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067 - Der geflügelte Tod

067 - Der geflügelte Tod

Titel: 067 - Der geflügelte Tod
Autoren: A.F.Morland
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verzweifelten Hilferufe, aber ich ging ihnen nach.«
    »Du hast ein Herz aus Gold«, sagte Cruv.
    »Ich sehe nicht ein, warum man Gnome ihrem Schicksal überlassen soll, wenn man ihnen helfen kann«, bemerkte Cosmar.
    »Kaum jemand denkt wie du«, sagte Cruv. »Die meisten sagen sich, es hätte wenig Sinn, einem Gnom beizustehen. Man rette ihm heute das Leben, und vielleicht schon morgen verliert er es an einem anderen Ort.«
    »Diesem kleinen Wesen konnte ich jedenfalls helfen,« sagte Cosmar. »Sie steckte bereits zur Hälfte in einer fleischfressenden Pflanze. Wenn ich ihr nicht beigestanden hätte, wäre sie verloren gewesen.«
    »Sie?« fragte ich.
    »Ja, es war ein weiblicher Gnom. Ich schlug mit meinem Schwert die Blüte ab und befreite das Mädchen. Sie zitterte schrecklich und klammerte sich schluchzend an mich. Sie tat mir so leid, daß ich sie mitnahm. Sie wohnte in meiner Hütte, und ich hatte sehr viel Spaß mit ihr. Sie war ein liebenswertes kleines Ding. Sie hätte immer bei mir bleiben können. Ich begreife heute noch nicht, warum sie mich eines Tages verließ. Sie sagte kein Wort zu mir. Ich begab mich wieder einmal auf die Jagd, und als ich nach Hause kam, war sie nicht mehr da.«
    »Vielleicht wollte sie dir nicht länger zur Last fallen«, sagte Cruv. »Wir sind zwar klein, aber wir haben unseren Stolz.«
    »Zur Last. Unsinn«, sagte Cosmar. »Ich merkte sie manchmal gar nicht. Wenn sie erkannte, daß ich allein sein wollte, zog sie sich zurück und ließ mich in Ruhe. Sie war so ein feinfühlendes Wesen…«
    »Kann es sein, daß sie sich in dich verliebte?« fragte Cruv.
    »Sie war doch viel zu klein für mich.«
    »Vielleicht ging sie deshalb fort.«
    »Nein, zwischen uns gab es nur eine wunderbare Freundschaft. Ich hatte gehofft, sie würde ewig halten. Heute denke ich noch manchmal an sie, und dann frage ich mich: Wo mag Tuvvana jetzt wohl sein?«
    Hunderttausend Volt rasten durch Cruvs kleinen Körper.
    »Wie war der Name?« fragte er heiser.
    »Tuvvana«, sagte Cosmar.
    »Tuvvana…« Cruv fuhr sich mit beiden Händen ins Gesicht. »Tuvvana…«
    »Kennst du sie etwa?« fragte Cosmar erstaunt.
    »Sie war meine Freundin, meine Gefährtin. Ich habe sie mehr als mein Leben geliebt. Wirrnisse trennten uns. Ich habe Tuvvana verzweifelt gesucht, konnte sie aber nicht wiederfinden. Bis zum heutigen Tag will ich mich nicht damit abfinden, daß sie nicht mehr lebt. Kannst du dir vorstellen, wie mir ist, wenn du mir plötzlich von meiner geliebten Tuvvana erzählst?«
    Cruvs Augen glänzten wie im Fieber.
    Er bat Cosmar, sich zu erinnern, wann er Tuvvana das Leben gerettet hatte. Der blonde Hüne sagte, es müsse zwei, drei Jahre her sein.
    »Wie lange lebte sie bei dir?« wollte Cruv wissen, »Ein paar Monate. Etwa drei.«
    »Hast du sie gesucht, als sie verschwand?«
    »Ja.«
    »Aber nicht sehr eifrig, wie?«
    »Ich habe versucht, sie wiederzufinden. Zwei Tage war ich unterwegs. Jeden, dem ich begegnete, fragte ich, ob er sie gesehen hätte. Niemand konnte sich an sie erinnern. Ich habe sie wirklich sehr gut behandelt, Cruv, das kannst du mir glauben. Und auch Alkmena war sehr, nett zu ihr. Sie hatte nicht den geringsten Grund, meine Hütte zu verlassen.«
    »Bestimmt wollte sie nicht, daß du dich ihretwegen gebunden fühltest. Du hast auf sie Rücksicht genommen. Vielleicht mußtest du auf dieses oder jenes ihretwegen verzichten.«
    »Sie hätte über alles mit mir reden können. Einfach wegzugehen, ohne ein Wort zu sagen, war nicht richtig. Das hatte ich mir nicht verdient.«
    »Tuvvana wollte dir nicht wehtun. Sie wollte, daß du wieder frei bist«, sagte Cruv, und seine Stimme zitterte.
    Er wäre jetzt wahrscheinlich am liebsten auf sein Pferd gesprungen und zurückgeritten, um Tuvvana zu suchen.
    Aber wenn Cosmar sie nicht gefunden hatte, würde er sie nach so langer Zeit schon gar nicht wiederfinden.
    Es war leider zu befürchten, daß sie inzwischen schon längst einer anderen Gefahr zum Opfer gefallen war. Natürlich wußte das keiner besser als Cruv selbst, aber ich sah, wie er sich an die Hoffnung klammerte, Tuvvana nun doch zurückzubekommen.
    Er wäre der glücklichste Gnom des Universums gewesen…
    Ich hatte den Eindruck gehabt, er hätte sich damit abgefunden, nie wieder von Tuvvana zu hören. Doch nun loderte ein leidenschaftliches Feuer in dem kleinen Kerl. Nichts hatte ihm mehr bedeutet als Tuvvana, und es gab in seinem Leben immer noch keinen höheren Wert. Aber Tuvvana war
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