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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis
Autoren: Claudia Kern
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überwinden. Es war fast schon zu spät, als Bill erkannte, was er angerichtet hafte. Er wechselte ein letztes Mal die Seiten und wurde dafür von Leonardo mit einem Fluch belegt, der ihn rapide altern ließ. Zamorra hatte keine Möglichkeit gefunden, den Prozess rückgängig zu machen.
    Schließlich opferte sich sein todgeweihter Freund, indem er einen Dhyarra-Kristall einsetzte, obwohl sein Geist für diese magische Waffe nicht mächtig genug war. Bill setzte sich dem Wahnsinn aus, rettete damit aber die anderen. In Zamorras Augen war er als Held gestorben. [1]
    »Öde Gegend hier, was?«, riss ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
    Der Parapsychologe sah auf. Vor ihm im Gang stand Alan Smith, der Mann, dem Zamorra es zu verdanken hatte, dass er in einem Flugzeug über dem amerikanischen Bundesstaat Montana saß.
    Smith arbeitete als Regisseur für einen großen US-Fernsehsender und löste mit seinen Dokumentationen regelmäßig Skandale und Prozesse aus. Vor einigen Tagen hatte er Zamorra kontaktiert und um ein persönliches Gespräch gebeten. Der Parapsychologe lehnte zwar zuerst ab, aber dann köderte ihn Smith doch, als Bill Flemings Name fiel. Also trafen sich Zamorra und Nicole, die sich ohnehin gerade in den USA aufhielten, in New Orleans mit dem Regisseur.
    Es war ja kein großer Umweg für sie; April Hedgesons Yacht SEASTAR II, mit der Ty Seneca und Zamorra versucht hatten, einen magischen Schatz aus einem im Golf von Mexico versunkenen Schiff zu bergen, war nach dem Fehlschlag im Hafen von New Orleans vor Anker gegangen. Den Schatz gab es nicht mehr, den Dämon, der ihn bewacht hatte, ebenfalls nicht, und Ty Seneca, der frühere Robert Tendyke, war stinksauer.
    Recht abrupt hatte er sich verabschiedet.
    Zamorra hatte den Eindruck, dass der alte Freund härter und fanatischer geworden war.
    Das erstreckte sich auch auf den geschäftlichen Bereich. Wie Zamorra erfahren hatte, strebte er eine »feindliche Übernahme« des teilweise konkurrierenden Möbius-Konzerns an. Da Zamorra nicht nur mit Tendyke/Seneca, sondern auch mit Carsten Möbius eng befreundet war, saß er nun gewissermaßen zwischen den Stühlen, aber er hielt es für seine Pflicht, Carsten vor dem bevorstehenden wirtschaftlichen Angriff zu warnen. Und das so bald wie möglich.
    Aber ein paar Tage blieben sie noch in New Orleans.
    Wegen des Todes eines Besatzungsmitglieds gab es einigen Papierkram zu erledigen, ein Mann war gefeuert worden, April musste also zwei neue Seeleute anheuern, und währenddessen wohnten Zamorra und Nicole noch auf der Yacht, kümmerten sich auch um den Silbermond-Druiden Gryf ap Llandrysgryf, der von einem Hai verletzt worden war. Aber so wie der Druide es verkündet hatte, wuchsen die beiden verlorenen Finger erstaunlich rasch nach, allerdings zehrte dieser Selbstheilungsprozeß sehr an seiner Substanz, und er benötigte während der Rekonvaleszenz ständig Hilfe und Betreuung.
    So konnten sie ein wenig Zeit abzweigen, sich mit jenem Smith zu treffen, der sich recht erfreut zeigte, zu dem Gespräch nicht extra über den Atlantik fliegen zu müssen.
    Während des langen Gesprächs stellten sich drei Sachen heraus.
    Zum einen plante Smith eine Dokumentarreihe über amerikanische Legenden und ihre realen Hintergründe, die auf Bills Buch beruhte.
    Zum zweiten war der Regisseur in den Danksagungen über Zamorras Namen gestolpert und wollte ihn als wissenschaftlichen Berater verpflichten.
    Zum dritten war Alan Smith ein Arschloch.
    Zamorra war niemand, der leichtfertig ein solches Pauschalurteil über einen Menschen fällte, aber bereits der erste Eindruck, als Smith solariumgebräunt im schwarzen Anzug und schriller Krawatte das kleine Restaurant betrat, während er gleichzeitig in zwei Mobiltelefone sprach, drängten diese Vermutung förmlich auf.
    Der Eindruck besserte sich auch nicht, als er sein Serienkonzept schilderte. Es ging Smith nicht um die wahren Geschichten, die hinter den Legenden steckten. Ihn interessierte nur das Geld, das er verdienen konnte, wenn er die Mythen sensationsgierig ausschlachtete. Sein vielleicht einzig positiver Charakterzug war, daraus nicht den geringsten Hehl zu machen.
    Trotzdem sagte Zamorra zu.
    Nicole erklärte ihn zwar für verrückt, aber der Dämonenjäger hoffte, dem Ganzen durch seine Mitarbeit einen zumindest halbwegs seriösen Rahmen zu geben. Das, so fand er, war er seinem alten Freund schuldig.
    Er hatte Nicole gebeten mitzukommen, aber sie hatte nur dankend abgewinkt und
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