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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wirklichkeit leer.
    Es konnte Raffael nicht leicht gefallen sein, seinen Entschluß zu fassen. Aber er wußte durch die langjährige Zusammenarbeit mit Zamorra genug über Magie, um die Gefahr zu begreifen, die von der Frostmagie ausgegangen war. Eine Gefahr, die sich nicht bändigen ließ - nicht in der Zeitspanne, die Raffael nur noch verblieben war, ehe er zum Eiszombie geworden wäre. So hatte er seinem Leben vorher ein Ende gesetzt.
    Vielleicht war es tatsächlich das, was ihn jetzt spuken ließ.
    Aber warum nicht schon einige Wochen vorher? Warum erst jetzt?
    Weil er erst jetzt geweckt wurde, dachte Zamorra. Weil die Magie, die Luc Avenge initiierte, möglicherweise entsprechende Auswirkungen auf Raffael hatte. Vielleicht wäre er noch längst nicht als Spuk erschienen, wenn Avenge nicht aufgetaucht wäre. Vielleicht hatte sogar gerade Avenges Besuch im Château Raffaels Geist geweckt…?
    Nein, das konnte es nicht sein. Das erste Phänomen hatte sich bereits vorher gezeigt. Aber immerhin korrespondierte es mit Avenges Auftauchen im Dorf.
    »Wir werden das bei Gelegenheit prüfen«, sagte Zamorra. »Jetzt geht es aber erst einmal um Foolys Verschwinden.«
    »Sollte Raffaels Geist ihn aus dem Auto geholt haben?« staunte Lafitte.
    »Möglich. Aber dann muß er irgendwo im Gebäude sein. In seinem Quartier?«
    »Er hätte an uns vorbeikommen müssen!« protestierte Nicole.
    »Geister kennen vielleicht andere Wege«, gab Zamorra zu bedenken. Er lief los, ins Gebäude und hinüber zum Gästetrakt, in dem Fooly sein kleines Reich hatte. Ohne anzuklopfen stürmte Zamorra hinein - und sah das weit offenstehende Fenster.
    Das Licht im Zimmer brannte. Die beiden Fensterflügel schwangen leicht im Wind hin und her, die Gardine blähte sich. Auf dem Tisch lag ein Zettel mit der Aufschrift: Öffne das Fenster - jetzt.
    Eine Drachenkralle hatte das Papier angerissen. Fooly hatte es also in der Hand gehabt. Und das Fenster konnte noch nicht lange offen sein, denn das beheizte Zimmer war noch nicht ausgekühlt.
    Zamorra sah in die Nacht hinaus. Von Fooly war draußen nichts zu sehen.
    Er nahm das Papier wieder zur Hand, betrachtete es genauer. Er kannte die Handschrift.
    Es war die von Raffael Bois.
    Tief atmete Zamorra durch. »Also doch«, murmelte er. »Warum kannst du keinen Frieden finden, guter alter Mann? Du hast doch getan, was du konntest, über deine Kraft hinaus.«
    Aber noch nicht alles, was ich jemals hätte tun können, erwiderte eine lautlose Stimme.
    Zamorra wirbelte herum. Aber er war allein im Zimmer.
    »Raffael?« fragte er leise. »Raffael, sind Sie hier? Können Sie sich mir zeigen?«
    Aber er erhielt keine Antwort.
    Der Geist von Château Montagne zeigte sich ihm nicht.
    ***
    Mostache war für ein paar Sekunden wie erstarrt. Er sah, wie Äste das Fenster durchstießen und beweglich wie die Fangarme eines Kraken nach Malteser-Joe griffen! Sie schlangen sich um seine Arme, seinen Hals.
    Fronton schrie, und sein Schreien wurde zum verzweifelten Gurgeln und Röcheln, als einer der Äste sich immer enger um seinen Hals schloß. Zugleich wurde der Ex-Legionär ins Fenster gezogen.
    Der Baum wollte ihn zu sich nach draußen holen!
    Mostache zögerte, überlegte. Dann stürmte er in die nebenan liegende Küche, griff nach einem Hackmesser und hetzte in weiten Sprüngen zum Fenster. Er hieb mit dem Messer auf die Äste ein, versuchte sie zu durchtrennen. Gleichzeitig zerrte er abwechselnd an Fronton und an den Ästen, die sich jetzt auch mit ihm zu befassen begannen.
    Ein zweites Fenster wurde von außen durchstoßen.
    Mit den Ästen kam kalter, schneidender Wind und ein Regenwasserschwall in die Gaststube. Und die Äste tasteten nach Mostache.
    Der Wirt glaubte seinen Augen nicht trauen zu dürfen.
    Der große, knorrige Baum hatte sich verformt! Der ganze massige Stamm bewegte sich, beugte sich nach unten, um in das Haus hineingreifen zu können!
    Fronton hatte aufgehört zu schreien und zu röcheln. Seine Abwehrbewegungen, seine Versuche, sich aus dem mörderischen Griff zu befreien, erstarben. Immer weiter wurde er nach draußen gezogen.
    Mostache konnte sich selbst nur noch retten, indem er den Legionär losließ und selbst zurück sprang. Die Schläge, die er den Ästen mit dem Hackmesser versetzte, zeigten überhaupt keine Wirkung. Die Klinge schnitt nicht einmal dünne Kratzer in die Rinde.
    »Feuer«, murmelte Mostache. »Holz brennt!«
    Auch wenn er selbst nicht rauchte, hatte er doch immer ein Feuerzeug
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