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0676 - Die Höhle des Grauens

0676 - Die Höhle des Grauens

Titel: 0676 - Die Höhle des Grauens
Autoren: Claudia Kern
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erleichtert, zog den benommenen Druiden unter dem Bagger hervor und half ihm dabei, sich aufzusetzen. Gryf krümmte sich zusammen, wurde von Hustenkrämpfen geschüttelt. Währenddessen kamen die Staubfahnen der Geländewagen immer näher. Zamorra warf einen besorgten Blick auf seinen Freund. Gryf war nicht in der Lage zu fliehen. Die Hustenkrämpfe machten es ihm zu schwer, Luft zu holen. Auf dem Hügel saßen sie jedoch in der Falle. Der Bagger bot ihnen zwar Schutz vor den Kugeln der Polizisten, aber die saßen am längeren Hebel und mußten nur warten, bis die beiden Fremden, die ohne Wasser in der Hitze festsaßen, das Bewußtsein verloren.
    Der Bagger…, dachte Zamorra plötzlich.
    Er sprang auf, öffnete die Tür der Führerkabine und sah kurz hinein. Was er suchte, entdeckte er: Der Schlüssel steckte. Zamorra hoffte, daß es der Zündschlüssel war. Alles andere ignorierte er erst einmal.
    »Das ist immerhin ein Anfang«, murmelte der Dämonenjäger. Er half Gryf, dessen Husten langsam nachließ, auf die Beine und schob ihn die Leiter hoch bis in die Kabine. Da der Bagger sehr groß war - allein die Reifen, an deren Stelle Zamorra hier eigentlich eher Raupenketten erwartet hätte, waren so groß wie Kleinwagen -, war auch die Führerkabine groß. Es gab zwar nur einen Sitz für den Baggerführer, aber Gryf fand genügend Platz, sich irgendwo anzulehnen oder hinzuhocken. Zamorra folgte ihm, schlug die Tür zu - und stutzte.
    Vor, neben und über ihm befand sich eine unübersichtliche Anzahl von Hebeln, Schaltern, Knöpfen und Anzeigen, deren einzelne Funktionsweisen dem Dämonenjäger rätselhaft waren. Zwar hatte der Hersteller des Fahrzeugs - die recht zerkratzte Außenbeschriftung deutete auf Caterpillar hin, den weltweit größten Baumaschinenhersteller -, dieses Problem einkalkuliert und jeden Hebel, jeden Schalter und jedes Instrument mit einem kleinen Schriftzug versehen, aber irgendwann in der langen Betriebsgeschichte dieses Baggers war wohl ein Fahrer auf die Idee gekommen, die ursprünglich englische Beschriftung des imperialistischen Beutefahrzeugs zu entfernen und durch chinesische Schriftzeichen zu ersetzen. Zamorra nahm zwar nicht an, daß der Fahrer aus Böswilligkeit gehandelt hatte, verwünschte ihn aber trotzdem.
    »Weißt du, wie man so was fährt?« fragte Gryf heiser.
    »Nein. Und du?«
    Der Druide schüttelte den Kopf und hustete erneut. »Keine Ahnung.«
    Kann doch nicht so schwierig sein, dachte Zamorra in erzwungenem Optimismus und drehte den Zündschlüssel im Schloß. Nichts geschah, außer daß ein Licht aufglomm und ein Glühwendel-Symbol anzeigte. Vorglüh-Anzeige, erkannte Zamorra. Als das Kontrollämpchen nach Ablauf der ›Rudolf Diesel-Gedenkminute‹ wieder verlosch, drückte Zamorra auf den daneben befindlichen schwarzen Schaltknopf.
    Richtig geraten: es war der Starter. Mit einem Knall erwachte der alte Dieselmotor zum Leben. Schwarze Rauchschwaden stiegen in den Himmel. Zamorra drückte leicht mit dem Fuß gegen das Gaspedal. Nichts passierte.
    Er verstärkte den Druck, und der Motor heulte auf.
    »Das könnte die Gangschaltung sein«, sagte Gryf. Dabei zeigte er auf einen von vier Plastikstäben in der Mitte der Fahrerkabine, die alle gleich aussahen.
    Der Dämonenjäger zog einen von ihnen probeweise zur Seite. Knirschend setzte die Hydraulik ein und begann die Schaufel zu heben. Zamorra ließ den Stab los. Das Geräusch verstummte.
    »Oder auch nicht«, gab der Druide zu. Er warf einen nervösen Blick aus dem Fenster. Die Geländewagen waren am Fuß des Bergs angekommen und bewegten sich der Zufahrt entgegen. Gryf sah Uniformierte, deren Maschinenpistolen drohend nach oben gerichtet waren.
    Derweil drehte Zamorra probeweise am großen Lenkrad, um ein Gefühl für die Steuerung des Baggers zu bekommen - wie stark war die Servo-Unterstützung der Lenkung, sofern es sie überhaupt gab?
    Aber anstelle der Räder drehte sich das Oberteil des Baggers auf dem Drehkranz des Fahrgestells.
    Hastig kurbelte Zamorra das Lenkrad wieder zurück.
    Er sah eine Art Rohr direkt neben der Lenkradstange und erinnerte sich vage daran, in seiner Kindheit einmal etwas in dieser Art an einem Bagger gesehen zu haben - damals, als seine Schulkameraden Baggerführer, Lokomotivführer und Schornsteinfeger werden wollten, er dagegen Astronaut.
    Er zerrte an dem Lenkrad, und mit einem Ruck löste es sich tatsächlich und gab ein gleichartiges Hohlrohr frei. Zamorra steckte das Lenkrad in die
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