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0662 - Sturm auf den Todestempel

0662 - Sturm auf den Todestempel

Titel: 0662 - Sturm auf den Todestempel
Autoren: Jason Dark
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jetzt?«
    Seine Augen blitzten in der Düsternis. »Ich weiß es nicht genau, Sinclair, aber ich kann mir vorstellen, dass er uns beobachtet und unter Kontrolle hält.«
    Unwillkürlich warf ich einen Blick durch die Scheibe. Was ich sah, deutete auf keine Anwesenheit eines Geistes hin. Ich sah das dunkle Meer tief unter uns, dessen lange Dünung sich wie ein großer, nie abreißender Teppich bewegte.
    Hoch über uns schwebte der Himmel!
    Eine Pracht für sich. Weit, breit, unendlich erscheinend. Die Schicht der Wolken lag nicht mehr so dick. Sie war aufgerissen, als hätte man dunkle Watte entzerrt. Deshalb waren auch Lücken entstanden, in denen das Firmament blank schimmerte, als wäre es durch Lappen poliert worden. Und ich sah die Sterne wie helle Punkte, als wäre die dunkelblaue Fläche dort zerschnitten worden.
    Ein sehr schönes Bild, auch wenn es eine kalte Pracht zeigte. Mir gefiel diese Unendlichkeit des Himmels. Sie zeigte einem Menschen, wie klein er tatsächlich war.
    Suko kam gut mit der Technik des Hubschraubers zurecht. Wir konnten uns auf ihn verlassen, ich spürte auch ein Gefühl der Sicherheit, nur die Küste war nicht zu sehen.
    Wenn ich nach Osten schaute und einen Lichtstreifen suchte, so war mir das nicht möglich, ihn zu erkennen. Ich hoffte auch, dass wir einen günstigen Landeplatz fanden und nicht in irgendeinem unwegsamen Gelände hinab mussten, wo der Hubschrauber leicht zerschellen konnte.
    Noch wusste ich zu wenig über unseren ungewöhnlichen Gast und wandte mich deshalb an Hiob.
    »Wo hattest du mit ihm hingewollt?«, sprach ich ihn an. »Ihr habt doch eure Pläne gehabt.«
    »Das stimmt.«
    »Und wie sahen die aus?«
    Er lachte fast lautlos. »Ich werde sie dir nicht sagen. Nein, das werde ich nicht tun.«
    Ich ließ nicht locker. »Ihr wolltet also, dass er euren Kampf unterstützt und er euch Kraft…«
    »Er wird es!«, flüsterte der Tamile scharf in meine Worte hinein. »Es ist nicht alles verloren. Noch sind wir nicht am Ziel.«
    »Wo sollte das sein?«
    Hiob drehte den Kopf, schaute mir ins Gesicht, grinste dabei scharf. »Ich habe hier nichts mehr zu sagen und nichts zu verlieren. Ihr habt das Kommando übernommen. Jetzt müsst ihr auch damit fertig werden. Ich bin gespannt.«
    »Du vertraust ihm?«
    »Noch immer.«
    »Schau ihn dir an«, sagte ich. »Er ist stumm. Er wird dir nichts sagen können.«
    »Er ist bei euch stumm.«
    »Bei dir wird er das nicht sein?«
    »Nein, denn ich gehöre zu ihm. Das weiß er genau!« Hiob drehte den Kopf zur Seite und schaute in die entgegengesetzte Richtung. Er wollte mit uns nichts zu tun haben.
    Ich machte den Arm lang und tippte Suko an, der sich umdrehte. Auf eine Gesichtsseite schien die Instrumentenbeleuchtung und ließ sie geisterhaft fahl aussehen.
    »Was ist los, John?«
    »Bei dir alles okay?«
    »Und wie. Die Motoren laufen ruhig und wir haben sogar noch genügend Saft in den Tanks. Das Ufer oder die Küste können wir immer erreichen.«
    »Wann ungefähr?«
    »Ich rechne damit, dass wir in einer Viertelstunde Land unter uns sehen können. Es kommt dann darauf an, wo wir landen wollen. Zum Glück ist die Maschine mit Außenscheinwerfern bestückt. Die leuchten die Umgebung schon ab.«
    »Gut.«
    »Was macht unser Freund?«
    »Welchen meinst du?«
    »Cheng Wu.«
    »Er hält sich geschlossen«, erwiderte ich bitter. »Shao versucht ihr Bestes. Leider reicht es nicht aus.«
    »Es wird schon klappen.« Suko lächelte. »Und ich weiß auch, wo wir landen werden.«
    »So plötzlich?«
    »Ja, denn ich fand eine Karte, auf der Hiob den Platz angekreuzt hat, den er sich für eine Landung aussuchte. Dort müssen wir runter.«
    »Wie weit im Innern des Landes?«
    »Nicht weit. Nur ist die Gegend unwegsam, aber das schaukeln wir, John.«
    Ich hob den Daumen und sah Sukos Nicken. Es tat ihm gut, dass er Verantwortung übernommen hatte. So kam er wenigstens nicht dazu, über gewisse Dinge nachzudenken, die ihn quälten. Dass sein Stab nicht mehr der Alte war, musste ihm einen furchtbaren Schlag versetzt haben, doch er konnte es zum Glück überspielen.
    Ich ließ den Tamilen in Ruhe. Hinter mir hörte ich Shaos Stimme, wie sie auf unseren Gast einredete. Sie flüsterte in einer Sprache, die ich nicht verstand. Nur einige Worte kamen mir bekannt vor, und der Begriff Amaterasu fiel des Öfteren.
    Vielleicht war das der Weg, den wir einschlagen mussten. Man musste ihm beweisen, dass auch wir etwas von den Dingen verstanden, für die andere
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