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0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer
Autoren: Jason Dark
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stand, weil er vom Design her etwas Besonderes war. Das jedenfalls hatte Leo behauptet.
    Das Blut klebte zudem als feuchter Film an der Außenwand des Sargs, wo es sich nur sehr schwer von der eigentlichen Grundfarbe her abhob. Francine wußte Bescheid, die anderen beiden Frauen ebenfalls. Dennoch ließen sie es sich nicht nehmen, einen Blick über den Sargrand hinweg in die gestylte Totenkiste zu werfen.
    Und dort lag er.
    Leo Liberance, der Sargdesigner. Jemand hatte ihn auf furchtbare Art und Weise mit einem Messer umgebracht…
    ***
    Selbst Francine Joy, die sonst für vieles eine Erklärung hatte oder eine Lösung wußte, war in diesen schrecklichlangen Sekunden einfach nur sprachlos.
    Irgendwann – nach Sekunden oder Minuten – drehte sie den Kopf und schaute dorthin, wo der Reporter Lintock im Kreis lag und sich nicht regte, denn Francine hatte gute Arbeit geleistet.
    »Er war es nicht!« hauchte sie. »Er… er kann es nicht gewesen sein, glaubt mir.«
    Laura hatte die Hände zu Fäusten geschlossen. »Wer dann, zum Henker?« keuchte sie.
    »Ein Fremder.«
    »Verena«, sagte Mona Slater. »Ja, es muß derjenige gewesen sein, der auch Verena aufhängte. Es gibt keine andere Möglichkeit. Hier… hier schleicht ein Killer umher.«
    »Den wir nicht kennen«, sagte Laura.
    Francines Gesicht war hart wie Stein geworden. Sie wußte jetzt, daß sie gefordert war und die Nerven behalten mußte. Sie sollte den anderen beiden Frauen ein Vorbild sein. Bisher war sie das immer gewesen. Da hatten sie auch nicht diesen Schock erlebt. Jetzt mußten sie umdenken.
    »Lilith, die Große Mutter, muß uns helfen«, sagte Laura mit leiser Zitterstimme. »Sie kann nicht hinnehmen, daß so etwas geschieht.«
    »Wer?« fragte Mona, »wer hat es getan?«
    Da hörten sie das Kichern aus einem Versteck, es war aus einer der offenen Totenkisten gedrungen. Automatisch schauten die Frauen über den Sarg mit der Leiche hinweg in eine bestimmte Richtung.
    Aus einem der offenen Särge schob sich etwas hervor. Es war eine Hand und ein Stück Arm.
    Die Finger der Hand umklammerten den Griff eines Messers, dessen Klinge noch vom Blut des Toten verschmiert war…
    ***
    Das Kichern blieb, die Hand auch, das Messer ebenfalls, und es kam der Killer.
    Mit geschmeidigen Bewegungen richtete sich Monty Dobson auf, blieb für einen Moment in der offenen Totenkiste stehen, strich fahrig durch sein klebriges, wirres Haar und zeichnete mit der breiten Messerklinge einen Halbkreis nach. Er flüsterte einen Satz und gab dabei gleichzeitig eine Erklärung.
    »Erst Verena, dann Leo, und jetzt seid ihr an der Reihe. Es ist alles so gelaufen, wie ich es wollte.«
    Drei Frauen standen vor ihm. Drei Personen, die wirklich nicht zu denen zählten, die leicht beeinflußbar waren oder Angst hatten, denn sie waren einen bestimmten Weg gegangen, der ihnen die Angst nehmen sollte. Der Killer mit seinem blutigen Messer jagte ihnen schon Schauer über den Rücken. Da war einiges nicht so gelaufen, wie sie es sich vorgestellt hatten. Sie hatten verloren – oder?
    Francine war die Anführerin, und sie stellte auch die geflüsterte Frage. »Warum nur? Warum das alles…?«
    Monty kletterte aus dem Sarg. Er machte nicht den Eindruck, als hätte er vor irgend etwas Angst. Im Gegenteil, er gab sich ungemein selbstsicher. »Ich will euch sagen, weshalb ich es tat. Ich bin ihr Bruder. Ja, Verena war meine Schwester.«
    »Wieso?«
    Er ließ sich nicht irritieren. »Ich habe sie getötet, um sie vor euch zu retten.«
    »Aufgehängt!«
    »Ja, Francine Joy, du geiles TV-Miststück. Ich habe dafür gesorgt, daß sie dieser Welt entsagte. Sie sollte nicht mehr unter eure teuflische Fuchtel geraten. Das war einfach widerlich. Ihr habt ihr alles genommen, sie besaß keinen freien Willen mehr und wurde zu einer anderen. Sie geriet in eure Kreise und wollte eure Spielchen mitmachen.« Er deutete auf Lintock. »Wie dieses arme Schwein, das da liegt. Ihn habt ihr euch ausgesucht, er konnte sich nicht wehren, lief in eine Falle. Ich aber nicht, ich habe meinen Weg vorgezeichnet, und ich werde euch schon beweisen, wo es langgeht.« Monty grinste breit. »Dieser Keller ist einfach phantastisch und für mich wie geschaffen. Särge, wohin ich schaue. Das ist wunderbar, versteht ihr? Ihr könnte euch die Särge sogar aussuchen, in die ich euch stecken werde. Na, was haltet ihr davon? Wer will wo liegen?« Er kam mit vorgestreckter Waffe auf Francine zu. »He, willst du den Anfang machen,
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