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0686 - Engel der Finsternis

0686 - Engel der Finsternis

Titel: 0686 - Engel der Finsternis
Autoren: Claudia Kern
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irgendetwas von »unerledigtem Papierkram« gemurmelt. Außerdem wollte sie, wenn Zamorra sich schon mit den »Filmfritzen« einließ, an seiner Stelle mit Carsten Möbius reden. Also kehrte sie - mit einem Abstecher nach Frankfurt, Deutschland - ins Château Montagne, Frankreich, zurück, während Zamorra allein nach Los Angeles, California, flog, um dort das fünfköpfige Kamerateam zu treffen. Von Los Angeles aus ging es dann gemeinsam weiter nach Billings, Montana, wo eine gecharterte Turbo-Prop bereits darauf wartete, sie nach Sumatra zu bringen.
    Der Parapsychologe hatte den Namen anfangs für einen Scherz gehalten, aber ein Blick auf die Karte bestätigte, dass der Ort, in dessen Pioniermuseum Bill vor langer Zeit auf das Tagebuch von Katherine Dunbar gestoßen war, tatsächlich den Namen dieser Insel trug.
    Wegen dieses Tagebuchs hatte das Kilmteam die Reise auf sich genommen, denn es war der einzige Anhaltspunkt für das Schicksal des berüchtigten Hickman-Treks, der 1840 spurlos verschwunden war.
    Und die Überreste des Treks wollte Smith finden. Die ganze Reise über hatte er von nichts anderem geredet. Deshalb hatte Zamorra es auch vorgezogen, in der zwanzigsitzigen Maschine einen Platz in der letzten Reihe einzunehmen, während sich der Rest des Teams nach vorne setzte.
    »Stellen Sie sich das vor«, sagte der Regisseur in diesem Moment und setzte sich auf die Lehne des leeren Sitzes. »Irgendwo da unten, in irgendeinem Canyon voller Coyotenscheiße, steht vielleicht noch der ganze Trek. Dreißig oder vierzig Wagen mit mumifizierten Leichen. In den Körpern stecken abgebrochene Pfeile. Die Köpfe sind skalpiert. Die Kamera gleitet über die Leichen hinweg bis zu einem Planwagen. Er kommt immer näher und näher und peng! Werbeunterbrechung!«
    Smith lachte über seinen eigenen Witz.
    »Wir werden Millionen machen«, prophezeite er dann grinsend.
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Sie haben selbst Bills Buch gelesen. Katherine Dunbar hatte sich verirrt. Der Rest des Treks müsste viel weiter südlich gewesen sein. Es ist noch nicht einmal sicher, dass sie es überhaupt bis Montana geschafft hat. Wahrscheinlich hat ein Trapper ihr Tagebuch gefunden und irgendwann bei einem Sheriff abgegeben. Ich glaube nicht, dass Sie hier etwas entdecken.«
    »Sie sind nicht gerade leicht zu begeistern«, entgegnete Smith ungerührt, »aber Sie können sich auf meine Nase verlassen. Ich habe noch keinen Bericht in den Sand gesetzt - und wenn es in diesem Kaff auch nur einen alten Knochen gibt, finde ich den.«
    »So lange Sie nichts erfinden, soll mir das recht sein.«
    Der Regisseur hob die Schultern. »Sie werden die ganze Zeit dabei sein. Wenn Ihnen etwas nicht passt, müssen Sie es nur sagen.«
    Sein Blick fiel auf das Buch, das neben Zamorra lag.
    »Eine Schande, dass dieser Fleming so früh gestorben ist«, sagte er zusammenhanglos. »Was war's denn? Krebs? AIDS?«
    »So was Ähnliches«, antwortete Zamorra ausweichend. Selbst wenn er Smith die Wahrheit hätte erzählen wollen, was nicht der Fall war, so hätte der Regisseur ihn mit ziemlicher Sicherheit für einen Irren gehalten. Was hätte er auch sagen sollen? Nun, wissen Sie, da war dieser Dämon, der Bill rasend schnell altern ließ, aber von dem mit Hilfe eines magischen Kristalls, der dummerweise wahnsinnig macht, in die Flucht geschlagen wurde? Wohl kaum…
    Zamorra hatte sogar seine eigene Tätigkeit als Dämonenjäger und Parapsychologe so weit wie möglich heruntergespielt, um nicht in die Esoterikspinner-Ecke gedrängt zu werden. Wenn er bei dieser Dokumentation Einfluss ausüben wollte, war es wichtig, dass Smith ihn für seriös hielt.
    »Na ja, ist ja auch egal«, sagte der Regisseur schließlich, als er bemerkte, dass er von seinem Gesprächspartner keine weiteren Informationen zu erwarten hatte. »Wenn der damals den richtigen Produzenten an seiner Seite gehabt hätte, wäre da eine Menge Kohle drin gewesen. Die Leute stehen auf gut aussehende Wissenschaftler. Übrigens würde ich mit Ihnen auch mal gern einen Kameratest machen. Mit dem Gesicht und dem coolen Namen bring ich Sie ruckzuck auf den Bildschirm. Heißen Sie eigentlich wirklich so?«
    Was für ein Idiot, dachte Zamorra spontan. Er wollte gerade zu einer wenig schmeichelhaften Erwiderung ansetzen, als das Brummen der Motoren plötzlich stoppte.
    Für einen Moment herrschte völlige Stille.
    Smiths Augen weiteten sich.
    Zamorra spürte, wie sein Herz einen Schlag aussetzte.
    Wir stürzen ab,
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