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0662 - Sturm auf den Todestempel

0662 - Sturm auf den Todestempel

Titel: 0662 - Sturm auf den Todestempel
Autoren: Jason Dark
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Menschen kein Ohr besaßen.
    »John, ich glaube, es klappt.«
    »Was?« Ich drehte mich.
    »Ich habe das Eis schmelzen können. Er kennt die Sonnengöttin. Ich habe ihm von ihr berichtet, er horchte plötzlich auf und gab einige Erklärungen ab.«
    »Welcher Art? Helfen die uns weiter?«
    »Möglich. Jedenfalls ist er keine Leiche. Er hat es nur geschafft, gewisse Vorgänge zu überwinden.«
    Ich begriff. »Den Tod?«
    »Ja.«
    »Weißt du etwas Genaueres?«
    »Nicht viel. Man hat ihn vor langer Zeit begraben. Seine Haut veränderte sich, er verweste nicht richtig, er trocknete nur aus. Es gibt wohl kaum Wasser in seinem Körper. Was auf seinen Knochen klebt, ist die einstmals so normale Haut.«
    »Und wie konnte er es schaffen?«
    »Er hat Hilfe bekommen. Er ist ein Seher, ein Heiliger, ein Weiser und ein Gelehrter. Einige wollten ihn zum Nachfolger des großen Buddha küren, das ist ihnen nicht gelungen. Die Widerstände waren zu groß, so ging er freiwillig.«
    »Weißt du über die Hintergründe Bescheid?«
    »Nein, er hat sie mir nicht verraten. Aber die Seele konnte er vom Körper trennen.«
    »Ja, seinen Geist habe ich gesehen.«
    »Wir müssen auch damit rechnen, dass beide Existenzen wieder zusammengeführt werden.«
    Ich dachte über diese Antwort nach. Sie konnte sich positiv als auch negativ auswirken und ich fragte, ob er sich auf unsere Seite schlagen würde.
    »Das müssen wir abwarten, John.«
    »Hast du mit ihm über das Palmblatt geredet?«
    Shao gestattete sich ein leises Lachen. »Nein, nicht. Ich muss sein Vertrauen noch stärker gewinnen.«
    »Das hoffe ich auch.«
    Ich fühlte mich nach diesem Gespräch besser. Endlich konnte ich wieder einen Silberstreif am imaginären Horizont schimmern sehen. Der normale blieb mir verschlossen, denn der Blick nach draußen zeigte mir noch die Dunkelheit, die von zwei Seiten kam und sich irgendwo in der Mitte zwischen Himmel und Meer traf.
    »Da ist etwas, John!«
    Suko hatte die Meldung mit ruhiger Stimme abgegeben, dennoch hörte ich eine gewisse Besorgnis hervor.
    Während ich auf den Pilotensitz zuwanderte, hörte ich das Lachen des Tamilen. »Es beginnt«, sagte er laut. »Ich hatte euch gewarnt. Diese Reise hat ihr Ende keinesfalls gefunden. Sie geht weiter, immer weiter, glaubt es mir…«
    »Und wo ist das Ziel?«, rief ich über die Schulter zurück.
    »In der Hölle!«
    »Aber mit dir.«
    »Das werden wir noch sehen.«
    Ich ließ mich nicht mehr provozieren. Auch Suko sah aus wie die Ruhe selbst. Er hatte seinen Blick geradeaus gerichtet, sein Nicken zeigte mir an, dass die Gefahr noch vorhanden war.
    »Wo?«, fragte ich.
    »Schau dir den Himmel im Osten an, John. Dort bewegt sich etwas. Das kannst du erkennen.«
    »Wolken?«
    »Sieht so aus, aber…«, er hob die Schultern. »Ich weiß nicht, ob die Wolken so aussehen. Ich habe eher den Eindruck, als hätten sie sich verändert.«
    »Dann ist er es.«
    »Das denke ich auch.«
    »Wir befinden uns noch immer über dem Meer«, murmelte Suko. »Ich hoffe, dass wir es schaffen, das Land zu erreichen, bevor uns die Wolke schafft. Ich traue, ihr nicht.«
    »Ein Gesicht darin hast du noch nicht sehen können?«
    »So ist es.«
    Wir schwiegen, weil wir uns beide auf die Vorgänge konzentrierten. Der Tamile schwieg nicht.
    Hinter uns begann er leise damit, ein Lied zu summen.
    Ich wusste nicht, was in Hiob gefahren war. Möglicherweise wollte er den Geist locken, damit es die Wolke schaffte, auch in unseren Hubschrauber einzudringen.
    Ich schaute ihn an.
    Er saß steif in seinem Sitz. Die Augen hielt er geschlossen, den Mund ebenfalls. Trotzdem drangen die summenden Laute aus dem Mund. Seine Handflächen hatte er auf die Oberschenkel gelegt. In dieser Haltung blieb er. Es war der Beginn einer Meditation, um die wir uns nicht kümmern konnten, denn die Wolke befand sich auf dem direkten Weg nach Westen und würde uns, wenn noch etwas Zeit verging, direkt erreichen.
    Da sich Suko auf die Führung des Hubschraubers konzentrieren musste, beschäftigte ich mich mit der Wolke. Ich maß ihre Ausdehnung ab, um mich später auf das Innere zu konzentrieren, in dem sich tatsächlich etwas abzeichnete, das sich allerdings in einer ständigen Bewegung befand und seine ursprüngliche Form noch nicht gefunden hatte.
    Ich erinnerte mich an den mächtigen gasförmigen Körper, der vor uns in die Höhe gestiegen war.
    Das war die Seele des Cheng Wu gewesen. Hinter uns saß sein Körper mit der dünnen Haut. Ich ging schon
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