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0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes
Autoren: Roger Clement
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beleuchtet.
    Wie ein drohender schwarzer Felsen ragte sie aus der Lagune. Geheimnisvoll anziehend und gefährlich zugleich.
    »Im Mittelalter haben Mönche auf der Insel gelebt«, rief der Fahrer über die Schulter hinweg. »Später, im 19. Jahrhundert, wurde San Michele dann zum Zentralfriedhof von Vene… Madonna mia!!!«
    Der Satz ging in einem Entsetzensschrei unter. David und Ann richteten sich auf. Sie schauten sich um. Aber sie sahen in der Dunkelheit nichts, was den Fahrer plötzlich so panisch werden ließ.
    »Porca miseria! Ich kann das Ruder nicht mehr drehen!«
    Offenbar riss der Mann mit beiden Händen am Steuer. Aber er konnte den Kurs des Bootes nicht beeinflussen.
    David hatte ihn gebeten, einmal um die Insel San Michele herumzufahren. Stattdessen hielten sie nun direkt auf den Felsen der Toten zu!
    »Was ist los?«, rief David. Er war von der Sitzbank aufgesprungen. Doch der Fahrer gab ihm keine Antwort. Stattdessen spie er einen Redeschwall in venezianischem Dialekt aus. Jedenfalls klang es in Anns Ohren so, die etwas Italienisch sprach. Es hörte sich ganz nach wilden Flüchen an.
    Der Mann am Steuer drehte immer noch wie ein Besessener am Lenkrad. Doch dieses rührte keinen Millimeter.
    Auch Ann bekam es nun mit der Angst zu tun. Denn inzwischen hatte sie etwas entdeckt, das ihre Aufmerksamkeit völlig fesselte. Es war abstoßend und anziehend zugleich.
    Im spärlichen Licht einer uralten Eisenlaterne sah man die Anlegestelle der Friedhofsinsel. Das Boot war vielleicht noch zehn Meter davon entfernt und hielt mit unverminderter Geschwindigkeit auf das Kai zu.
    Auf der Insel standen drei seltsame Gestalten.
    Eine davon trug eine schwarze Larve auf dem Gesicht. Der Kopf war mit einem Filzhut bedeckt. Das bunt gescheckte Flickenkostüm wirkte drollig und lustig. In einer Hand hielt der Maskierte eine Art langen Spachtel.
    Die zweite Person schien eine Frau zu sein. Sie trug ein rotes Kleid mit weißer Schürze. Das lange Haar glänzte weiß im Mondlicht und kontrastierte mit der schwarzen Maske über den Augen.
    Richtig Furcht einflößend wirkte die dritte Gestalt.
    Ihr Körper war in eine lange schwarze Robe mit Pelzbesatz an den Ärmeln und der Knopfleiste gehüllt. Das Gesicht war mit einer weißen tönernen Schnabelmaske bedeckt. Ein Samtbarett saß auf dem Kopf.
    Dieser Kostümierte hielt die Arme weit ausgestreckt in Richtung des Bootes. Beschwörend, wie Ann Kingsley fand.
    Hatte er das Steuer verhext?
    »Was sind denn das für Schießbudenfiguren?«, knurrte David Langston.
    Seine Freundin antwortete ihm.
    Sie hatte vor der Reise einiges über venezianischen Karneval gelesen.
    »Das sind klassische Karnevalskostüme, Dave. Die Frau trägt eine Moretta-Verkleidung. Der bunte Typ ist ein Arlecchino oder Harlekin. Und der mit dem Vogelschnabel - ein Pestarzt!«
    »Und die machen hier Karneval auf der Friedhofsinsel?«, grummelte Dave.
    Er war anscheinend der einzige Mensch in dem Boot, der nicht empfänglich war für die grauenvolle Ausstrahlung der drei Kostümierten.
    Vielleicht fiel er ihnen deshalb als Erster zum Opfer.
    Der Pestarzt machte eine leichte Bewegung mit der rechten Hand, die in einem schneeweißen Handschuh steckte.
    Plötzlich wurde der junge Amerikaner hoch in die Luft gehoben!
    Ann schrie erschrocken auf und schlug die Hände vor den Mund.
    Auch David brüllte nun und strampelte mit den Beinen. Aber es nützte nichts.
    Eine Kraft, die ihm tausendfach überlegen war, schmetterte ihn an Land. Es gab ein entsetzliches Geräusch, als sein Körper auf dem Granitbau einer Gruft aufschlug.
    Ann musste sich abwenden.
    Sie sah das Blut, das an dem grauen Stein herablief. Wie eine leblose Puppe sackte ihr Freund an der Mauer herab.
    Der Arlecchino verbeugte sich ironisch vor dem toten Amerikaner. Er fuchtelte mit seinem Spachtel herum.
    Der Fahrer hatte natürlich ebenfalls bemerkt, was mit seinem Fahrgast geschehen war. Mit zitternden Händen holte ein ein kleines goldenes Kreuz hervor, das er unter dem Hemd getragen hatte.
    Er hielt es den drei unheimlichen Gestalten entgegen, die sich nun auf das Boot zubewegten. Das Fahrzeug befand sich inzwischen nur noch gut einen Meter von der Insel San Michele entfernt.
    Anscheinend beeindruckte das Kreuz die dämonischen Karnevalsgestalten nicht besonders. Wieder machte der Pestarzt eine lässige Handbewegung.
    Das Kreuz wurde dem Fahrer aus der Hand geprellt. Gleich darauf hob eine geheime Macht ihn ebenfalls in die kalte Nachtluft.
    Der
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