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0660 - Gefangene der Zeit

0660 - Gefangene der Zeit

Titel: 0660 - Gefangene der Zeit
Autoren: Claudia Kern
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können.
    Vielleicht.
    Welche Auswirkungen die Veränderung des Zeitstroms hatte, konnte niemand abschätzen. Es ging schließlich nicht nur um die Erde, sondern um all die anderen Welten, die mit der Dynastie in Kontakt standen. Wer konnte schon wissen, was sich dort in über zwei Jahren abgespielt hatte?
    Aber vielleicht machte er sich auch einfach zu viele Gedanken. Vielleicht ging tatsächlich alles glatt und die Erde wurde durch eine kleine Korrektur der Geschichte gerettet.
    Wenn alles klappte…
    Die Sterne verschwammen.
    Zamorra warf einen frustrierten Blick auf den nächtlichen Himmel. Da war nur das kalte Leuchten der Sterne. Nichts sonst.
    Wenn die Versorgungsflugzeuge nicht bald kamen, bahnte sich eine Katastrophe in dem großen Lager unterhalb des Châteaus an. Sie brauchten dringend Nahrung, Medikamente, Waffen - vor allen Dingen Waffen.
    Der Dämonenjäger ließ den Blick erneut über den Himmel gleiten. Früher einmal hatte er das Licht der Sterne in einer solchen Nacht genossen, aber die Zeiten waren längst vorbei. Die Welt hatte sich verändert und er mit ihr.
    »Professor?« riß ihn eine Stimme aus seinen Gedanken.
    Zamorra drehte sich um und seufzte.
    »Was ist passiert?« fragte er resignierend.
    Sein Adjutant, der höflich an der Tür gewartet hatte, lächelte ein wenig. »Nichts, Sir, aber Sie haben eine Lagebesprechung in fünf Minuten. Sie hatten mich gebeten, Ihnen Bescheid zu sagen.«
    Zamorra nickte und ging an den beiden Wachposten vorbei, die zum Gruß ihre Lasergewehre präsentierten.
    Keine Zeit für Sentimentalitäten, dachte er zynisch, schließlich habe ich einen Krieg zu verlieren.
    ***
    Nicole und Ted materialisierten inmitten der Regenbogenblumen im Keller des Châteaus.
    »Zurück sind wir zumindest«, sagte Ted erleichtert und nahm seinen Helm ab. »Das Château steht also noch.«
    Er lächelte Nicole aufmunternd zu, die jetzt auch den Helm beiseite legte. »Es ist bestimmt alles in Ordnung.«
    Nicole lächelte etwas gezwungen zurück. Sie spürte eine merkwürdige Nervosität in sich und fragte sich gleichzeitig, warum niemand unten im Keller auf sie gewartet hatte. Schließlich hatten sie ihre Rückkehr so getimt, daß ihrer Vorstellung nach auf der Erde kaum eine Minute vergangen sein konnte.
    Sie ging schnell zur Tür. Hoffentlich war das Sternenschiff verschwunden und Fooly heil ins Château gekommen.
    Beinahe hätte sie aufgelacht -möglicherweise hatte der Drache eine andere Rückkehrzeit gewählt, ein paar Minuten oder Stunden später. Dann würde er, obgleich er vor ihnen den Kristallplaneten verlassen hatte, erst nach ihnen hierher zurückkehren…
    Ted wollte Nicole folgen, stutzte dann aber.
    Er konnte sich nicht daran erinnern, jemals so viele verschiedene weißmagische Zeichen in diesem Kellerraum gesehen zu haben. Einige davon waren ihm völlig unbekannt. Und was war das für ein rotes Leuchten in der Ecke? Er ging einen Schritt darauf zu und erkannte, daß es ein Infrarotsensor war, der auf Körperwärme reagierte.
    Er kannte diese Geräte von einigen Reportagen aus Kriegsgebieten, die er früher einmal gemacht hatte, konnte sich aber nicht daran erinnern, sie jemals im Château gesehen zu haben. Sein Gespür, das ihm als Reporter immer die besten Geschichten beschert hatte, regte sich.
    Hier stimmte etwas nicht.
    Er öffnete den Mund, um Nicole zu warnen, aber die hatte bereits die Tür geöffnet und trat im gleichen Moment in den Nebenraum.
    »Keine Bewegung!« hörte Ted eine Stimme, die dann völlig überrascht »Was zur Hölle!« ausrief, was in dem plötzlichen Stimmengewirr fast unterging. Der Reporter erkannte Nicoles Stimme, konnte aber nicht verstehen, was sie sagte.
    Dann brüllte jemand: »Bringt sie nach oben! Los! Und sichert die Korridore!«
    Ted sprang deckungsuchend in eine Nische des Kellerraums und löste den Dhyarra aus der Gürtelschließe. Er gab dem Kristall den gedanklichen Befehl, eine geistige Mauer zwischen ihm und jedem, der den Raum betrat, zu schaffen. Es war ein schwieriger Befehl, denn er mußte sich die Aktion bildlich vorstellen und den Kristall gleichzeitig dazu bringen, seine Körperwärme abzuschirmen. Immerhin mußte er nicht nur das menschliche Auge, sondern auch die Technik des Infrarotsensors täuschen.
    Mit angehaltenem Atem beobachtete Ted, wie drei uniformierte Männer mit merkwürdig aussehenden Gewehren den Raum betraten. Sie sahen sich vorsichtig um, und Ted hätte schwören können, daß einer von ihnen ihm
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