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0686 - Horror am Himmel

0686 - Horror am Himmel

Titel: 0686 - Horror am Himmel
Autoren: Jason Dark
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»Ja, aber ich bin dabei geblieben! Hau ab, du verfluchter Pfaffe! Fahr zur Hölle, lass dich vom Satan auspeitschen, aber verschwinde von hier!« Gelblicher Schaum sprühte bei seinen Worten von den Lippen. Seine Augen wirkten wie Leuchtkörper aus den Tiefen der dunkelsten Verdammnis.
    Der Pfarrer schlug hastig ein Kreuzzeichen. Er schaute die Wächter der Reihe nach an, die ergeben die Schultern hoben.
    »So ist er nun mal«, sagte der Dicke.
    Der Pfarrer nickte. »Ich werde trotzdem für ihn beten!«, flüsterte er.
    »Leck mich, du krummer Hund!«, brüllte ihm der Mann aus der Todeszelle nach.
    Dann war er allein.
    Er wartete, er freute sich auf die Hinrichtung, wo ja noch zahlreiche Zuschauer dabei waren. Sie alle würden sich wundern, ja, sie alle.
    Es wurde Abend, man brachte ihm sein Essen, das er durch die Gitterstäbe schleuderte. Der Kartoffelbrei und die Möhren verteilten sich vor der Zelle.
    Der dicke Wächter wurde sauer. »Dich sollte man mit der Schnauze da hindurchziehen, damit du alles auflecken kannst.«
    »Tu's doch!«
    Der Wächter schwieg und wischte das Essen auf.
    Wenige Minuten später erhielt Cigam Besuch aus seinem Heimatort. Es war der Letzte, und ihn hatte er erwartet, es war sein allerletzter Wille gewesen.
    Sie führten den Mann herein, der seinen Stern nicht von der Weste genommen hatte.
    »Hi, Sheriff!«
    Cameron Harper nickte. »Ist alles okay, Cigam?«
    »Und wie!«
    »Wann setzen sie dich drauf?«
    »In dieser Nacht, glaube ich.«
    »Gut, viel Glück.« Er grinste verschwörerisch, und der Todeskandidat schüttelte den Kopf.
    »Nicht so schnell. Ich will dich noch an dein Versprechen erinnern, Mann.«
    »Das geht klar. Wir holen dich raus.«
    Cigam hob einen Finger. »Wenn nicht, Harper, komme ich von allein. Ich kann dir versprechen, dass ich es schaffen werde.«
    »Das glaube ich dir.«
    »Und vorbereitet ist alles?«
    »Ja.«
    »Wer weiß etwas?«
    »Kaum einer. Tom Filgor etwas.«
    Cigam verzog den Mund mit den blassen Lippen. Er hockte noch immer auf seiner Pritsche. »Dein Deputy ist keine Leuchte.«
    »Stimmt. Aber er gehorcht mir.«
    »Das ist wichtig.«
    »Sonst noch was?«
    »Nein, du kannst gehen.«
    Sheriff Cameron Harper nickte und grinste. Dann sagte er: »Ich wünsche dir noch viel Spaß, mein Freund.«
    »Danke, ebenso.«
    Der Sheriff verschwand, ohne sich noch einmal umzudrehen. Und er ging mit einer Gänsehaut.
    Zwei Stunden später holten sie Cigam ab, um ihn auf seinem letzten Weg zu begleiten.
    ***
    Sie waren gekommen.
    Der Richter, der Staatsanwalt und auch zwei Schöffen. Letztere fühlten sich mehr als unwohl in ihrer Haut. Sie blickten immer wieder zur Seite, weil sie dem Verurteilten nicht ins Gesicht schauen wollten.
    Er aber starrte sie der Reihe nach an und schenkte jedem von ihnen ein kaltes Grinsen.
    Noch einmal wurde ihm die Urteilsbegründung vorgelesen. Die Stimme des Staatsvertreters klang feierlich, als würde er in einer Kirche eine Predigt halten.
    Cigam schaute zur Decke. Die Augen hatte er verdreht, als wollte er damit andeuten: Tut mir das nur nicht an. Nur das nicht, um alles in der Welt!
    Die Zuschauer nahmen auf einer harten Holzbank Platz. Zwei Wächter flankierten den Verurteilten.
    Es war eine genaue Zeit für die Hinrichtung festgelegt worden. Die große Normaluhr an der Wand lief unaufhaltsam weiter - wie die Uhr des Lebens eben. Wenn sie eine bestimmte Zeit er reicht hatte, würde sie stoppen.
    Das wusste er.
    Dann kam der Henker!
    Er trug keine schwarze oder rote Kapuze, auch kein Beil, wie man es von früher her kannte, er war eigentlich ganz normal, trug sogar eine Krawatte. Hinter den Brillengläsern des Mannes funkelten dunkle Augen. Er nickte Cigam zu.
    »Kommen Sie.«
    »Gern.« Der Verurteilte grinste wieder.
    Der Henker schluckte. Das hatte noch nie jemand zu ihm gesagt, bevor er auf den Stuhl gesetzt wurde.
    Der »Brennsessel«, wie er auch zynisch genannt wurde, stand erhöht wie eine Opferstätte. Ein kantiges Gebilde mit zahlreichen elektrischen Anschlüssen, eine Konstruktion des Todes, des Grauens, der Vernichtung.
    Cigam musste sich setzen. Der Henker persönlich stülpte ihm den Helm auf den Kopf. Er tat es mit behutsamen, beinahe zärtlichen Bewegungen, und er schloss auch die Kabel an.
    Noch floss der Strom nicht. Es war fast noch eine Minute Zeit, die längste im Leben des Verurteilten.
    Er saß im rechten Winkel zu den Offiziellen. Wenn er sie anschauen wollte, musste er schielen. Sie hockten da wie die
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