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0658 - Blutige Träume

0658 - Blutige Träume

Titel: 0658 - Blutige Träume
Autoren: Werner Kurt Giesa
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brachte!
    Er war Stygia verpflichtet, aber durch diese Schattenmagie, die ihm in einer Parallelwelt angehängt worden war, auch Lucifuge Rofocale! Und der Herr der Hölle und die Fürstin der Finsternis waren alles andere als Freunde. Das hatte Calderone schon gleich zu Anfang begriffen.
    Seine Loyalität galt Stygia. Die hatte ihn aus dem Gefängnis geholt, und sie gab ihm Möglichkeiten und Macht, wie er sie früher nie gekannt hatte. Es gefiel ihr überhaupt nicht, daß er auch für den Erzdämon arbeiten mußte, und es interessierte sie nicht, daß Lucifuge Rofocale ihn dazu zwang.
    Einmal schon hatte sie versucht, Calderone dafür zu töten; sie mochte keine Doppelagenten in ihrer Nähe. Aber sie hatte nur einen der beiden Schatten erwischt, die der Erzdämon ihm angehängt hatte, doch als sie feststellte, daß Calderone doch nicht tot war, hatte sie es zunächst dabei belassen und nicht ein zweites Mal zugeschlagen.
    Glaubte sie, Lucifuge Rofocale habe die Vernichtung eines der beiden Schatten als ausreichende Warnung verstanden, um Calderone künftig unbehelligt zu lassen?
    Doch der hatte gehofft, er werde daraufhin endgültig an die Seite des Erzdämons treten.
    Er war ein Feind Tendykes, und er war ein Feind Zamorras. Deshalb brauchte Lucifuge Rofocale ihn.
    Deshalb brauchte ihn aber auch Stygia!
    Eigentlich hätte Calderone sie für den Mordversuch hassen müssen. Aber seltsamerweise konnte er es nicht. Er verstand die Dämonenfürstin. Er hätte an ihrer Stelle doch nicht anders gehandelt!
    Jetzt hatte Calderone versucht, Ombre gegen Lucifuge Rofocale zu hetzen. Ihm den zweiten Schatten ins Gesicht zu drücken. Doch erst beim zweiten Versuch war es ihm gelungen, Ombre an seiner Stelle zum Diener des Erzdämons zu machen.
    Völlig sicher war er sich allerdings nicht. War er nicht bewußtlos gewesen? Und war es nicht eher Lucifuge Rofocale selbst gewesen, der das Dunkle geschleudert hatte? Wie in einem Traum, auf dessen Verlauf er keinen Einfluß nehmen konnte, hatte Calderone jenen ihm selbst unheimlichen Vorgang erlebt.
    Hatte Lucifuge Rofocale tatsächlich selbst aus den Höllentiefen heraus eingegriffen und seinen unfreiwilligen Diener unterstützt bei dem Vorhaben, frei zu werden? Warum sollte er das getan haben? Oder hatte Calderone das nur geträumt?
    Wenn - und wenn sich das Dunkle doch immer noch in seinem Gesicht befand und ihn zusätzlich zu seinem eigenen einen zweiten Schatten werfen ließ, dann war seine Aktion bisher fehlgeschlagen.
    Nicht nur, weil dummerweise auch noch die Polizei hier aufgetaucht war; damit hatte Calderone nicht gerechnet. Er war nur froh, daß er schon seit langem auf solche Aktionen vorbereitet war. Er besaß eine Reihe von perfekt gefälschten Dienstausweisen, die ihn, der eigentlich in einer Gefängniszelle zu sitzen hatte, zu einem vermeintlich hochrangigen Polizisten, Geheimdienstler oder sonst etwas machten. Damit hatte er sich in dem Polizeigewimmel aus der Affäre ziehen und auch Ombres Waffe an sich bringen können. Denn er war nicht daran interessiert, daß Ombre künftig von der Polizei gesucht wurde. Dann war er kein brauchbares Werkzeug mehr.
    Aber er hatte Ombre unterschätzt. Der Dämonenjäger war gefährlicher, als er gedacht hatte.
    Calderone verließ den Hinterhof nun ebenfalls. Als er aus der Seitenstraße nach vorn kam, ins Licht der Neonreklamen und Laternen vor den einzelnen Halbweltlokalen, sah er das übliche Treiben. Die Razzia war vorbei, das Leben ging weiter. Nur die illegale Spielhölle war geschlossen. Hier hatten die Cops Klarschiff und den ganzen Laden dicht gemacht.
    Calderone sah an sich herunter.
    Er sah nur noch einen Schatten.
    Sollte es ihm tatsächlich gelungen sein, das Dunkle zu übertragen? Er mußte sich unbedingt vergewissern, mußte sich in einem Spiegel sehen.
    Er hoffte…
    Denn so verlockend es war, mit der Zeit dämonische Kräfte entwickeln zu können und selbst zum Dämon zu werden - es zwang ihn, zwei Herren zugleich zu dienen.
    Aber Stygia würde ihn nie mehr freigeben.
    Eher tötete sie ihn!
    Und beim nächsten Mal würde sie sich rechtzeitig vergewissern, daß er wirklich nicht mehr lebte, und sich nicht von Lucifuge Rofocales totem Schatten täuschen lassen. Stygia war lernfähig; sie beging einen Fehler selten zweimal…!
    ***
    Nicole hatte einen Umweg über Château Montagne gemacht und stieß deshalb mit fast einer Viertelstunde Verzögerung wieder zu den anderen, die am Auto warteten. Dank der Regenbogenblumen
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