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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ortsrand gezogen war, und selbst wenn niemand hier gewesen wäre, hätte das für den Betrieb keine Katastrophe bedeutet - notfalls vermochten sich die Gäste auch selbst zu bedienen und waren ehrlich genug, genau zu notieren, was sie konsumierten. Das hatte sich im Laufe vieler Jahre so eingespielt. Und wenn mal ein Schoppen Wein oder ein Bier oder ein Stück Weißbrot vergessen wurde -das spielte keine Rolle.
    Aber heute war niemand mehr ›zum Teufel‹ gegangen.
    Und nun, nach dem allgemeinen Rückzug, den Zamorra gewissermaßen verordnet hatte, hielt es auch die anderen nicht mehr an Wein, Schnaps und Bier. Außerdem war es spät geworden, und daß man über Mitternacht hinaus zechte, geschah eher selten.
    Nur Fronton blieb noch ein paar Minuten, um seine Leber mit Alkohol zu versorgen.
    »Paß auf«, sagte Mostache leise. »Du bringst dich wirklich noch um.«
    »Mann, das ist doch nur Show«, sagte Malteser-Joe. »Glaub's mir. Irgendwie muß man den Leuten doch Gesprächsstoff geben, oder? Ich sag dir - da ist in Wirklichkeit gar nichts dran. Meine Leber ist völlig in Ordnung.«
    Mostache zuckte mit den Schultern.
    »Wenn du meinst - mein Körper ist es ja nicht, der ruiniert wird.«
    »Du verdienst immerhin daran«, sagte Fronton.
    »Ich will nicht daran verdienen, daß Freunde, Bekannte, Gäste sich langsam, aber sicher umbringen«, versetzte Mostache.
    Der Ex-Legionär winkte ab. »Tue ich nicht. Ich sage dir doch: es ist nur Show. Mich bringt nichts um. Mach dir darüber keine Gedanken, aber halt die Klappe gegenüber den anderen, ja? Die sollen ruhig ihren Spaß damit haben, mich wegen meiner Leber hochzunehmen…«
    »Du bist verrückt«, sagte Mostache. Er machte die Tagesabrechnung und räumte auf. Fronton half ihm dabei. Draußen setzte wieder Regen ein. Der Wind frischte auf.
    »Sauwetter«, murmelte der Wirt.
    Etwas krachte draußen laut.
    »Jetzt hat's deine Eiche erwischt«, sagte Fronton.
    »Das ist keine Eiche. Das ist ein Dingsbumsbaum.«
    »Und was, bitte, ist ein Dingsbumsbaum?«
    »Woher soll ich das wissen?« seufzte Mostache. »Im Biologieunterricht war ich - ach, Schwamm drüber. Was weiß ich, was das für ein Gewächs ist? Es ist hoch, es hat Äste, es hat im Sommer Blätter an den Ästen - also muß es ein Baum sein. Details interessieren mich nicht. Sagtest du gerade, daß es ihn erwischt habe?«
    »Klang so«, brummte Fronton. »Als ob der Sturm einen Baum kippt. Kam von da.« Er deutete in die Richtung. »Und da gibt's doch nur deine Eiche… äh, dein Bumsdings…«
    Hinter dem Haus ragte in der Tat ein knorriges, altes, großes Gebilde auf, das eine eigenartige Mischung aus Eiche, Akazie, Trauerweide und Steckrübe war, wie es der alte Curd einmal formuliert hatte.
    Eben ein »Dingsbumsbaum«…
    Und der hatte gekracht und geknarrt.
    Der Ex-Legionär ging zum Fenster, um in die Regennacht hinauszusehen. »Das ist…«
    Die Scheibe zerklirrte.
    Äste wie Fangarme griffen nach Malteser-Joe, um ihn zu fesseln und zu erwürgen.
    ***
    Fooly erwachte.
    »Wann bin ich?« stammelte er. »Wer bin ich? Wo bin ich?«
    Ein Gesicht lächelte ihm zu und verschwand gleich darauf wieder! Ein Gesicht, das er kannte?
    Aber…
    Es gab keine Antwort auf seine Fragen.
    Mühsam richtete er sich auf. Er fühlte Schmerz und stellte fest, daß er verletzt war, aber diese Verletzungen waren fast schon wieder völlig verheilt. Fooly stellte nur fest, daß er geblutet haben mußte.
    Aber das war vorbei.
    Und es lag sicher nicht nur an den enormen Selbstheilungskräften seiner Spezies.
    »Wer bist du?« fragte der Drache. »Warum hast du mir geholfen?«
    Auch jetzt erhielt er keine Antwort.
    »Du bist…?«
    Er sprach nicht weiter. Irgend etwas hinderte ihn daran.
    Aber irgendwie begriff er, mit wem er és zu tun hatte.
    Nur das warum blieb ihm ein Rätsel.
    Er sah sich um; er befand sich im Château Montagne in seinem Quartier. Aber da stimmte doch etwas nicht. Wie war er hierher gekommen? Er war doch durch den Regen ins Dorf hinunter geflogen, und dann war er dem Mann gefolgt, der sich Luc Avenge nannte. Er holte den Flüchtenden ein, und dann -War da nichts mehr.
    Nur noch Leere.
    Und nach der Leere - das Erwachen hier.
    Dazwischen: nichts!
    Keine Erinnerung an das, was ihn vom Nachthimmel gefegt hatte! Keine Erinnerung an die Verletzungen, und erst recht nicht daran, wie er hierher gekommen war.
    »Na warte, Luc Avenge!« murmelte der Drache. »Das zahle ich dir heim! Unterschätze nie die

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