimal unter verschiedenen Namen geheiratet hatte.
    Als er von Malta aus nach England kam, litt er unter einer Art Hexer-Komplex. Die Eitelkeit der Verbrecher ist bekannt und sprichwörtlich, und auch Joseph Ellroyd war trotz seines vorgerückten Alters und seiner kühlen Lebensauffassung nicht frei davon.
    Er beneidete den Hexer um seine Popularität, und als er sein erstes schweres Verbrechen in England beging – es war ein Banküberfall bei hellem Tageslicht –, bezeichnete er sich als Hexer.
    Das war aber entschieden ein Fehler, denn es gehörte zu den Methoden des Hexers, die Öffentlichkeit zu meiden, die Aufmerksamkeit so wenig als möglich auf sich zu lenken und immer der große Unbekannte zu bleiben.
    Chefinspektor Bliss glaubte, daß der Mann seine Verfolger auf eine falsche Spur bringen wolle, aber darin hatte er unrecht. Joe Ellroyds eigentlicher Beweggrund war reine Eitelkeit.
    Und die Sensation, die er hervorrief, bereitete ihm auch die größte Genugtuung. In großen, flammenden Überschriften konnte man lesen: >Wieder der Hexer!< und ähnliches.
    Mr. Ellroyds zweiter Coup war etwas weniger aufregend. Er hatte einen Hotelsafe erbrochen und mit Kreide auf die Tür des Geldschrankes geschrieben: >Wieder der Hexer!<
    Einen Monat später ging Mr. Joe Ellroyd gerade in sein Schlafzimmer, um sich umzuziehen. Er wohnte im Piccadilly-Hotel, verkehrte in guter Gesellschaft und war stets aufs beste gekleidet. Er trat in den Raum, machte Licht und schloß die Tür.
    Als er sich umwandte, schaute er erst in die Mündung eines großen Brownings und dann in das maskierte Gesicht eines Mannes.
    »Sie sind doch Mr. Ellroyd?«
    Joe blinzelte nach der Pistole und ließ seine Hand dann scheinbar gleichgültig in die Tasche gleiten.
    »Wollen Sie wohl die Hand hochnehmen!« sagte der Fremde barsch. »Diese Pistole macht sehr wenig Geräusch, und ich kann Sie auffangen, bevor Sie zu Boden fallen. Ich bin Henry Arthur Milton – die Polizei sucht mich, weil ich einen Mann umgebracht habe, der den Tod reichlich verdient hatte.«
    »Mein Gott – der Hexer!« stieß Joe atemlos hervor.
    »Jawohl, mein Junge, der Hexer! Sie haben meinen Namen mißbraucht, um Ihre gemeinen Schandtaten und Räubereien damit zu decken, und Sie werden wegen schwerer Vergehen in allen Teilen der Welt gesucht. Ich protestiere ganz entschieden dagegen, daß ein gemeiner Revolverheld und Dieb wie Sie meinen Namen benützt. Es hat mich große Mühe gekostet, Sie aufzuspüren, und ursprünglich hatte ich die Absicht, Sie ins Leichenschauhaus zu bringen. Aber ich will Ihnen noch eine Chance geben.«
    »Hören Sie doch zu, Milton – «
    »Ich warne Sie jetzt – in Zukunft werde ich das nicht mehr tun. Wenn Sie vernünftig sind, richten Sie sich danach. Kommen Sie hierher – und etwas schnell!«
    Joe gehorchte. Der Hexer trat zur Tür, und das Licht ging aus.
    »Rühren Sie sich nicht – ich kann Sie deutlich sehen.«
    Kurz darauf öffnete sich die Tür und schloß sich wieder. Joe amtete schwer, tastete sich vorsichtig vorwärts, machte Licht und versuchte, die Tür zu öffnen. Aber sie war verschlossen, wie er schon vermutet hatte. Er eilte zum Telefon, entdeckte aber sofort, daß die Zuleitung durchschnitten war.
    Verstört sank er auf den Bettrand nieder und wischte sich den kalten Schweiß von der Stirn,
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