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07 Von fremder Hand

07 Von fremder Hand

Titel: 07 Von fremder Hand
Autoren: Deborah Crombie
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bemüht, doch Faith fiel eine gewisse Verkrampftheit an seinem Benehmen auf, und sie spürte eine ungewohnte Distanz zwischen ihnen.
      »Nick, was ist los?«
      Er zögerte, bevor er ihren Blick erwiderte. »Ich bin gekommen, um mich von dir zu verabschieden.«
      »Was meinst du damit - dich zu verabschieden? Ich komme morgen nach Hause - das heißt, zu Jack nach Hause. Und dann hat Winnie mich gefragt, ob ich zu ihr ins Pfarrhaus ziehen möchte.«
      »Ich weiß«, erwiderte Nick. »Sie hat es mir gesagt. Aber ich gehe fort von Glastonbury. Ich muss zurück nach Northumberland, Faith, weil ich dort noch etwas zu erledigen habe.«
      Faith starrte ihn an. Mit einem Mal wurde ihr klar, dass sie in ihrer Gedankenlosigkeit angenommen hatte, Nick würde immer dasein, so beständig wie die Sonne und der Mond.
      »Aber... du kommst doch wieder, nicht wahr?«, fragte sie, bemüht, mit fester Stimme zu sprechen.
      »Ich weiß es noch nicht. Aber wenn ich alles so hinkriege, wie ich denke, dann will ich vielleicht versuchen, einen Platz im Priesterseminar zu bekommen. Ich dachte - ich dachte eigentlich, jemand, der so viel Mist gebaut hat wie ich, könnte niemals Priester werden, aber Winnie sagt, man kann die Fehler anderer nur verstehen, wenn man selbst schon welche gemacht hat. Praktische Lebenserfahrung hat sie es genannt.« Er lächelte. »Schau nicht so schockiert drein. Es ist das, was ich immer schon gewollt habe; ich habe nur eine Weile gebraucht, um mir selbst darüber klar zu werden.«
      »Aber... Pater Nick?« Sie musterte ihn, als sehe sie ihn zum ersten Mal. Nick ein Priester, wie Winnie? »Naja...«, sagte sie zögernd, »ich denke, ich könnte mich dran gewöhnen.«
     
    Gemma und Kincaid hatten alles, was sie über den Mord an Garnet Todd und Bram Allens Selbstmord wussten, an DCI Greely weitergegeben. Seine Leute hatten bereits Garnets fehlenden Ohrring in der Nähe des Teichs oberhalb ihres Hauses gefunden, ebenso wie eine Strähne von Garnets langem grau meliertem Haar, die sich in einem Knopf der Jacke verfangen hatte, die Bram Allen am Abend der Tat getragen hatte.
      Jetzt saßen sie vor dem Kamin in Jacks Wohnzimmer, tranken Tee und diskutierten die Ereignisse der vergangenen Tage. Andrews Hündin Phoebe, die vorübergehend aus seinem Haus auf Hillhead gebracht worden war, hatte sich auf Gemmas Füßen zusammengerollt.
      »Wird Fiona darüber hinwegkommen?«, fragte Kincaid.
      »Sie ist sehr stark«, antwortete Winnie. »Aber das hier... ich weiß nicht. Ich bin nie zwei Menschen begegnet, die einander mehr geliebt hätten.«
      »Auch wenn Bram nicht der war, für den sie ihn gehalten hat?«
      »Ich bin mir nicht sicher«, meinte Winnie zögernd, »ob das eine Rolle spielt. Und wer von uns ist denn jemals ganz und gar ehrlich gegenüber anderen?«
      Gemma dachte an ihre eigene Unfähigkeit, mit Duncan über das zu sprechen, was ihr am meisten am Herzen lag. »Was ist mit Edmund? Glaubt ihr, dass er jetzt weiß, dass Alys und ihr gemeinsames Kind überlebt haben?«
      »Ich hoffe es«, antwortete Jack. »Nach achthundert Jahren hat er endlich seinen Frieden verdient.«
      »Wie die kleine Sarah Kinnersley«, sagte Winnie leise.
      »Was wirst du mit dem Manuskript machen?«, fragte Kincaid.
      »Zuerst einmal werde ich es studieren«, entgegnete Jack, ohne zu zögern. »Ich werde einige Experten wegen des Chorals um Rat fragen, und auch Konservatoren. Das Manuskript selbst ist erstaunlich gut erhalten, und wir wollen, dass das auch so bleibt.«
      »Du willst es nicht länger geheim halten?«
      »Ich denke, ein knappes Jahrtausend ist lange genug, meint ihr nicht auch? Die Menschen sollten davon erfahren - wer weiß, wozu das noch gut sein kann?«
      »Es ist aber doch eine ziemliche Verantwortung, oder?«, meinte Gemma nachdenklich. »Wenn es das ist, was du vermutest.«
      »Aber in Glastonbury hat es immer schon Leute gegeben, die sich um die Bewahrung unseres kulturellen Erbes bemüht haben«, warf Winnie ein. »Denkt nur an die Mönche und an Bligh Bond, und den Chalice Well Trust... Wir würden nur eine bewährte Tradition fortführen. Ich glaube, dass Edmund das gewollt hätte.«
      »Was ist mit Simon?«, fragte Kincaid. »Ich fürchte, wir haben ihm Unrecht getan, ganz gleich, welcher Verfehlungen er sich in der Vergangenheit schuldig gemacht hat.«
      »Ja, das kann sein...« Ein leichtes Lächeln spielte über Winnies Lippen. »Wenn
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