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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
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nicht mehr wußten, auf welche Signale sie zu achten hatten. Und so trieben sie den Körper der jungen Frau bis an seine Grenzen und darüber hinaus.
    »Was haben sie mit unserem Land gemacht?« fragte die zweite Schwester entsetzt. »War ihnen unser Tod denn nicht genug, mußten sie auch noch den Fluß und die Berge vernichten?«
    Die beiden anderen Schwestern schwiegen und ließen den Blick über eine Landschaft gleiten, die ihnen lebloser als die großen Wüsten des Nordens erschien, von denen sie einmal gehört hatten. Nur die Felsen an ihrer rechten Seite erinnerten an das fruchtbare, grüne Land, das sich hier einst befunden hatte.
    Über zweitausend Jahre hatten die Schwestern in den Höhlen unter dem Gebirge verbracht, zwei Jahrtausende, in denen sie gewacht und gewartet hatten. Ihre Aufgabe hatten sie nie vergessen, nur das Reich, für das sie die zu bewältigen hatten, war kleiner geworden. Früher war es ein Land, heute nur eine Höhle.
    Die Schwestern richteten Me Xiangs Blick zur Sonne, deren Strahlen die Landschaft zum Flimmern brachte. Sie genossen das grelle Licht, das ihre Augen tränen ließ, und die Wärme auf der Haut ihres Körpers.
    Doch dann hörten sie die Schüsse. Sie schienen von einem Punkt nicht weit hinter der nächsten Biegung zu kommen.
    »Was ist das?« fragte die erste Schwester erstaunt.
    »Ich weiß es nicht«, gestand die dritte. Sie trieb den Körper zu noch größerer Eile an, doch dessen Beine begannen zu zittern.
    »Gebt ihm eure Kraft«, befahl sie. »Wir müssen erfahren, was sich dort abspielt.«
    Ein Instinkt sagte ihr, daß der Zauberer und sein nicht menschlicher Begleiter bedroht wurden. Ihm darf nichts passieren, dachte sie eindringlich. Er muß die Gelegenheit bekommen, sich vor unserem Herrn zu beugen, so wie es das Gesetz verlangt.
    Me Xiangs Körper erbebte unter einer neuen Energie. Das Zittern verging. Er befolgte den Befehl der Schwestern und rannte los.
    Die dritte Schwester spürte, wie die Kraft ihrer Geschwister abnahm. Es überforderte sie, mehrere verschiedene Aufgaben gleichzeitig zu bewältigen - vor allem, weil sie allein waren, denn die dritte Schwester hielt ihre Kraft zurück.
    Aber das sagte sie ihnen nicht…
    ***
    Mit einem dumpfen Geräusch schlug Zamorra auf dem Sand auf.
    Der Aufprall trieb ihm die Luft aus den Lungen und katapultierte ihn über die Spitze des Hügels hinweg. Einen Moment lang sah er den blauen Himmel über sich, dann hüllte ihn eine Wolke aus Staub und Sand ein. Haltlos, sich immer wieder überschlagend, rutschte der Parapsychologe den Hügel herunter. Der feine Sand stach in seinen Augen und drang in Mund und Nase ein. Nicht atmen, dachte Zamorra konzentriert, ich darf nicht atmen. In dieser Staubwolke wäre der erste Atemzug sein Tod gewesen.
    Der Sturz schien nicht enden zu wollen. Der Dämonenjäger hatte mittlerweile völlig die Orientierung verloren, konnte nicht mehr sagen, wo oben und wo unten war. Er hoffte nur noch, den Boden zu erreichen, bevor ihm endgültig die Luft ausging.
    Im nächsten Moment prallte er schmerzhaft gegen ein Hindernis. Zamorra stöhnte auf. Der nachrutschende Sand rutschte wie eine Lawine über ihn hinweg und drohte ihn zu begraben. Seine Finger tasteten nach dem unbekannten Hindernis, fanden tiefe Furchen, an denen er sich mit aller Kraft hochzog. Der Sand fiel von ihm ab und Zamorra öffnete den Mund und sog die heiße, staubige Luft tief in seine Lungen. Er hustete trocken und sah sich um. Der Reifen eines großen Baggers, der am Ende einer provisorischen Zufahrt stand, hatte seinen Fall gebremst. Zamorra schluckte, als er sah, daß er nicht mehr als die Hälfte des künstlichen Bergs hinter sich gebracht hatte. Er konnte nicht sagen, ob er den Stürz bis zum Boden überlebt hätte.
    Der Dämonenjäger rieb sich Sandkörner aus den brennenden Augen. Wo war Gryf? Der Druide war beim Absprung direkt neben ihm gewesen, mußte also eigentlich in unmittelbarer Nähe sein. Außer, er hatte den Bagger verfehlt.
    Zamorra richtete sich auf, ging um die Baumaschine herum und sah nach unten. Am Fuß des Hügels war nichts zu sehen, dafür aber in einiger Entfernung. Er zählte drei Geländewagen, die Staubfahnen hinter sich herzogen und mit hoher Geschwindigkeit fuhren. Zamorra konnte sich denken, wen sie suchten.
    Hinter ihm hustete jemand.
    Der Parapsychologe fuhr herum. »Gryf…«, sagte er fragend.
    Zur Antwort schob sich eine Hand zwischen den mannshohen Reifen hindurch. Zamorra ergriff sie
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