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0685 - Monster-Town

0685 - Monster-Town

Titel: 0685 - Monster-Town
Autoren: Jason Dark
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allerdings lag abseits der Skiparadiese mit den weltbekannten Namen Aspen oder Vail. Er kam aus der Unendlichkeit und schien auch in der Unendlichkeit zu verschwinden. Das Gefühl hatte Tricia gehabt, als sie ihn gefahren war.
    Als New Yorkerin fühlte sie sich im Westen nicht gerade zu Hause, aber sie nahm es hin, das heißt, sie mußte es hinnehmen, denn sie war nicht zum Spaß unterwegs.
    Der junge Tankwart schraubte den Verschluß zu. »Es ist alles okay, Lady.« Er war sehr höflich.
    »Danke sehr, das ging aber flott.«
    »Wir sind von der schnellen Truppe. Wie sieht es mit Öl und Wasser aus, Lady?«
    Tricia überlegte, nickte. »Doch, ja, da könnten Sie einmal nachschauen, bitte sehr.«
    »Aber gern.« Der junge Mann war froh, Tricia einen Gefallen erweisen zu können.
    Sie ging derweil einige Schritte auf und ab, schlenkerte mit den Armen und sorgte für Bewegung des Kreislaufs.
    Mein Gott, wenn sie dachte, wie weit New York hinter ihr lag, war das schon ungewöhnlich. Dabei war sie erst am gestrigen Tag gestartet und hatte sich in Denver einen Leihwagen genommen. Sie erlebte die Natur pur, nicht die Hektik von Greenwich Village, wo sie eine kleine Galerie besaß. Sie verkaufte nicht nur Bilder, auch alte Bücher und sonstigen Krimskrams, den vor allen Dingen Touristen mitnahmen, die aus Übersee in die Stadt einströmten.
    Im Geschäft vertrat sie eine Freundin, auf die sich Tricia hundertprozentig verlassen konnte. Sie aber wollte nach Rockwell, denn dort sollte sich Clive Donovan, ihr Verlobter, aufhalten. Er ahnte wohl, daß sie kommen wollte, hatte ihr bei dem letzten Telefongespräch dringend davon abgeraten, war aber von Tricia nur ausgelacht worden. Sie ließ sich nichts verbieten. Zudem hatte sie Sehnsucht nach ihm. Beide mochten sich, waren bereits seit drei Jahren zusammen, auch immer wieder durch Clives Beruf getrennt worden, aber das fügte sie nur noch stärker zusammen. Jeder verließ sich auf den anderen, jeder wartete auf ein Wiedersehen. Diesmal war Tricia eben an der Reihe gewesen.
    Allerdings wußte sie nicht, was Clive in Rockwell so trieb. Seine Stimme hatte einen warnenden Klang bekommen, als er mit ihr sprach. Es war ihm nicht recht, daß sie kam.
    Daß eine andere Frau dahintersteckte, glaubte sie nicht. Sie hatten sich geschworen, sich gegenseitig aufzuklären, wenn es ihn oder sie einmal erwischte. Liebe auf den ersten Blick, Amors Pfeil, der haargenau ins Zentrum traf.
    Bisher war das nicht der Fall gewesen, und sie überlegte natürlich, weshalb sich Clive so seltsam benommen hatte.
    Er war Reporter, er war ein guter Reporter. Er war jemand, der keinem Problem aus dem Weg ging.
    Drohungen hatte er schon genug bekommen, und er besaß die Gabe, immer dort im Dreck zu wühlen, wo er am dichtesten unter der glatten Oberfläche lag.
    »So, Lady, Ihr Wagen ist okay«, meldete der Tankwart. Er wischte seine Hände an einem Tuch ab, das aus der rechten Overall-Tasche hervorhing. »Sie können drinnen zahlen.«
    »Danke.« Sie drückte ihm fünf Dollar in die Hand, und jetzt bedankte er sich.
    Der Raum war groß und luftig. Die breiten Glasfenster ließen das Sonnenlicht herein, das sich auf den hellen Fliesen verteilte. Tricia hatte ihre dunkle Brille in die Höhe geschoben. Sie klemmte an der Stirn wie zwei dunkle Augen.
    Tricia Black litt unter mehreren Leidenschaften. Eine davon hieß Popcorn. Sie kaufte noch eine große Tüte und nahm zwei Dosen mit Wasser gegen den Durst.
    »Gute Fahrt, Lady.«
    »O danke.«
    Der junge Tankwart hatte noch die Scheiben gewienert. Er hielt ihr sogar die Tür auf.
    »Fahren Sie noch weit, Lady?«
    »Nur bis Rockwell.«
    Sie hatte den Namen des Orts kaum ausgesprochen, als sich das noch jugendliche Gesicht verschloß. Der junge Mann sah plötzlich um Jahre gealtert aus.
    »Haben Sie was?«
    »Nein, nein - schon gut.« Er wollte die Tür zudrücken, weil Tricia schon im Wagen saß, aber sie stemmte ihre Hand dagegen.
    »Moment, jetzt noch nicht. Sie haben mich mißtrauisch gemacht. Was ist mit Rockwell?«
    »Nichts, gar nichts.«
    »Weshalb haben Sie sich so erschreckt, als ich den Namen erwähnte?«
    Der junge Mann merkte, daß er in der Klemme saß. Er sah keinen Ausweg, und flüchten wollte er auch nicht, da er sich vorstellen konnte, daß diese energische Person ihm nachlief.
    »Nun?«
    »Rockwell hat bei uns keinen guten Klang.«
    »Verstehe ich nicht.« Sie hob die Schultern. Das Leder der Jacke knarrte dabei leise. »Der Name hört sich doch
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