Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
Vom Netzwerk:
Aussehen sie verwirrte, war kein Mensch. Er mochte ein Dämon sein oder eine andere Kreatur, die sich ein menschliches Aussehen gegeben hatte. Es war jedoch der Mensch, auf den sich die dritte Schwester konzentrierte.
    »Spürt ihr es jetzt?« fragte sie ungeduldig. »Er ist ein Zauberer, der die Magie unseres Herrn gesehen und sich ihr widersetzt hat.«
    Die beiden anderen Schwestern ließen sich in der Dunkelheit treiben, bis sie dem nichtsahnenden Menschen ganz nah waren.
    »Wir spüren nichts, aber wenn du es sagst, wird es wohl so sein«, hauchten sie gemeinsam. Die dritte Schwester schob sich vor den Mann, der durch sie hindurchblickte und weiter mit seinem Begleiter sprach. Er sah so anders aus als die Männer ihres Volkes. Er war zu groß, seine Augen waren seltsam rund und sein Haar viel zu hell. Mit einem Teil des leuchtenden Bandes, aus dem sie in dieser Erscheinungsform bestand, strich sie ihm fast zärtlich über das Gesicht.
    »Du hast seine Magie gesehen und bist doch blind geblieben.« In ihrer Stimme schwang Bedauern mit. »Du hast seine Macht gespürt und dich nicht unterworfen. Der Makel des Frevels haftet an dir. Aber ich kann ihn von dir nehmen, wenn du seine Herrschaft annimmst. Wenn nicht…«
    Sie ließ den Gedanken unvollendet und schwebte hinauf bis zur Decke der Höhle. Ihre Geschwister warteten geduldig, auch wenn es ihnen seltsam erschien, daß ihre ältere Schwester so heftig auf die Anwesenheit der Fremden reagierte. Aber sie stellten keine Fragen.
    »Webt das Netz«, befahl die dritte Schwester.
    Die beiden Schemen verschwendeten ihre Zeit nicht mit einer Antwort, sondern begannen um den Mann, der kein Mensch war, zu kreisen. Innerhalb von Sekunden entstand ein Kokon, der ihn fast völlig einhüllte.
    Die Schwestern wichen zurück. Ihre Arbeit war getan.
    ***
    »Ich kann nicht glauben, daß du das wirklich getan hast«, sagte Zamorra verärgert.
    Im Licht der Taschenlampe sah Gryf ihn verständnislos an. »Wovon redest du?«
    »Davon, daß du mich einfach in den zeitlosen Sprung reißt, mitten in irgendeine Höhle, ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, ob ich das überhaupt will. Du hättest fragen können, Gryf.«
    Der Silbermond-Druide, dem man sein mehr als achttausend Jahre langes Leben nicht im geringsten ansah, grinste. »In Ordnung, Alter. Stell dir vor, wir springen zurück zum Château. Dort frage ich dich dann höflich, ob du dir etwas ansehen möchtest, das ich in einer Höhle gefunden habe. Erklärend werde ich hinzufügen, daß es sich dabei um Hinweise auf einen Vampir handelt, hinter dem du her bist. Dann reden wir ein wenig darüber, der Drache mischt sich ein, Nicole warnt vor einer möglichen Falle, wir rüsten uns aus, als wollten wir in den dritten Weltkrieg ziehen, verlieren Zeit, die wir anders besser nutzen könnten, und landen schließlich wieder hier, und zwar genau an dem Punkt, an dem wir jetzt stehen.«
    Zamorra wollte etwas entgegnen, aber Gryf hob die Hand und fuhr fort: »Nur, daß ich mit meiner jahrtausendealten Erfahrung die ganze Sache bereits vorhergesehen und den Prozeß einfach abgekürzt habe. Gleiches Ergebnis, nur weniger Zeitverlust…«
    »Und keine Bewaffnung«, warf der Dämonenjäger ein.
    Gryf seufzte. »Mann, bist du paranoid. Willst du jetzt sehen, was ich dir zeigen will oder sollen wir wieder gehen?«
    »Darum geht es nicht…«
    Zamorra brach ab und schüttelte den Kopf. Gryf schien nicht zu verstehen, daß er einfach nur gefragt werden wollte, bevor man ihn an irgendeinen Ort brachte. Die Fähigkeit, ohne Zeitverlust quer durch das Universum reisen zu können, berechtigte den Druiden nicht dazu, seine Freunde ungefragt mitzunehmen, wenn es ihm gerade paßte. Zamorra hatte schon oft erlebt, daß weder Teri noch Gryf den Begriff »Privatsphäre« allzu eng deuteten, aber diese Aktion war selbst für einen Silbermond-Druiden ein starkes Stück. Nur die Tatsache, daß Gryf zumindest in diesem Moment nicht sonderlich empfänglich für persönliche Kritik zu sein schien, hielt Zamorra davon ab, die Diskussion weiterzuführen.
    »In Ordnung«, lenkte er zähneknirschend ein. »Also, was ist so toll an diesem Loch?«
    Gryf hob kommentarlos die Taschenlampe und lenkte den Lichtstrahl auf eine der Felswände.
    Zamorra stockte der Atem. Der Fels war voller bunter Zeichnungen, die vom Boden bis zur Decke reichten. Nicht Zeichnungen , korrigierte er sich dann, es ist ein einziges Bild, das die gesamte Wand bedeckt.
    »Es erstreckt
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher