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0698 - Karneval des Todes

0698 - Karneval des Todes

Titel: 0698 - Karneval des Todes
Autoren: Roger Clement
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zuerst muss ich mir diesen verdammten Dämon vornehmen!«
    Zamorra lief zurück in die Vorhalle.
    Da zerschnitt ein irrsinniger Schrei die Luft!
    ***
    Nicole wandte sich der Tür zu.
    Sie ging davon aus, dass die Gefahr von dort kommen würde.
    Am liebsten wäre die Französin wirklich nach draußen gegangen, um sich dem Dottore zum Kampf zu stellen.
    Aber sie spürte, dass sie Claudia Salvador nicht allein lassen durfte.
    Das Warten zerrte an Nicoles Nerven. Merlins Stern in ihren Händen erwärmte sich weiterhin spürbar und begann zu vibrieren.
    Nicole lauschte auf Schritte.
    Es gab zwar auch andere Möglichkeiten, wie sich ein Dämon fortbewegen konnte. Durch Fliegen, zum Beispiel. Aber sie schätzte, dass er auf seinen zwei Beinen hereinkommen würde. Warum sie das glaubte, konnte sie nicht genau sagen.
    Vielleicht, weil er einst ein Mensch gewesen war. Obwohl schon seine Taten zu Lebzeiten nichts Menschliches an sich gehabt hatten…
    Ein leise kratzendes Geräusch ertönte.
    Nicole drehte sich um. Es kam aus dem Mauerwerk. Gleich darauf wurde ihr klar, dass der Dottore sie ausgetrickst hatte.
    Aber da war es schon zu spät!
    Eine verborgene Tapetentür wurde aufgestoßen. Und eine dunkle Gestalt sprang in den Salon.
    Der Eindringling trug einen weiten schwarzen Umhang mit Pelzbesatz. Die Hände steckten in weißen Handschuhen. Auf dem Kopf saß ein Samtbarett. Und das Gesicht wurde von einer weißen Vogelmaske aus Ton bedeckt.
    Nun gab es keinen Zweifel mehr.
    Nicole hatte den Dottore vor sich.
    Am liebsten hätte sie ohne Vorwarnung die Blitze aus dem Amulett gejagt. Ihre Finger ruhten bereits auf den entsprechenden Hieroglyphen, um sie mit leichtem Druck millimeterweise zu verschieben und damit den weißmagischen Angriff einzuleiten.
    Doch das Eindringen des Dottore durch die Tapetentür hatte Nicoles Konzept durcheinander gebracht.
    Claudia Salvador stand jetzt nämlich direkt zwischen ihr und dem Dämon.
    »Buona sera«, höhnte der Dottore.
    Nicole konnte Merlins Stern nicht einsetzen, ohne die Magierin zu gefährden. Die Französin wusste nicht, ob Claudia sich darüber im Klaren war. Jedenfalls rührte sie sich nicht von der Stelle. Wie hypnotisiert starrte die Magierin die Vogelmaske an.
    »Es ist lange her, Valentino«, sagte sie zu dem Dämon.
    »So lange wie ein paar Ewigkeiten in einem anonymen Armengrab.« Die Stimme des Dottore klang dumpf und verzerrt hinter der Maske. »Dort habt ihr mich verscharrt. Mich, den mächtigen Dogen von Venedig.«
    »Du warst nie wirklich der Doge, Valentino. Du bist eine Schande für diese stolze Lagunenstadt. Dein Name ist aus den Geschichtsbüchern getilgt worden.«
    »Und das habe ich nur dir zu verdanken, liebe Schwester! Doch heute habe ich es endlich geschafft, zu deiner Karnevalsfeier zu kommen. Zum Karneval des Todes! Gefällt dir mein hübsches Kostüm? Und meine Maske? Ich werde sie kurz abnehmen. Damit du siehst, dass ich wirklich dein Bruder bin.«
    Der Dottore machte seine Ankündigung war. Er schob die tönerne Vogelmaske hoch.
    Nicole Duval hatte schon unzählige entsetzliche Dämonenfratzen gesehen. Aber der Dottore stach wirklich jede Konkurrenz seiner Artgenossen locker aus.
    Das Gesicht, das vor Jahrhunderten von einer türkischen Kartätsche zerfetzt worden war, hatte seitdem natürlich nicht an Schönheit gewonnen.
    Vermoderndes totes Fleisch saß auf den Knochen. Die blinden Augen starrten blicklos in die Gegend. Der Dottore konnte offenbar nur auf Grund von schwarzmagischen Kräften »sehen«. Doch nicht mit den zerschossenen Pupillen seines eigenen Körpers.
    Eine Familienähnlichkeit mit Claudia Salvador konnte Nicole jedenfalls in dieser verwüsteten Fleisch- und Knochenmasse nicht mehr erkennen.
    Nach wenigen Augenblicken verdeckte der Dottore den grauenvollen Anblick wieder mit der Vogelmaske.
    »Hübsch, nicht wahr? Und das habe ich nur dir zu verdanken!«
    »Du hast es dir selbst zuzuschreiben, Valentino. Deinem grenzenlosen Ehrgeiz, deiner Grausamkeit und Herrschsucht.«
    Der Dottore lachte zynisch.
    »Ich habe genug von deinen Moralpredigten. Ich bin aus einem einzigen Grund hier. Und das weißt du!«
    Unvermittelt griff der Dottore an. Er streckte die Arme aus und jagte offenbar unsichtbare Energiewellen auf seine Schwester.
    Doch Claudia Salvador zog eine weißmagische Abwehr hoch. Die Attacke des Dämonen verpuffte.
    Inzwischen blieb Nicole Duval nicht untätig.
    Sie steppte zur Seite, um ein freies »Schussfeld« zu bekommen.
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