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0690 - Die Flucht des Körperlosen

Titel: 0690 - Die Flucht des Körperlosen
Autoren: Unbekannt
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gefährlicher Mann!" warnte ich Hotrenor-Taak.
    „Ich weiß es", antwortete er unwirsch. „Aber ich fürchte ihn nicht. Er ist ein Schwächling, ein Nichtstuer, ein Abkömmling einer der vornehmsten Familien, der überall für klug und weise gehalten wird, nur weil es unter seinen Vorfahren ein paar kluge und weise Leute gegeben hat."
    „Trotzdem schlage ich dir vor, die Gefahr ernst zu nehmen", wiederholte ich meine Warnung. „Laafnetor-Breck ist zu allem entschlossen. Ich bin an dich gekettet. Deine Sicherheit ist meine Sicherheit. Wenn es zum Schlimmsten kommt, übergib die Kontrollen deines Verstandes an mich. Ich alleine kann uns retten!"
    „Damit du dann dein Spielchen mit mir treibst wie damals mit Leticron, wie?" höhnte er. „Nein, Terraner: so dumm bin ich nicht."
    „Du bist viel dümmer, als du ahnst!" explodierte ich zornig. „Und in dem Augenblick, in dem die Gefahr wirklich vor dir steht, wirst du anders denken!"
     
    *
     
    Es war wieder wie zuvor - damals, als Leticron mich gefangenhielt. Merkwürdigerweise empfand ich diesmal jedoch eine größere Zuversicht, obwohl Hotrenor-Taak ein ungleich mächtigerer Fronherr war als er Überschwere. Aber vielleicht rührte meine Zuversicht gerade aus dieser enormen Stärke des Wirtsbewußtseins. Eines wußte ich mit Sicherheit: die Konstellation, wie sie jetzt bestand, konnte nicht von Dauer sein.
    Sie trieb zur Explosion. Hotrenor-Taak war ein Mann, dessen Bewußtsein sich ständig voll im Einsatz befand. Hauptsächlich der Kraft seines Geistes verdankte er die Erfolge, die ihn in der larischen Gesellschaft so hoch hatten aufsteigen lassen. Er konnte es sich nicht leisten, einen Teil seiner Geisteskraft ständig zu meiner Bewachung abzukontrollieren.
    Die Erkenntnis, daß ich ständig auf der Lauer lag, auf die kleinste Unachtsamkeit wartend, die es mir ermöglichte, die Fesseln zu sprengen, mußte ihn mit Unruhe erfüllen und Nervosität erzeugen, die darüber hinaus an seinen mentalen Kräften zehrte.
    Nein - ich war ganz sicher, daß die Freiheit nicht lange auf sich warten lassen würde. Die Lage strebte zur Entladung.
    Hinzu kam der Zwist zwischen Hotrenor-Taak und seinem Stellvertreter, Laafnetor-Breck. Auch dieser wirkte zu meinem Vorteil.
    Inzwischen hatte ich Zeit, mich auszuruhen. Ja, ausruhen: das war das Wort, mit dem sich meine gegenwärtige Tätigkeit am besten beschreiben ließ! Der Aufenthalt im Innern der paraenergetischen Struktur, die die Person Hotrenor-Taak darstellte, war ungemein beruhigend und entspannend. Ich fühlte, daß ich hier das Problem der Unterbringung körperloser Mutantenbewußtseine sozusagen durch Zufall gelöst hatte.
    Wir brauchten keine Erzklötze mit PEW-Adern und Paratransaugen mehr. Wir brauchten larische Wirtskörper.
    Sie leisteten denselben, wenn nicht sogar besseren Dienst als die PEW-Kanäle, und vor allen Dingen waren sie leichter zu beschaffen.
    Und noch etwas hatte ich erfahren: das Hetos der Sieben suchte aktiv nach dem Versteck der Reste der Menschheit. Es genügte dem Feind nicht, daß das Solare Imperium nicht mehr existierte.
    Er fühlte sich auch von dem armseligen Häuflein übriggebliebener Terraner und Solarier noch bedroht, das an einem unbekannten Punkt in den ungeheuren Weiten der Milchstraße eine letzte Zuflucht gefunden hatte. Diese Erkenntnis erfüllte mich mit Stolz, gleichzeitig aber signalisierte sie Gefahr.
    Wenn es mir je gelang, das Versteck der letzten Menschen zu erreichen, mußte ich sie vor der Drohung warnen, die von der verbissenen Suchaktivität des Feindes ausging.
    In diesem Augenblick ahnte ich noch nicht, wie rasch diese Mission auf mich zukam.
     
    *
     
    Trotz Hotrenor-Taaks eiserner Kontrolle bemerkte ich, daß er sich im Zustand höchster Erregung befand. Irgend etwas hatte seinen Zorn hervorgerufen. Ich versuchte, mich bemerkbar zu machen.
    Ich wollte erfahren, worum es ging. Aber entweder hörte er mich nicht, oder er wollte auf meine Rufe nicht reagieren. Als er die Fesseln endlich lockerte, da geschah es aus eigenem Antrieb, und nicht auf mein Drängen hin.
    „Die Gefahr, von der du sprachst, ist da", ließ er mich in seinen Gedanken lesen.
    Ich sah mich um. Im Spiegel seines Bewußtseins erblickte ich denselben Raum, den ich schon einmal gesehen hatte. Die Szene schien sich zu wiederholen. Auch diesmal war Laafnetor-Breck anwesend.
    „Wie kommt es, daß eine Einheit der Flottille sich ohne mein Wissen von Zabrijna entfernt?" dröhnte Hotrenor-Taaks
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