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0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes
Autoren: Roger Clement
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Dämon. Mehr zu erklären würde jetzt zu weit führen. Diese Übertragung kostet mich Kraft. Du bist in allen Welten bekannt als Kämpfer gegen die Finsternis. Du und deine Gefährtin Nicole Duval. Darum bitte ich euch um Hilfe.«
    »Was genau sollen wir tun? Und wer bist du überhaupt?«
    »Ich kann diese Verbindung nicht lange aufrechterhalten. Es schwächt mich zu sehr. - Ihr solltet sofort nach Venedig kommen. Und ich heiße Claudia Salvador. Man nennt mich auch die Magierin von Cannaregio.«
    »Nur angenommen, wir kämen wirklich - wie finden wir dich?«
    »Mein Golem wird euch abholen. Bitte kommt - ihr seid meine einzige Hoffnung…«
    Das Gesicht verblasste.
    Die Worte hallten noch ein wenig in dem hohen Zimmer nach. Dann herrschte wieder Ruhe. Man hörte nur noch das anheimelnde Prasseln der brennenden Holzscheite.
    Die Erscheinung konnte keine halbe Minute gedauert haben.
    Nicole schob die Unterlippe vor.
    »Was hältst du davon, Cheri?«
    Zamorra machte eine unbestimmte Handbewegung.
    »Es könnte natürlich eine Falle sein. - Andererseits: wenn dieses Gesicht wirklich zu einer überlegenen Dämonin gehört hätte, dann würden wir jetzt nicht mehr existieren.«
    Zamorra stützte den Kopf in die Hände.
    »Ich kenne diesen Blick, Chef -ich gehe dann schon mal packen!«, sagte Nicole Duval augenzwinkernd.
    ***
    Tomaso Vapieri machte wieder einmal Überstunden.
    Aber das störte den jungen Mann wenig. Erstens konnte er jede Lira dringend gebrauchen. Schließlich hatte Tomaso erst vor kurzem geheiratet und das erste Kind war unterwegs. Und zweitens gehörte der Italiener zu den Menschen, die ihren Job liebten.
    Tomaso Vapieri war Glasbläser.
    Er schuftete hinter dicken Mauern. Schwitzend schwang er die Glasbläserpfeife. Unter seinen Händen entstand wieder eines dieser filigranen Meisterwerke, für das die ausländischen Touristen tief in die Taschen griffen…
    Ein leises Klirren erklang.
    Tomaso verharrte in der Bewegung. Er wusste, dass er allein in der Werkstatt war. Der letzte seiner Kollegen war bereits vor zwei Stunden gegangen. Die Zeiger der alten Standuhr hatten Mitternacht längst überschritten.
    Der Handwerker ließ die Glasmacherpfeife sinken. Er spähte in die Ecken und Winkel der unübersichtlichen Werkstube.
    In den vergangenen 500 Jahren hatte sich hier nicht viel geändert.
    Wie Tomaso wusste, wurde schon seit dem Jahre 982 in seiner Heimatstadt Venedig Glas geblasen.
    Und seitdem muss man sich wahrscheinlich auch mit Einbrechergesindel herumschlagen, dachte der junge Handwerker und griff nach einer breiten ›Schere‹, mit der er die Ränder der Vasen zog.
    Schritte näherten sich ihm.
    Plötzlich stand ein Arlecchino vor ihm. Der Kerl trug das klassische bunte Karnevalskostüm. Er hatte sogar einen langen Eisenspachtel, der zu dieser Verkleidung gehörte.
    Tomaso war für einen Moment verwirrt. Hatte er es mit einem Einbrecher zu tun? Oder war der Kerl einfach nur besoffen und hatte sich durch eine versehentlich offen stehende Tür hereingeschlichen?
    Der Glasbläser sollte es gleich erfahren.
    Der Arlecchino nahm einige fertige Vasen Von der Werkbank. Er legte seinen Spachtel zur Seite. Dann begann er mit den vier Vasen zu jonglieren.
    »He! Lass den Unsinn!«, rief Tomaso. Er hatte stundenlang an jeder dieser Vasen gearbeitet.
    Der Arlecchino war erstaunlich geschickt. Seine Hände bewegten sich fast überirdisch schnell.
    Doch plötzlich verharrte er wie eingefroren.
    Die Vasen fielen herunter und zerschellten eine nach der anderen auf dem Steinfußboden.
    Tomaso bekam einen Wutanfall. Er warf dem Arlecchino die übelsten Schimpfworte im venezianischen Dialekt an den Kopf.
    Da wurde er plötzlich von klatschenden Händen unterbrochen.
    Tomaso fuhr herum.
    Hinter ihm waren zwei weitere Karnevalsgestalten aufgetaucht. Ein Pestarzt und eine Moretta. Sie spendeten dem Arlecchino ironisch Applaus.
    »Erstklassige Jonglage!«, höhnte der Mann mit der Vogelmaske.
    Tomaso hob drohend seine Glasmacher-Schere.
    »Der Spaß ist vorbei, ihr besoffenen Herumtreiber! Geht zu eurer Karnevalsparty zurück, oder…«
    Der Pestarzt nickte dem Arlecchino zu.
    Dieser machte eine blitzschnelle Bewegung mit dem Eisenspachtel.
    Die Glasmacher-Schere wurde Tomaso aus der Hand geprellt!
    Der junge Handwerker sprang zurück.
    Er begriff, dass er seine ungebetenen nächtlichen Besucher unterschätzt hatte. Doch jetzt war es zu spät.
    »Wollt ihr Geld?«, fragte er. »Es ist nichts da! Der Patrono verwaltet
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