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0670 - Der Sarg-Designer

0670 - Der Sarg-Designer

Titel: 0670 - Der Sarg-Designer
Autoren: Jason Dark
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und wandte sich an den Tontechniker.
    »Wie sieht es aus?«
    »Mäßig, sehr mäßig. Nur zwei Anrufe.«
    »Dann gib das Band her.«
    »Willst du nicht…?«
    »Nein, ich will es an mich nehmen und verschwinden. Ich habe keinen Bock mehr.«
    »Wie du willst, Süße.« Er nahm das Band heraus und reichte es ihr. »Sag mal, sehen wir uns noch vor Weihnachten?«
    »Das war meine letzte Sendung in diesem Jahr.«
    »Schade.«
    Sie nickte dem Mann zu. »Mach’s gut. Zwei Tage vor Silvester schaue ich noch mal rein.«
    »Okay, tschau.«
    Francine ging zur Garderobe, wo ihr hellroter Flauschmantel hing, den sie überstreifte. Im alten Spiegel zeichnete sich ihr Gesicht ab.
    Sie sah müde aus.
    Mit einer ebenfalls müden Bewegung strich sie durch ihr Haar. Es war schwarz und wuchs sehr dicht. Ebenso dunkel waren ihre Pupillen. Auch ihr Körper konnte sich sehen lassen. Vor zwei Jahren noch hatte sie hin und wieder als Model gearbeitet, nie nackt, aber die Reklame für Dessous hatte nicht zuletzt wegen ihr richtig eingeschlagen.
    Sie nahm den Lift. Der Portier schaute nur müde auf, als sie an seiner Bude vorbeiging. Sie stieß die Tür auf und wandte sich nach rechts, wo auch der Parkplatz des Senders lag. Dort stand ihr kleiner Opel Corsa. Die Nacht war zwar kalt, aber nicht mehr so wie vor einigen Tagen. Der graue Schneehimmel hatte sich verzogen. Dafür spürte sie den Wind, der in ihr Gesicht schlug.
    Der Parkplatz war nicht beleuchtet, kein Areal für ängstliche Gemüter. An dieser Stelle herrschte selbst in der Millionenstadt London eine bedrückende Ruhe.
    Sie parkte den roten Opel immer an derselben Stelle. Der Schlüssel steckte in der Manteltasche. Als sie ihn hervorholte und sich bückte, hörte sie den Schritt hinter sich.
    Francine fuhr hoch – und herum.
    Sie sah den Mann und das Messer in seiner Hnad. Ein Stilett mit schmaler Klinge.
    »Was wollen Sie?«
    Der Mann kam noch näher. Sie roch seinen Atem. »Dich töten, du verfluchtes Weib!«
    ***
    Auch der Strick war hart gefroren. Es sah so aus, als hätte sich die Schlinge in die Haut des Halses hineingefressen. Die Tote hing etwas verdreht in der Öffnung. Ihr Mund stand offen. Über die Lippen hinweg schaute die Spitze der klumpig wirkenden Zunge.
    Die beiden Frauen sagten nichts. Sie standen da und nahmen das schreckliche Bild in sich auf. Die Augen hatte die Frau nicht geschlossen. Sie wirkten wie in die Höhlen hineingeschobene Glaskugeln, so starr waren sie.
    Noch etwas kam hinzu. Die Tote trug nicht einen Fetzen Kleidung am Leib. Ihr nackter Körper zeigte einige Streifen, die sich dunkel von der hellen Haut abhoben. Die Hände hatte die Person zu Fäusten geballt, als hätte sie in den letzten Sekunden ihres Lebens noch nach irgend etwas greifen wollen, um Halt zu bekommen.
    Beide Frauen waren geschockt. Sie hatten nicht damit gerechnet, eine Tote vorzufinden, sie wollten sich nur mit dieser Person treffen, mehr nicht.
    »Was machen wir?« Mona hatte die Frage gestellt. Sie war eine schlanke Frau mit kurzen, blonden Haaren. Ihr Gesicht wirkte etwas männlich, auch die schmalen Lippen trugen dazu bei.
    Laura hob die Schultern. »Wir können sie hier nicht hängen lassen.«
    »Warum nicht? Sie kann doch noch einmal gefunden werden. Wir brauchen uns nicht zu melden.«
    Hätte die Laterne nicht in der Nähe gestanden, sie wären vermutlich an der nackten Leiche vorbeigegangen. So aber streifte das helle Licht den Körper.
    »Man wird Nachforschungen anstellen. Vielleicht hat sie Spuren hinterlassen.«
    »Auf uns?«
    Laura nickte. »Ja, Mona, auf uns. Das ist mir alles viel zu unsicher. Es hätte unsere erste Begegnung sein sollen.«
    »Schön, ich warte.«
    »Worauf?«
    »Auf deinen Vorschlag.«
    »Der ist sehr simpel. Wir zerren die Tote aus der Schlinge und packen den Körper in den Kofferraum.«
    »Jetzt?«
    »Sicher, es wird gleich hell.«
    Mona und Laura diskutierten nicht mehr. Sie machten sich an die Arbeit, und es war verdammt nicht einfach, die Tote aus der steifgefrorenen Schlinge zu befreien. Mona war sogar in das Geäst geklettert. Wegen der Handschuhe konnte sie nicht so zugreifen, wie sie es gern gewollt hätte, und eine Säge befand sich auch nicht in ihrem Besitz. Sie mußte sich schon auf die Körperkraft verlassen.
    Schließlich war es geschafft. Mit vereinten Kräften konnten sie die Tote losbinden.
    Sie fiel steif zu Boden, als bestünde ihr Körper aus reinem Eis.
    Keuchend standen die beiden Frauen neben der Leiche. Trotz der Kälte
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