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0675 - Der Geist von Château Montagne

0675 - Der Geist von Château Montagne

Titel: 0675 - Der Geist von Château Montagne
Autoren: Werner Kurt Giesa
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hat«, sagte Pater Ralph. »Gott mich euch, und möge er euer sündhaftes Tun nicht mit einer bösen Erkältung strafen. - Außerdem: Benutzt gefälligst Kondome!« Schmunzelnd ging er weiter.
    »Merde«, stieß Madeleine hervor. »Und wenn er uns jetzt doch verpetzt?«
    »Pater Ralph? Nie! Er hat's versprochen, und das hält er immer ein«, versicherte Philippe. »Was machen wir jetzt?«
    »Verschwinden wir«, schlug das Mädchen vor. »Ich habe keine Lust mehr. Und er hat recht - es ist wirklich kalt.«
    »Wir könnten ja in das Haus gehen«, grinste Philippe provozierend.
    Madeleine schüttelte sich.
    »Niemals!«
    ***
    »Wir haben nicht mal eine Taschenlampe dabei!« flüsterte Madeleine. »Außerdem ist das Einbruch, was wir hier machen, wenn das Haus tatsächlich wieder einen Besitzer hat!«
    »Der Pater sagte, es hat keinen Besitzer. Verflixt, wo ist denn hier der Lichtschalter? Hoppla, was ist denn…« Etwas knackte überlaut. »Drehschalter! So was haben wir noch in der Scheune. Hat's vor dem Krieg mal gegeben, so was. Und warum brennt hier immer noch kein Licht?«
    Knacks. Knacks. Er drehte den schwergängigen Schalter weiter. Es blieb dunkel. Madeleine schrie auf. »Da ist was über meinen Fuß gelaufen! Also, ich bleibe nicht hier!«
    »Warte doch!« bat Philippe. Er machte einen Schritt vorwärts und geriet mit dem Gesicht in einen klebrigen Vorhang. »Ah, zur Hölle! Ich hasse Spinnen! Ich -«
    Er gurgelte und würgte, spuckte aus und fluchte.
    »Was ist passiert?« keuchte Madeleine erschrocken durch die totale Finsternis des Hauses.
    »Diese verdammte Spinne!«
    Philippe spuckte und würgte immer noch. »Die muß genau in diesem verfluchten Scheiß-Netz gehockt haben und ist mir in den Mund gesprungen… Teufel noch mal, da ist ja…«
    Er stieß mit Madeleine zusammen. »Hast recht«, stieß er hervor. »Verschwinden wir. Das schaue ich mir erst bei Tageslicht wieder an.«
    »Da!« keuchte das Mädchen.
    »Wo?«
    »Na, da! Da, siehst du es nicht?«
    »Was?«
    »Die Augen… sie starren uns an!«
    Da entdeckte auch Philippe, was Madeleine sah. Winzige, funkelnde Punkte, immer zwei dicht nebeneinander.
    Etwas berührte seinen Fuß. Er trat danach.
    »Raus hier… schnell…«
    Da kam es von allen Seiten heran…
    ***
    »Ratten«, sagte Gérard Fronton, ehemaliger Fremdenlegionär mit dem Spitznamen ›Malteser-Joe‹. »Ratten und Spinnen. Was sonst sollte es hier auch schon geben?«
    »Also, uns hat es gereicht«, sagte Philippe etwas beklommen.
    Keiner machte ihm oder Madeleine einen Vorwurf, weil sie in der Nacht in das leerstehende Haus eingedrungen waren. Schließlich bestätigte ja auch Pater Ralph, Licht gesehen zu haben, und für ein seit drei Jahrzehnten leerstehendes und verrottendes Bauwerk war das schon recht merkwürdig.
    In all den Jahren hatte sich niemand ernsthaft um das Haus gekümmert. Daß jemand ein Absperrband um das Grundstück gezogen und ein Schild mit der Aufschrift »Betreten verboten - Einsturzgefahr« aufgestellt hatte, lag nun auch schon viele Jahre zurück. Das bunte Absperrband war längst verwittert und verschwunden und niemals erneuert worden, und das ebenfalls vergammelte, rostige Schild hatten die Ausläufer der weihnachtlichen Orkanüberraschung gefällt; seltsamerweise waren die Dachziegel des Hauses oben geblieben, während einige der Häuser im Dorf selbst immerhin leichte Beschädigungen davongetragen hatten und ausgerechnet Pater Ralph seine Satellitenschüssel einbüßte und seither Radio Vatikan nicht mehr störungsfrei empfangen konnte.
    Charles, der Schmied, hatte draußen einen abgebrochenen Ast aufgehoben und rührte damit in den Vorhängen aus Spinnweben herum, fetzte diese klebrigen Gardinen auseinander, um Platz zu schaffen. Pascal Lafitte probierte die Lichtschalter aus.
    Ohne Reaktion.
    »Wie soll hier auch Licht brennen?« fragte er, »wenn das Haus nicht ans Stromnetz angeschlossen ist? Vermutlich ist sogar die alte Leitung von damals längst verrottet.«
    »Trotzdem brannte heute nacht hier Licht!« beharrte Philippe, und Pater Ralph nickte dazu.
    Lafitte warf Philippe und Madeleine einen mißtrauischen Blick zu. »Was habt ihr überhaupt nachts hier draußen zu tun gehabt?«
    »Wir haben das Licht gesehen und waren neugierig«, sagte Madeleine schnell. Etwas zu schnell, wie Pascal Lafitte fand, aber er grinste innerlich dazu; er konnte sich sehr gut vorstellen, was passiert war. Schließlich gehörte er trotz Frau und zwei Kindern selbst noch
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