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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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schluckte.
    Dieser Zaubertrank, wie er ihn nannte, ließ sich nicht innerhalb weniger Minuten aufsetzen wie Kaffee oder Tee. Es bedurfte einiger Vorbereitung. Eine Reihe von Substanzen mußte sehr sorgfältig abgemessen und dosiert werden, auch bei der Erhitzung war Vorsicht geboten. Dafür sorgte das Gebräu aber auch dafür, daß dem Körper verloren geglaubte Kräfte wieder zugänglich gemacht wurden. Nicht nur das - es war mehr als ein Adrenalinschub, sondern auch eine Regeneration. Das Rezept dafür war nur wenigen Menschen bekannt.
    Zamorra hatte es »Zaubertrank« genannt in Anlehnung an die Asterix- Comics. Es wirkte ähnlich beflügelnd, wenn auch nicht ganz so übertrieben. Aber Fooly würde sich danach auf jeden Fall besser, kräftiger und frischer fühlen und mit seiner Schwäche und seinen Verletzungen besser zurechtkommen. Die Schwäche würde er gar nicht mehr spüren, und seine Drachenmagie konnte, durch den Trank verstärkt, die Verletzungen schneller heilen.
    Natürlich gab es nichts umsonst. Danach würde er vermutlich ein- bis zweimal rund um die Uhr schlafen; diese Zeit brauchte der Körper, um sich von der Wirkung des magischen Trankes zu erholen.
    Das Gebräu zuzubereiten, dauerte allerdings seine Zeit - fast eine Stunde, und so viel Zeit konnte Nicole natürlich nicht gehabt haben. Das hatte Zamorra stutzig gemacht.
    »Außer uns«, sagte Nicole langsam, »kannte nur Raffael die Zusammensetzung dieses Gebräus. Er muß dafür gesorgt haben, daß der Zaubertrank bereit stand. Ich glaube, wir sollten uns damit abfinden, daß vielleicht sein Körper tot ist, aber nicht sein Geist. Er ist immer noch bei uns, oder auch wieder.«
    Zamorra nickte langsam.
    »Ich hätte ihm - seiner Seele - Ruhe gegönnt«, sagte er leise. »Aber andererseits haben wir somit vielleicht einen echten Schloßgeist. Damit ist so was kein Privileg der Engländer mehr.«
    »Haben wir ihn nicht früher immer schon als den ›guten Geist von Château Montagne‹ bezeichnet?« Nicole lächelte. »Jetzt ist er es.«
    »Und ich weiß auch, warum«, trompetete Fooly, der heranstürmte und absolut fit wirkte. »Habt ihr eigentlich wirklich nichts mehr von dem Zaubertrank?«
    »Nichts mehr.«
    »Also«, stellte Fooly klar, »ich kenne diese Comics auch, und ich bin nicht als kleines Kind in den Kessel mit dem Zaubertrank gefallen wie dieser furchtbar fette Obelix! Also gibt es keinen Grund, mir dieses leckere Zeugs zu verwehren! Ich…«
    »Es ist wirklich nichts mehr da«, beteuerte Nicole. »Du sagtest gerade, du wüßtest, warum Raffael der gute Geist geworden ist.«
    »Ich habe es gerade begriffen«, sagte Fooly. »Ich habe endlich richtigen Kontakt zu ihm. Wißt ihr, es ist ähnlich wie bei meinem Freund, dem Baum. Mit dem kann auch nur ich sprechen. Monsieur Raffael ist tatsächlich hier. Das Auftauchen dieser anderen Magie weckte ihn. Er hat es mir verraten, und auch noch mehr.«
    »Und das wäre?« fragte Zamorra neugierig.
    »Er kann viele Dinge sehen«, sagte Fooly. »Viel mehr als früher, und viel weiter. Er sieht, was im Dorf geschieht, oder in Feurs, oder manchmal auch in Lyon. Überall da, wo er jemals gewesen ist, als er noch lebte. Aber er kann nur bis zu der Stelle selbst handeln, wo er gestorben ist. Das ist der Rand seines Aktionsradius, oder wie man das nennt. Er kann also keinen Zaubertrank im Dorf brauen, er kann nur sehen, daß dort einer für mich gebraut wird. Kriege ich jetzt nicht doch noch einen kleinen Schluck?«
    Nicole hockte sich vor ihm nieder. »Es ist nichts mehr da, wirklich«, sagte sie. »Glaub's mir.«
    »Das ist schade. Dann müssen wir bald mal wieder so eine Aktion machen, damit ich wieder welchen kriege!« verlangte der Drache. »Wie wär's mit morgen?«
    ***
    Am Tag darauf untersuchte Zamorra das Haus. Wie er es erwartet hatte, gab es keine Spur von dem Feuer, das in den verfallenen Mauern getobt hatte. Hier hatte nur Magie gegen Magie gebrannt, und an diesem Tag kamen auch keine Autos mit Handwerkern und Material.
    Statt dessen waren Fensterscheiben zerstört, die ein Junge aus dem Dorf im Auftrag des Schmiedes kaputtgeschmissen hatte…
    Monsieur Luc Avenge ließ sich an diesem Tag nicht sehen, um nach dem Stand der Arbeit zu schauen.
    »Scheint, als hätte es funktioniert«, murmelte Zamorra.
    Wieder zurück im Château, rief Chefinspektor Robin aus Lyon an.
    »Ein Fax mit den Daten geht gleich an dich 'raus«, sagte er. »Nur so viel: In Calais ist tatsächlich ein Mann namens Luc
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