Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes
Autoren: Roger Clement
Vom Netzwerk:
Stirn gemalt hatte. Das war jedenfalls die übliche Methode, um einen Lehmklumpen zum Leben zu erwecken.
    Zamorra wollte etwas entgegnen. Doch da erwärmte sich plötzlich Merlins Stern-, untrügliches Zeichen für die Nähe Schwarzer Magie. Sofort schrillten bei Zamorra und Nicole die innerlichen Alarmsirenen.
    Es blubberte im dunklen Kanalwasser neben dem Bug der Gondel.
    Inzwischen war es Abejid geworden. Der Canal Grande wurde durch unzählige Laternen an den Palazzi und den Brücken in ein irreales Licht gehüllt.
    Die Bestie, die nun plötzlich aus dem Wasser auftauchte, war dafür umso wirklicher.
    Eine Art riesiger Lurchfisch streckte seinen hässlichen Kopf aus dem Wasser des Kanals. Er stank nach Verwesung und Tod.
    Für einen Augenblick verharrte das Monster wie erstarrt.
    Schien sich orientieren zu müssen…?
    Dann griff es die Gondel an!
    ***
    Die schwarzmagische Mutation schoss mit einem Teil ihres Körpers aus dem Wasser. Sie wand sich wie eine Seeschlange. Wühlte die Wogen des Canal Grande auf.
    Das Boot drohte zu kentern!
    Zamorra griff nach seinem Amulett. Geistesgegenwärtig verschob er die geheimnisvollen Hieroglyphen auf der erhabenen Oberfläche.
    Der Kopf des Lurchfischs stieß auf die Menschen in der Gondel nieder.
    Zamorra wollte Merlins Stern auf die Bestie richten.
    Doch da war schon der Golem zum Gegenangriff übergegangen!
    Emilio stieß mit seinem langen Ruder nach dem Biest. Außerdem brüllte er einen Satz in einer unbekannten Sprache. Wahrscheinlich eine Beschwörungsformel.
    Der Lurchfisch drehte den Kopf zur Seite. Soweit Zamorra sehen konnte, hatte er keine Zähne. Aber er konnte mit seinem mächtigen Leib die Gondel und ihre Insassen mit Leichtigkeit zertrümmern.
    Durch die Attacke des Golems bekam Zamorra eine kurze Atempause. Genug, um seine magische Silberscheibe in Position zu bringen.
    Er richtete Merlins Stern auf den Kopf des Lurchfisches.
    Ein halbes Dutzend silberner Blitze jagte kurz hintereinander aus der leuchtenden Mitte des Amuletts!
    Die weißmagische Energie traf die Bestie mit voller Wucht. Das Zielen war Zamorra in der schwankenden Gondel alles andere als leicht gefallen.
    Aber das Monster konnte Merlins Stern nicht widerstehen.
    Ein grässlicher Laut hallte über die Wasserfläche des Canal Grande. Dann wurde der Lurchfisch von einem silbrig schimmernden Kraftfeld eingehüllt.
    Im nächsten Moment war er verschwunden, als ob es ihn nie gegeben hätte.
    Nur das aufgewühlte Wasser zeugte noch von der tödlichen Gefahr, in der sich die beiden Menschen und der Golem gerade befunden hatten.
    Aufgeregte Rufe schallten von der Rialto-Brücke herüber. Natürlich war das Spektakel den zahlreichen einheimischen und fremden Karnevalisten nicht entgangen.
    Emilio wollte schon die Fahrt fortsetzen, als ihnen ein Polizeiboot entgegenkam. Das Fahrzeug versperrte ihnen den Weg.
    »Was ist hier los?«, fragte ein Uniformierter. »Wir haben eine Alarmmeldung wegen einer Seeschlange bekommen…«
    »Hier ist keine Seeschlange«, erwiderte Zamorra. »Oder sehen Sie eine?«
    Nicole verzichtete auf eine Teilnahme am Gespräch. Sie war reichlich grün im Gesicht. Allerdings wohl nicht wegen des Lurchfisches - da hatte sie schon ekelhaftere Kreaturen gesehen -, sondern wegen des immer noch heftigen schwankenden Bootsbodens unter ihr.
    Die Französin hatte zwar entzückende Beine - es waren aber ganz offensichtlich keine Seemannsbeine.
    »Jedenfalls warne ich Sie!«, fuhr der Polizist fort. »Nur weil Karneval herrscht, können Sie auf einem öffentlichen Gewässer keinen Unfug veranstalten!«
    »Unfug?«, echote Emilio. »Sehen Sie hier jemanden Unfug machen? Wir sind hier ganz friedlich entlanggefahren, als plötzlich das Wasser unruhig wurde. Vielleicht eine Stromschnelle oder so etwas…«
    »Eine Stromschnelle im Canal Grande? Wollen Sie mich auf den Arm nehmen?«
    »Das würde ich mir nie erlauben.«
    »Jedenfalls mussten wir wegen Ihnen eine Alarmfahrt unternehmen. Das wird teuer, mein Lieber!«
    Es dauerte noch einige Minuten, bis Zamorra die Beamten überzeugen konnte, dass keiner von ihnen eine Seeschlange unter der Sitzbank versteckt hielt. Sie kamen gerade noch um eine Anzeige wegen Erregung öffentlichen Ärgernisses herum.
    Endlich drehte das Polizeiboot ab.
    Der Golem und seine Passagiere setzten die Fahrt in der Gondel fort.
    »Ich hätte nicht gedacht, dass der Dottore so schnell auf uns aufmerksam wird«, brummte Emilio. »Das sieht wirklich böse
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher