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0674 - Der Wald des Teufels

0674 - Der Wald des Teufels

Titel: 0674 - Der Wald des Teufels
Autoren: Claudia Kern
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gelang es Frank, den Dietrich in das Schloß der Seitentür zu stecken. Er stocherte eine Weile planlos darin herum, dann schnappte das Schloß zu seiner eigenen Überraschung auf.
    »Gelernt ist gelernt«, gratulierte er sich selbst und stieß die Glastür zum großen Foyer des Kinos auf. Langsam ging er hinein. Es roch nach Farbe und neuen Teppichen. Der Kassenbereich und die Theken waren bereits fertig und warteten nur darauf, daß sich ein Kunde vor sie stellte. Eine geschwungene, stählerne Treppe führte in die oberen Stockwerke. Das gesamte Gebäude schien nur aus Glas und Metall zu bestehen. In der Mitte des Foyers hatte jemand verschiedene Arten von Kinosesseln aufgestellt, die wohl zum Probesitzen gedacht waren. Anscheinend hatte man sich noch nicht über die Bestuhlung in den Sälen geeinigt.
    Bernd Wahrmann trat neben Frank und legte den Kopf in den Nacken. Für einen Augenblick wurde ihm schwindelig und er taumelte leicht.
    »Guck mal, die Sterne«, sagte er dann beeindruckt.
    Frank folgte seinem Blick. Tatsächlich konnte man durch das gläserne Dach in den dunklen Himmel sehen. Es war eine sternklare Nacht. Nur der leuchtende Vollmond verhinderte mit seinem alles überstrahlenden Licht, daß man das Band der Milchstraße sah.
    Wahrmann trank einen Schluck aus seiner Schnapsflasche und setzte sich schwer in einen der Kinosessel. Er legte den Kopf an die weiche Lehne und starrte in den Himmel.
    »Hey, Bernd«, versuchte sein Kollege ihn wieder auf die Erde zu bringen. »Wir müssen noch die Kisten ausladen und verteilen. Du kannst dir die Sterne auch zuhause ansehen.«
    Der ältere Mann winkte ab. »Keine Hektik, wir haben die ganze Nacht Zeit. Ruhen wir uns erst mal aus.«
    Frank blieb einen Moment unentschlossen stehen. Dann hob er die Schultern und setzte sich neben Bernd.
    »Hast ja recht«, sagte er müde. »Aber nur eine Minute.«
    Er lehnte sich zurück. Es war völlig still in der großen Halle. Über ihm leuchteten die Sterne, und hinter den gläsernen Wänden wiegten sich die Bäume im Wind.
    Frank seufzte zufrieden und schloß die Augen.
    Ich darf nicht einschlafen, dachte er noch. Ich muß wach bleiben.
    Und dann träumte er auch schon von Explosionen…
    ***
    Mit einem wütenden Schrei wurde das Wesen sichtbar und stürzte sich auf die Menschen, die vor der Ruine standen. Es sah die magischen Zeichen, die sie in den Boden geritzt hatten.
    Sie waren gekommen, um es zu töten!
    Unter ihm wichen die beiden Männer zurück. Es sah die Angst in ihren Augen. Einer von ihnen nahm eine Pistole aus der Tasche und richtete sie auf das Wesen. Es hatte in dem Haus der alten Frau gesehen, was eine solche Waffe bei Menschen anrichten konnte, aber gegen einen Naturgeist war sie wirkungslos. Der andere Mann schien das zu wissen, denn er schüttelte den Kopf und schrie weiter seine Beschwörungen.
    Im gleichen Moment erreichte das Wesen die beiden. Es streckte seine Klauen aus - und wurde vor Schmerzen aufheulend von einer unsichtbaren Barriere zurückgeschleudert. Es kam hart auf dem Boden auf, überschlug sich mehrmals und prallte gegen einen der Grabsteine.
    Nur langsam ließ der Schmerz wieder nach.
    Schmerz, der sein gesamtes Bewußtsein durchtobte und den Naturgeist sich die Frage stellen ließ, ob es Empfindungen dieser Art auch bei den Menschen gab. Vielleicht hatten sich jene in den Kutten ähnlich gefühlt, als sie verbrannt waren…
    Schwerfällig richtete das Wesen sich wieder auf. Es sah, wie die beiden Männer hinter ihrer magischen Barriere lachten und sich gegenseitig auf die Schultern klopften.
    Das Wesen fuhr herum, als es eine Bewegung am Waldrand wahrnahm.
    Da stand etwas, das wie ein Mensch aussah, aber der Körper war nur eine Fassade, hinter der sich etwas Nichtmenschliches verbarg.
    Uninteressant, entschied das Wesen und ging mit langsamen Schritten auf die beiden Männer zu. Es spürte, daß die Barriere nicht perfekt war. Nicht alle Zeichen waren richtig und vollständig eingeritzt worden, also gab es Unebenheiten und Schwachstellen. Die ließen sich finden.
    Einer der Männer begann hektisch in einem Buch zu blättern. Der andere verfolgte jede Bewegung des Wesens, während es den Kreis um sie herum abschritt.
    »Du hast versprochen, uns zu helfen!« schrie er der Gestalt am Waldesrand über den Wind hinweg zu.
    »Ich habe gelogen!« hallte die heitere Antwort zurück.
    Der Mann mit dem Buch schien gefunden zu haben, wonach er gesucht hatte, denn er räusperte sich und begann
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