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0690 - Die Flucht des Körperlosen

Titel: 0690 - Die Flucht des Körperlosen
Autoren: Unbekannt
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mühelos in Ketten zu legen verstand, so daß es kein Eigenleben zu entwickeln vermochte. Das war im Augenblick noch nicht notwendig. Aber die Ketten waren so gearbeitet, daß sie auch andere Bruchstücke des fremden Bewußtseins umfangen würden, sobald er sie in sich aufnahm. Und der Mutantengeist in seiner Gesamtheit, das wußte der Lare aus eigener Erfahrung, war ein nicht zu unterschätzender Gegner.
    Die Nacht war längst hereingebrochen, als Hotrenor-Taak zu seinem Flaggschiff zurückkehrte. Laafnetor-Breck hatte auf ihn gewartet.
    „Ich erkenne an der Heiterkeit deiner Miene", erklärte er, „daß du Erfolg gehabt hast."
    „Ja, mein Freund, ich bin erfolgreich gewesen!" bestätigte Hotrenor-Taak mit einem Überschwang, den er noch nie zuvor an den Tag gelegt hatte.
    „Du besitzt den Terraner?"
    „Ich besitze ihn."
    „Was wirst du nun mit ihm anfangen?"
    „Ich werde ihn verhören. Aber das hat noch Zeit. Er muß sich erst daran gewöhnen, daß er mein Gefangener ist."
    „Und wie, wenn er nichts weiß?"
    Diese Frage hatte Hotrenor-Taak nicht erwartet.
    „Warum sollte er nichts wissen? Er war eine der wichtigsten Persönlichkeiten des Solaren Imperiums, wie wir erfahren haben."
    „Das war vor langer Zeit. Jahrhundertelang irrte er als Geist durch das Nichts, und als er endlich wieder zum Vorschein kam, da sperrten ihn seine Freunde in einen galaktischen Felsklotz, der von Adern eines seltenen Metalls durchzogen wurde.
    Denselben Klotz nämlich, den unsere Schiffe auf deinen Befehl hin vernichtet haben."
    Hotrenor-Taak war froh, auf ein anderes Thema überwechseln zu können.
    „Wir haben Meldung erhalten?"
    „Ja, die Meldung kam, als du dort draußen warst. Der Felsklotz, den die Terraner Wabe 1000 nannten, existiert nicht mehr. Was wir damit ausgerichtet haben, bleibt fraglich. Wahrscheinlich befanden sich die Mutantengeister längst nicht mehr dort, als unsere Einheiten angriffen."
    Hotrenor-Taak machte ein nachdenkliches Gesicht. Aber sein Stellvertreter erwies sich als hartnäckig.
    „Was wird", wiederholte er, „wenn sich herausstellt, daß der Mutant nichts Wichtiges weiß?"
    „Ich weiß es nicht", antwortete der Verkünder der Hetosonen gedankenabwesend. „Ich glaube nicht an diese Möglichkeit, und wenn sie doch zur Wirklichkeit wird, dann muß man sehen..."
    Er beendete den Satz nicht, sondern ließ die Worte einfach in der Luft hängen. In diesem Augenblick faßte Laafnetor-Breck seinen Entschluß.
     
    8.
     
    Ich bin wieder ich...!
    Ich existiere in dem Körper eines Laren, in Hotrenor-Taaks Körper, und bin sicher, daß ich es hier bis an mein Lebensende aushallen könnte. Mein Bewußtsein besitzt zu dem parastrukturellen Gefüge des Larenkörpers eine Affinität, die der Affinität zum PEW-Metall gleicht, wenn es sie nicht gar übersteigt. Ich bin hier gut aufgehoben.
    Soweit zu meinem „körperlichen" Befinden. In jeder anderen Hinsicht ging es mir ausgesprochen schlecht. Ich war zum Sklaven degradiert. Der Lare erlaubte mir nicht die geringste Bewegungsfreiheit, und mit seinem dominierenden Geist verursachte es ihm keinerlei Mühe, die Schranken rings um mich herum so eng zu setzen, daß ich mich nicht zu rühren vermochte.
    Ich hatte keinerlei Einblick in sein Bewußtsein. Ich hatte keine Ahnung, was draußen in der Welt vor sich ging, wo der Lare - und damit ich - sich befand. Wenn ich überhaupt etwas erfuhr, dann erfuhr ich es durch einen Gnadenakt: er, der Verkünder der Hetosonen, war so gnädig, mir eine Handvoll Informationen zukommen zu lassen.
    Es war im Grunde dieselbe Lage wie damals, als ich in Leticrons Körper gefangen stak. Nur war Hotrenor-Taak ein noch mächtigerer Gefangenenwärter, und meine Hoffnungen, ihm bald wieder zu entkommen, waren entsprechend gering.
    Immerhin hatte ich inzwischen die wichtigsten Einzelheiten jener Ereignisse erfahren, die sich abgespielt hatten, während ich - nun, nicht ich selbst war. Der Begriff „Hyptons" war mir nahegebracht worden. Ich verstand, daß die Hyptons eine Gemeinschaftsintelligenz waren und daß mein Bewußtsein, als es sich mit der Menge der bleichen, von der Decke hängenden Körper vereinigte, in Hunderte von kleinen Bruchstücken aufgespalten worden war. Rückwärtsblickend schauderte ich vor der Größe der Gefahr, in die ich mich da ahnungslos begeben hatte. Aber eines konnte ich nicht vergessen: die Wärme, die Güte des Fluidums, das von den Hyptons ausging. Es verbarg sich hinter ihnen etwas, wovon weder
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