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0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer
Autoren: Jason Dark
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lassen, denn sie wußte nicht, wie diese beiden reagieren würden, wenn die gesamte Wahrheit ans Licht kam.
    Francine hatte vorgehabt, den Keller völlig normal und unbefangen zu betreten, das allerdings tat sie nicht mehr, denn auf der drittletzten Stufe blieb sie stehen.
    Etwas störte sie.
    Auch Laura und Mona wußten nicht, was sie davon halten sollten.
    Sie hatten zwangsläufig stoppen müssen und schauten an Francines Schultern vorbei in den mit farbigen Särgen dekorierten Raum.
    »Was ist denn los?«
    Francine schüttelte leicht ungehalten den Kopf. »Ich habe das hier nicht erwartet.«
    »Wie meinst du?«
    »Leo ist fort.«
    »Sollte er denn bleiben?«
    »Natürlich.«
    »Aber er ist ein Mann!« warf Laura ein.
    »Das ist Lintock auch. Er liegt noch im Kreis und rührt sich nicht. Eigentlich hätte Leo auf ihn achten und uns Bescheid geben sollen, wenn er sich bewegt.«
    »Wo könnte er denn sein?«
    »Leider beherrsche ich die Gabe der Hellseherei nicht, Mona. Aber einiges hier stört mich gewaltig.«
    »Die Stille, nicht?«
    Francine nickte. »Du hast es erfaßt. Nicht, daß ich etwas gegen Stille hätte, aber es muß nicht gerade diese sein. Ich empfinde sie als fremd und ungewöhnlich. Auch irgendwie anders, wenn du verstehst. Wäre ich eine Schriftstellerin, würde ich sie als tödliche Stille bezeichnen. Ja, sie ist tödlich…«
    Mona wisperte die nächsten Worte. »Wenn das zutreffen würde, hieße das doch, daß jemand gestorben ist.«
    »Möglich.«
    »Aber nicht Lintock…«
    »Nein, das hätten wir gemerkt.«
    »Wer dann?«
    Laura meldete sich und berührte Francine leicht an den Schultern.
    »Mir ist auch etwas aufgefallen, Francine. Hier… hier … riecht es so ungewöhnlich. So seltsam, verstehst du?«
    »Ach ja? Wie denn?«
    »Ich… ich weiß es auch nicht. Könnte es sein, daß ein bestimmter süßlicher Geruch …?«
    »Meinst du etwa Blut?«
    »Ja.«
    Francine drehte sich scharf um. Sie brauchte nur in Lauras Gesicht zu sehen, um erkennen zu können, daß sich die Frau nichts vormachte. Der Ausdruck sagte ihr genug.
    »Nun?«
    »Du könntest recht haben, Laura. Verdammt, du könntest recht haben. Und das werden wir ergründen.« Francine wies in das »Sarglager« hinein. Die meisten Totenkisten standen im Dunkeln. Nur über wenige huschte der Lichtschein der Fackelkerzen hinweg und schien ihnen ein gespenstisches Leben zu verleihen.
    Nicht alle waren offen. Nur in sehr wenige Särge konnte man hineinschauen.
    »Da sind Flecken auf dem Boden«, flüsterte Mona. »Dunkle Flecken. Schau.« Sie wies mit dem ausgestreckten Zeigefinger in eine bestimmte Richtung, damit auch ihre Freundinnen Bescheid wußten.
    Sie sahen die Flecken ebenfalls, und Francine gab einen Kommentar ab. »Es sieht so aus, als wären Tropfen zu Boden gefallen und dann zerplatzt. Aber dunkle Tropfen.«
    »Blut«, sagte Laura mit düster klingender Stimme. »Ja, es sieht aus, als wäre es Blut.«
    »Stimmt genau…«
    »Vom wem?« hauchte Mona. »Verdammt, wer hat denn geblutet und wer…?«
    »Sei ruhig!« Francines Stimme klang hart und fordernd. »Wir werden es feststellen. Kommt mit.«
    So sicher sich die drei Frauen noch vor kurzem gefühlt hatten, jetzt spürte jede von ihnen, daß sich etwas ereignet hatte, mit dem sie nicht zurechtkamen.
    Hier war einiges passiert. Da hatte sich etwas anderes eingeschlichen, für das sie keine Erklärung besaßen und das für sie auch nicht sichtbar war. Etwas schwebte unsichtbar zwischen ihnen. Keiner wagte es auszusprechen, obwohl sich ihre Gedanken stets um denselben Begriff drehten. Es war das Grauen.
    Neben dem größten Fleck stoppte Francine und bückte sich, den rechten Zeigefinger ausgestreckt. Die Kuppe tunkte sie für einen Moment in die Flüssigkeit, zog den Finger zurück und streckte ihn dem Kerzenfackellicht entgegen.
    Sekunden vergingen, die Spannung wuchs, und Laura hielt es nicht mehr aus. »Ist es Blut?« wisperte sie.
    Francine Joy drehte sich um. »Ja, es ist Blut. Es ist – und davon gehe ich aus – Menschenblut. Aber ich weiß nicht, von wem es stammt.«
    »Da gibt es doch nur eine Möglichkeit!« sagte Laura. »Das… das muß Leos Blut sein.«
    »Meinst du?«
    »Sicher.«
    Mona schüttelte sich. »Aber wo ist er?«
    Sie bekam keine akustische Antwort. Dafür ging Francine vor, denn sie hatte auch die anderen dunklen Flecken entdeckt, die eine bestimmte Spur auf dem Boden nachzeichneten.
    Sie führte auf die Särge zu, endete vor einem roten, der höher
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