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0685 - Monster-Town

0685 - Monster-Town

Titel: 0685 - Monster-Town
Autoren: Jason Dark
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würdest auf jeden Fall fahren, auch wenn ich hier in London bleibe.«
    Ich las die Antwort in Bills Augen bevor er sie ausgesprochen hatte. »Natürlich, John, was denkst du von mir. Das bin ich dem toten Kollegen einfach schuldig.«
    »Kann sein.«
    »Das muß sogar sein.«
    »Da ich auch an deine Familie denke und weiß, daß man dich nicht allein fahren lassen kann, muß ich wohl in den sauren Apfel beißen. Einverstanden, Bill?«
    Er lachte. »Und ob ich einverstanden bin.« Dann streckte er den Arm aus und schlug mir auf die Schulter. »Ich finde es einfach toll, daß du dich entschlossen hast.«
    »Muß ich ja.«
    »Aber eines sage ich dir. Ein Spaziergang wird das nicht.« Er packte die Fotos wieder ein.
    »Sheila weiß doch Bescheid?«
    Bill nickte und schüttelte zugleich den Kopf. Auch eine Kunst. »Nicht so direkt. Sie hat die Aufnahmen nicht gesehen, sonst würde sie vergehen. Ich habe es für besser gehalten, sie nicht einzuweihen. Oder bist du anderer Meinung?«
    »Weiß Sie, daß Donovan nicht mehr lebt?«
    Bill schloß die Schublade ab, in der die Fotos lagen.
    »Ja, das habe ich ihr gesagt.«
    »Was hast du mir gesagt?« Sheila war plötzlich da. Sie stand auf der Türschwelle, die Arme angewinkelt, die Hände in die Hüften gestemmt. »Darf ich das auch wissen?«
    »Daß wir beide in die Staaten fahren werden.«
    Sie schaute etwas böse. »Nach Rockwell, meinst du?«
    »Ja, mein Liebling. John will bei mir das Kindermädchen spielen. Er denkt dabei nur an dich!«
    »Soll ich jetzt lachen?«
    »Wenn du willst.«
    Sheila schüttelte den Kopf und warf uns die entsprechenden Blicke zu. »Ich wollte euch nur sagen, daß ihr kommen könnt. Das Essen ist fertig. Und zwar sofort, sonst wird es kalt.«
    Ich schnellte hoch. »Herrlich, Mädchen. Was hast du denn heute wieder gezaubert?«
    »Pizza.«
    »Ha! Ein Wahnsinn. Ich liebe deine Pizzen. Sie sind super, sie sind einmalig.«
    »Und wem sagst du das noch?«
    Ich nahm ihr Gesicht in beide Hände. »Keinem sonst. Wie käme ich denn dazu?«
    »Wie steht es mit Glenda?«
    »Die kochte den besten Kaffee.«
    »Den bekommst du bei mir erst nach dem Essen. Ich hatte mehr an Rotwein gedacht.«
    »Toll.«
    Bill amüsierte sich. »Schätze, daß du doch hier übernachten mußt, John - oder?«
    »Daran scheine ich wohl nicht vorbeizukommen, wie ich euch so kenne…«
    ***
    Tricia Black drückte das Bremspedal des Wagens tiefer und hielt an der Zapfsäule. Wippend kam der Ford Camaro zum Stehen, und sie stieg aus. Es tat gut, nach der langen Fahrt endlich einmal Bewegung zu bekommen. Sie reckte und streckte sich, wobei sie das Gefühl hatte, allmählich eingerostet zu sein.
    Tricia schaute sich um.
    Die Tankstelle lag auf dem platten Land. Direkt am Highway, war sie mit allem ausgerüstet, was das Herz eines Fahrers begehrte. Man konnte nicht nur tanken und im Rasthaus essen, sondern auch in dem kleinen Park relaxen.
    Die Achtundzwanzigjährige führte einige Freiübungen durch, während sie den Tankwart bat, Benzin bis zum Rand einzufüllen. Er war noch jung, sommersprossig und hellblond. Er konnte seinen Blick nicht von Tricia wenden, beobachtete sie verstohlen.
    Eine Frau, die sich sehen lassen konnte.
    Die Jeans saßen ziemlich eng, zeichneten die Figur deutlich nach. Sie trug ein knallrotes, gut gefülltes Sweatshirt und darüber eine knautschige Lederjacke mit einigen Silbernieten und anderen Verzierungen, die ihre Jacke regelrecht wertvoll aussehen ließen. Ihr Haar war schwarz wie die Schwingen einer Fledermaus und auch durch Kamm und Bürste nicht zu bändigen. Das rote Stirnband in der dunklen Flut gab ihr einen gewissen Sportler-Touch. Ihr Gesicht mit der sonnenbraunen Haut war gut geschnitten, sie hatte blaue Augen und erinnerte ein wenig an die »California Girls«, die sich an San Diegos Stränden tummelten und das Leben nur genossen.
    Das aber täuschte. Tricia Black gehörte zu den Frauen, die sehr wohl wußten, was sie wollten, die ihr Leben in die eigenen Hände nahmen und sich durch Schwierigkeiten nicht abschrecken ließen, sondern auch weiterkämpften.
    Der Highway erinnerte an eine breite Schneise, die sich durch die Landschaft zog. Eine Landschaft mit Bergen, Tälern, Wäldern und kargen, wüstenähnlichen Landstrichen, dabei ziemlich hoch gelegen, schon in den Rockies, deren Bergspitzen und Nordflanken noch dicke, weiße Schneedecken zeigten, die sich fast wie gewaltige Leichentücher hinab in die bewohnten Täler zogen.
    Dieser Highway
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