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0681 - Leichenschiff der Druiden

0681 - Leichenschiff der Druiden

Titel: 0681 - Leichenschiff der Druiden
Autoren: Jason Dark
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seinen Weg zu Fuß fort. Der Schnee war wie ein Teppich, in den seine Beine einsanken. Der Wind schleuderte Eiskörner hoch und ließ sie wie weiße Stabringe tanzen. Die Luft war nicht kalt. Sie stand über dem Schneefeld wie eine wärmende Glocke.
    Weich und pappig, an manchen Stellen so hoch, dass der Mann kaum weitergehen konnte. Er überlegte, ob er den Rückweg zum Wagen antreten sollte, um seine Bretter unterzuschnallen. Es war wohl die einzige Möglichkeit, das Ziel zu erreichen.
    Jim atmete regelmäßig. Er war Märsche gewohnt, seine Kondition war gut, und er genoss auch die Stille.
    Das ging so lange gut, bis er plötzlich stehen blieb, als hätte man ihn vor die Brust geschlagen. Sein gut durchblutetes Gesicht verlor an Farbe, er schüttelte den Kopf, und der Satz: »Das kann doch nicht wahr sein!«, drang als Flüstern über seine Lippen.
    Was sich schräg vor ihm im tiefen Schnee abzeichnete, waren Spuren. Tiefe Spuren, ungefähr so frisch wie der Schnee und dabei kaum verweht.
    »Meine Güte…« Jim schüttelte den Kopf. Er lebte bereits ziemlich lange in der Einsamkeit, er hatte viel gesehen und kannte sich in der Natur des Landes aus. Fauna und Flora waren ihm nicht unbekannt. Er hatte Tiere gehegt und gepflegt, er konnte anhand frischer Spuren lesen, welches Tier seinen Weg genommen hatte, doch diese Spuren hier hatte er noch nie gesehen.
    Die konnte es normalerweise nicht geben. Weder ein Mensch noch ein Tier hatte so große Füße oder Pfoten.
    Unglaublich…
    Bevor er sich die Spuren näher anschaute, blickte er sich um. Nicht nur der Windhauch wehte ihm entgegen, es spürte auch die andere Botschaft, und die warnte ihn.
    Gefahr…
    Jim sah nichts. Der Wald hob sich dunkel auf dem hellen Schnee ab. Er war ein gewaltiges Gebilde und noch einigermaßen in Ordnung, auch wenn die Lawine jetzt eine Lücke gerissen hatte.
    Jim hatte nichts entdecken können und näherte sich dem ersten Abdruck.
    Lang und sehr breit drückte er sich in den Schnee. Jim maß mit seinem Arm nach.
    Er stöhnte auf, als er feststellte, dass er von der Hand bis zum Ellbogen hineinpasste. Sogar die Abdrücke von Zehen konnte er erkennen, und ihm kam in den Sinn, dass es ein Ungeheuer gewesen sein musste, das hier seinen Weg zurückgelegt hatte.
    Nur gab es keine Ungeheuer mehr, die waren ausgestorben. Überhaupt hatte die Welt derartige Tiere oder Mutationen nicht aufzuweisen, obwohl sich die Legende vom Yeti, vom Schneemenschen, noch immer hielt und sogar ein bekannter Bergsteiger sich daran machen wollte, den Yeti zu finden.
    Aber der Yeti lebte in Tibet und nicht auf den Britischen Inseln.
    Jim Greenwood kam mit den Spuren nicht zurecht. Er stand bis zu den Schienbeinen im Schnee und verfolgte die Spur mit seinen Blicken.
    Sie bewegten sich an seiner Hütte vorbei. Das Muster in der weißen Fläche konnte er noch weiter verfolgen, und es verschwand erst im Schatten des Waldes.
    Jim schluckte und drückte seine Hände gegen die Stirn. Er überlegte hin und her. Der Entschluss stand schnell fest. Er musste der Zentrale Bescheid geben.
    Schwerfällig drehte er sich um, stieg in den Jeep und rangierte ihn zurück. Mit dem Fahrzeug konnte er den Spuren nicht folgen, weil der Schnee einfach zu hoch lag. Der Jeep wäre darin versackt. Es gab nur die Möglichkeit, der Spur parallel zu folgen, und dies natürlich in einer gewissen Entfernung.
    Durch den Wald führte ein Weg. So breit, dass auch die Fahrzeuge der Holzfäller ihn benutzen konnten. Jim kannte die Strecke im Schlaf. Sie war ihm so vertraut und zog sich über eine Länge von knapp sechs Meilen hin. An diesem späten Morgen jedoch kam sie ihm fremd vor. Er rechnete mit dem Schlimmsten und merkte zum ersten Mal, dass ihm die Einsamkeit auch Angst machen konnte.
    Er traute keinem Baum mehr, keinem Strauch. Die wippenden Zweige kamen ihm plötzlich vor wie Arme mit Fingern, die sich nach ihm ausstrecken wollten.
    In Kurven schlängelte sich der Weg durch den Wald. Oft genug veränderte er seine Breite und wurde manchmal so eng, dass der Jeep kaum normal durchkam.
    Und dann bremste er.
    Die Reifen waren gut, sie packten auch auf dem Schneeboden. Der Jeep rutschte nicht in die Büsche. Aber das war für ihn nicht von Bedeutung, denn er hatte einen anderen Grund für seinen plötzlichen Stopp gehabt.
    Die Spuren kreuzten den Weg!
    Er tat nichts, er stieg nicht aus, er schaute nur durch die Frontscheibe nach vorn, und in seinem Magen bildete sich ein Klumpen, der aus einem
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