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0686 - Horror am Himmel

0686 - Horror am Himmel

Titel: 0686 - Horror am Himmel
Autoren: Jason Dark
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weicher, dickflüssiger Haut rann über das Gesicht und schuf ständig neue Formen, unheimliche Gebilde, wo eines über das andere hinwegrann.
    Ein Albtraum war zur schrecklichen Wahrheit geworden.
    Cigam rührte sich nicht mehr. Nur letzte Fäden rannen über sein Gesicht und den Hals entlang.
    Einer der Anwesenden erhob sich. Es war der Arzt. Er wusste, welche Pflicht auf ihn zukam.
    Der Doc gehörte nicht eben zu den schreckhaften Personen. Er hatte in seiner langen Laufbahn so einiges erlebt, und bei dem Job durfte man nicht zimperlich sein.
    Jetzt war er ebenso bleich wie die anderen. Mit schweren Schritten näherte er sich dem elektrischen Stuhl. Dabei fing er einen Blick des Henkers auf, der ebenfalls die Schultern hob.
    Auch ihm war alles völlig unverständlich.
    Der Arzt blieb dicht vor dem Hingerichteten stehen. Dabei ließ es sich nicht vermeiden, dass er in das Gesicht des Toten schaute.
    Es war kein Gesicht mehr, hatte nichts Menschliches mehr an sich. Es war nur noch ein Gebilde, das aus verlaufenem Kerzentalg zu bestehen schien.
    Alles war schief, die Proportionen hatten sich verschoben. Dennoch war die neue Haut glatt wie Porzellan.
    Und darin, tiefer als sonst, lagen die Augen. Die Brauen waren nicht zu sehen, deshalb zeigten die Augen auch einen so leeren Ausdruck. Eben wie bei einem Toten - oder?
    Auf einmal hatte der Arzt den Eindruck, dass dieser Verurteilte nicht tot war.
    Er konnte sich das Gefühl nicht erklären. Es war möglicherweise deshalb entstanden, weil er auch davon gehört hatte, dass Cigam immer von seiner Flucht gesprochen hatte. Von einer Flucht in eine andere Welt und dass er nicht zu töten war.
    Schlimm…
    Er beeilte sich, wurde hektisch, drehte sich um und nickte den anderen Männern zu. »Er ist tot.«
    Täuschte er sich, oder atmeten die Offiziellen tatsächlich auf? Der Attorney erhob sich und zog seine Jacke glatt. Diese Bewegung hatte etwas Endgültiges an sich.
    »Dann wäre dieser Fall wohl erledigt«, sagte er abschließend.
    »Ja«, bestätigte der Arzt, »das ist er.«
    »Lassen Sie ihn wegschaffen!«
    »Natürlich.«
    Die Offiziellen gingen. Andere Männer kamen. Sie trugen graue Kittel, die zu ihren ausdruckslosen Gesichtern passten. Für sie war es nur ein Job, den Toten zu verscharren.
    Ja, verscharren, denn ein normales Begräbnis würde es für ihn sowieso nicht geben. Das hatte er nicht verdient. Es gab immer irgendwelche Ecken auf den Friedhöfen, wo man Menschen wie Cigam begrub. Einen Wunsch hatte er trotzdem noch geäußert.
    Er hatte nicht verbrannt werden wollen, und diesen Wunsch mussten sie ihm nun erfüllen…
    ***
    Zwei Tage später!
    Es war Nacht, dunkel und neblig.
    Die beiden Männer hockten schon seit einigen Stunden in ihrem Wagen. Er parkte nahe der alten Friedhofsmauer unter dem überhängendem Geäst alter Bäume, sodass der Wagen erst aus unmittelbarer Nähe richtig zu erkennen war.
    Sheriff Cameron Harper hatte ihn gefahren, sein Deputy Tom Filgor hockte auf dem Beifahrersitz.
    Beide warteten.
    Harper sah den Tatsachen gelassen ins Auge, im Gegensatz zu seinem Deputy. Der bewegte sich unruhig auf dem Beifahrersitz, weil er seine Furcht nicht verbergen konnte. Außerdem qualmte er ununterbrochen, und die dicken Wolken glitten durch die heruntergelassene Scheibe ins Freie.
    »Sei doch nicht so nervös«, beschwerte sich der Sheriff.
    »Bin ich nicht.«
    »Doch, du bist es.«
    »Scheiße, das ist kein Job für mich.«
    Harper hob die Schultern. »Sei froh, dass du mitmachen kannst. Dann wirst du auch alles miterleben.«
    »Was denn?«
    »Abwarten.«
    Sie warteten noch eine halbe Stunde, bevor sie den Wagen verließen und das Werkzeug mitnahmen.
    Einen Spaten, eine Schaufel und auch eine Hacke benötigten sie.
    Wie Diebe schlichen sie über den Friedhof, was sie letztendlich auch waren.
    Ihre Tritte knirschten über den Kies. Sehr bald gelangten sie in den Bereich, wo kein Kies mehr gestreut worden war und die Grabkreuze aus billigem Fichtenholz bestanden. Sie steckten schräg im Boden, die meisten von ihnen ohne Inschrift.
    Harper hatte sich vorher erkundigt, wo sie das Grab des Mörders finden konnten. Da genau bildete die Friedhofsmauer einen Winkel. Sie mussten dort graben und würden ihn bestimmt rasch hervorholen können. Zwei Männer schafften das leicht.
    Taschenlampen trugen sie ebenfalls, aber sie schalteten sie nicht ein. So lange wie möglich wollten sie in der dunstigen Dunkelheit graben, um nur kein Aufsehen zu erregen.
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