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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zustimmend.
    Draußen winkte Charles zwei halbwüchsige Jungen zu sich. »Zwanzig Francs«, versprach er, »wenn ihr da draußen an der alten Bruchbude alle Fensterscheiben einschmeißt!«
    »Zu wenig!« winkte der ältere der beiden ab. »Und außerdem kriegen wir doch Ärger, wenn wir so was machen.«
    »In diesem Fall ganz bestimmt nicht. Dreißig Francs?«
    »Fünfzig!« verlangte der Junge.
    Das Geld wechselte den Besitzer. Wenig später hörte Charles in geraumer Entfernung Fensterglas splittern…
    ***
    In den ersten dunklen Stunden der Nacht näherte sich Pater Ralph allein dem alten Haus. Wieder brannte Licht, aber in diesem Licht bewegten sich Schatten, deren Umrisse nicht eindeutig erkennbar waren. Der Dorfgeistliche verharrte. Er sah eine dunkle Limousine wie ein geducktes Raubtier vor dem Haus stehen.
    Oder war es tatsächlich ein Raubtier?
    Ralph war nie ein Held gewesen. Kein Mann wie Professor Zamorra, der größte Risiken einging, und dieses alte Haus, das in all den Jahren von niemandem beachtet worden war, wurde ihm zusehends unheimlich. Was ging hier vor? Das Licht war zu gleichmäßig, um von Kerzen oder Petroleumlampen erzeugt zu werden! Und was sich hinter den Fenstern bewegte, vermutlich wieder, ohne Spuren im Staub zu hinterlassen…
    Er erschauerte.
    Was geschah hier?
    Plötzlich erlosch das Licht hinter den Fenstern!
    Überall zugleich, als habe jemand die Stromversorgung unterbrochen. Eine Versorgung, die gar nicht bestand, wie der Schmied am Nachmittag unter Beweis gestellt hatte.
    Stimmen wisperten in der Nacht.
    Pater Ralph fuhr herum.
    Eine riesenhafte Gestalt wuchs vor ihm aus dem Nichts auf. Unwillkürlich wich der Geistliche zurück, stolperte. Eine Hand packte zu, hielt ihn fest. Er wehrte sich, versuchte sich zu befreien - und erkannte Charles.
    »Grundgütiger Gott!« entfuhr es dem Pater. »Wie kannst du mich nur so erschrecken?«
    »Das wollte ich nicht«, raunte Charles. »Tut mir wirklich leid. Die anderen sind auch hier. Wir wollen wissen, was mit diesem Haus passiert.«
    »Es ist wieder dunkel«, murmelte Ralph überflüssigerweise.
    »Ja…« Aus der Finsternis schob sich Gérard Fronton heran, der Ex-Legionär. »Ich werde mir mal dieses Auto näher ansehen.«
    »Sei vorsichtig!« mahnte Ralph. »Gott hilft den Tapferen, aber nicht immer den Leichtsinnigen.«
    Malteser-Joe bewegte sich mit einer lautlosen Gewandtheit durch die Nacht, die Ralph erschreckte. Und dann…
    »Der Wagen ist weg!« rief Fronton leise.
    Pater Ralph zuckte zusammen. In der Tat, das schattenhaft in der Dunkelheit niedergeduckte Raubtier war nicht mehr zu sehen. Nur Frontons Silhouette.
    »Das gibt's nicht!« stieß der Ex-Legionär hervor. »Der kann sich doch nicht einfach so von einer Sekunde zur anderen in Luft aufgelöst haben! Und bis zur Geisterstunde dauert's doch auch noch ein paar…«
    Seine Lampe blitzte kurz auf, als er einen Blick auf die Armbanduhr warf. Dann noch einmal.
    »Das gibt's nicht«, keuchte er auf.
    »Was ist denn?« Mostache, der Wirt, der sein Lokal vorübergehend der Obhut seiner resoluten Göttergattin überlassen hatte, schob sich vorwärts.
    »Meine Uhr spinnt! Die geht vor«, sagte Fronton. »Um glatte zwei Stunden!«
    »Schmeiß sie weg«, schlug Charles vor. »Dein blödsinniger Zeithobel mit diesen verrückten Mini-Zifferblättern und Weltzeitanzeige und Thermometer und Rundfunk und dem ganzen anderen Kladderadatsch taugt doch eh nix! Viel zu kompliziert, da siehste vor Mist doch die Zeiger gar nicht mehr! Kauf dir was Vernünftiges und…«
    »Meine Uhr geht auch vor«, sagte Pater Ralph leise, der die Lichttaste seiner Digitaluhr betätigt hatte. »Um zwei Stunden.«
    Jetzt wurden die anderen mißtrauisch und prüften nach.
    Sie hatten komplette zwei Stunden verloren!
    »Das geht doch mit dem Teufel zu!« knurrte Charles. »Paterchen, tu was!«
    »Geht fort von diesem Haus«, sagte Ralph. »Wenn es hier tatsächlich mit dem Teufel zugeht, sollte niemand sich in dessen Nähe bewegen. Laßt uns gehen.«
    »Exorzismus…«, schlug Charles vor.
    »Ich bin kein Exorzist«, sagte Pater Ralph. »Ich werde mir das Haus morgen noch einmal ansehen. Und dann werden wir Professor Zamorra fragen, ob er uns hilft. Er hat in diesen Dingen Erfahrung.«
    »Wenn er nur erst wieder hier wäre«, murmelte Pascal Lafitte. Der Parapsychologe war irgendwo im Nachbarland unterwegs, um das spurlose Verschwinden von Kindern aufzuklären, die offenbar von einer Legendengestalt entführt
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