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0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes
Autoren: Roger Clement
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hatte sie noch mehr bringen können. Aber der zermürbende Kleinkrieg gegen den Dottore hatte allmählich ihre Seele und ihren verfallenden Körper zerstört.
    Manchmal sah Claudia Salvador sich selbst als ein Spiegelbild ihrer Heimatstadt Venedig. Wie die Lagunenstadt selbst war sie dem Untergang geweiht.
    Mit jeder Meereswelle gegen die unzähligen Stützpfeiler rückte Venedig dem unvermeidlichen Untergang ein Stück näher. Es war nur eine Frage der Zeit, bis die stolze Prachtstadt in der Lagune versank…
    Claudia Salvador straffte sich. Solange noch ein Funken Leben in ihr war, würde sie kämpfen.
    Und wenn sie sich allein dem Dottore nicht stellen konnte, dann brauchte sie eben Hilfe.
    »Ich werde mein Gesicht auf die Reise schicken«, kündigte sie sie.
    Emilio beugte sich interessiert vor. Dabei musste er allerdings aufpassen, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    Für einen Golem wie ihn konnte ein nächtliches Bad im Canal Grande sehr unangenehm werden. Schließlich hatte die Zauberin Emilio einst aus Lehm erschaffen.
    »Werdet Ihr Hilfe holen?«, fragte der Golem.
    Claudia Salvador nickte.
    »Ja, Emilio. Ich muss jemanden nach Venedig bitten, der es mit dem Dottore aufnehmen kann. Ich werde mein Gesicht zu Professor Zamorra schicken!«
    ***
    Es war ein trüber Wintertag im Loire-Tal.
    Château Montagne wirkte von außen grau und abweisend. Schneeregenschauer verwandelten die Wege in Sümpfe. Wer immer es vermeiden konnte, setzte keinen Fuß vor die Tür.
    Professor Zamorra stand an einem der hohen Fenster und schaute in die Landschaft hinaus. »Scheußlich!«
    Nicole Duval, seine Lebens- und Kampfgefährtin sowie Sekretärin, verzog ihre anziehenden Lippen zu einem Flunsch.
    »Ich weiß ja, dass dir mein Mohair-Pullover nicht gefällt, Cheri -aber sehe ich wirklich so abstoßend aus?«
    Zamorra grinste. Er ging zu Nicole hinüber, die sich auf ein gemütliches antikes Sofa gekuschelt hatte. Außer dem besagten Mohair-Pullover trug sie einen Supermini aus Stretchmaterial, der mehr von ihren perfekten Beinen zeigte als verhüllte.
    Die dunkelhaarige Französin war eine bildschöne Frau. Und sie unterstrich ihre natürliche Attraktivität durch eine schier unendliche Auswahl an modischer Kleidung.
    Wenngleich sie sich gerne auch textilfrei zeigte. Aber nicht an so einem trüben Wintertag wie diesem.
    Der Parapsychologe grinste.
    »Ich meine doch nicht dich, Cherie. Und auch nicht deinen geheiligten Pullover. Sondern das Wetter.«
    »Weiß ich doch.« Nicole klopfte mit der flachen Hand auf die Sitzfläche neben ihr. Zamorra verstand den Wink und setzte sich. »Ich wollte dich doch nur hochnehmen, Chef. - Hat dir das Wetter in Kambodscha besser gefallen?«
    »Das Wetter schon«, brummte Zamorra. »Das war aber auch das Einzige.«
    Nicole nickte düster.
    Es war zwar schon ein paar Wochen her, dass die beiden Dämonenjäger aus dem ostasiatischen Land zurückgekehrt waren. Dort hatten sie gegen einen Elefanten-Dämon kämpfen müssen. Außerdem war es um ein magisches Artefakt gegangen, mit dessen Hilfe man das Wetter beeinflussen konnte. Eine der Parteien, die hinter dem Kleinod her gewesen waren, war Zamorras Freund Ty Seneca gewesen. [1]
    Dabei hatte Seneca wieder einmal die negativen Veränderungen seines Charakters deutlich an den Tag gelegt. Zwei üble Halsabschneider-Typen waren, seine Leibwächter gewesen. Früher hätte sich der Freund des Dämonenjägers nicht mit solchen Gesetzesbrechern abgegeben.
    Aber seit er das letzte Mal aus Avalon zurückgekehrt war -nachdem der Schwarzzauberer Amun-Re ihn fast getötet hatte -, war er nicht mehr der, der er vorher gewesen war. Zamorra fragte sich, was mit seinem Freund geschehen war. Hatte die Magie des alten Atlanters ihn beeinflusst? Oder lag es vielleicht daran, dass er diesmal überraschend lange gebraucht hatte, um in die Welt der Lebenden zurückzukehren? Selbst Asmodis war sicher gewesen, dass sein Sohn Robert Tendyke es diesmal nicht mehr rechtzeitig geschafft hatte, mit Schlüssel und Zauberformel nach Avalon zu gehen, ehe der Tod tatsächlich eintrat…
    Und nun nannte Tendyke sich Seneca und legte eine Skrupellosigkeit an den Tag, die nicht nur Zamorra abstieß. Seneca hatte das Artefakt aus ganz persönlichen Gründen an sich bringen wollen und wäre dabei sicher auch über Leichen gegangen - wenn es so weit gekommen wäre.
    Zamorra hatte die ganze Geschichte in übler Erinnerung behalten.
    Natürlich - oft genug wünschte auch Zamorra sich,
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