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0655 - Der Tod in Moskau

0655 - Der Tod in Moskau

Titel: 0655 - Der Tod in Moskau
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ratekin?«
    »Erzählen Sie mir nicht, Sie wüßten nichts davon«, sagte der Kommissar. »Der Mann tauchte bei der Sache mit Fedoroff auf, und er tauchte auch bei der Sache mit dem Taxifahrer auf, und danach konnten sich die jeweiligen Zeugen nicht mehr an das erinnern, was sie zuerst gesehen und ausgesagt hatten! Was wissen Sie darüber, gospodin ?«
    »Nichts!« stieß der Staatsanwalt hervor. Seine Verblüffung klang echt. »Gehört das jetzt auch zu Ihren seltsamen Beobachtungen? Brauchen Sie vielleicht ein wenig Urlaub, Ratekin?«
    Das Wort Urlaub klang verdächtig nach Suspendierung. Zumindest aber nach einem Entziehen dieser Fälle.
    Der Kommissar winkte ab. Er verließ ohne ein weiteres Wort das Büro des Staatsanwalts und knallte die Tür hörbar hinter sich zu.
    Sekunden später wurde sie ebenso laut wieder aufgestoßen.
    Ratekin fuhr herum.
    Er rechnete damit, daß der Staatsanwalt ihm nachstürmte, um ihn für das Türknallen zu maßregeln.
    Aber das war nicht der Fall.
    Statt dessen betrat jemand das Büro.
    Jemand, der sich der Körperdrehung nach so bewegte, als wäre er an Ratekin vorbei gekommen!
    Dabei war da niemand gewesen! Ratekin hätte ihn doch sehen müssen! Und aus der anderen Richtung, gut, auf die hatte er nicht geachtet, aber…
    Der Besucher hatte die Tür kraftvoll aufgestoßen. Ratekin machte vorsichtshalber kehrt und betrat das Büro ebenfalls. Wer so in ein Zimmer stürmte wie dieser Besucher, machte garantiert Ärger, und obgleich Ratekin selbst wütend auf den Staatsanwalt war, war es seine Pflicht als Polizist, den Mann zu schützen.
    Falls der sich nicht selbst schützen konnte!
    Das erste, was Ratekin von dem Besucher sah, war ein roter Mantel und ein völlig kahler Kopf.
    Ein wirklich völlig kahler Kopf.
    Ein nackter, hautloser Schädel!
    Der Staatsanwalt riß die Schublade seines Schreibtisches auf. Er riß eine Pistole hervor und richtete sie auf seinen seltsamen Besucher.
    Der rammte den Schreibtisch regelrecht und schob ihn durch die Wucht seines dagegenprallenden Körpers samt Sessel und Staatsanwalt durchs Zimmer bis gegen die Wand. Der Staatsanwalt schoß ohne Warnung. Er konnte den Besucher überhaupt nicht verfehlen, aber die Kugel schrammte an Ratekins Oberarm entlang! Dabei hätte sie eigentlich in den Körper des Unheimlichen einschlagen müssen!
    Ratekin schrie auf.
    Unwillkürlich griff auch er zur Dienstwaffe.
    Aber noch ehe er sie in der Hand hielt, hatte der Unheimliche die Hand des Staatsanwalts gepackt, drehte sie. Ein weiterer Schuß fiel. In der Stirn des Mannes, direkt über der Nasenwurzel, entstand ein kleines schwarzes Loch, aus dem es im nächsten Moment rot hervordrängte. Der Tote sank in seinem Sessel zusammen.
    Der unheimliche Mörder sprang über den Schreibtisch zum offenen Fenster und warf sich einfach hinaus.
    Mit ein paar schnellen Schritten war Ratekin hinterher, beugte sich nach draußen.
    Aber da war niemand mehr.
    Sekunden später wimmelte es im Zimmer von Menschen, die von den beiden Schüssen alarmiert worden waren und die jetzt fassungslos den Toten und den Kommissar anstarrten…
    ***
    Professor Boris Iljitsch Saranow verließ das Haus, in dessen dritter Etage er eine Wohnung gemietet hatte. Er fühlte sich hier nicht besonders wohl, wie in kaum einer seiner bisherigen Wohnungen. Er zählte schon nicht mehr, wie oft er in den letzten Jahren umgezogen war. Von Moskau nach Akademgorodok, wieder nach Moskau, nach Petersburg, wieder nach Moskau, wieder nach Akademgorodok, nach Baikonur, wieder nach Moskau und so weiter. In Nowosibirsk und Nowgorod war er ebenso gewesen wie in einem kleinen sibirischen Dorf, dessen Namen kaum jemand kannte.
    Sein Beruf brachte es mit sich.
    Er war Parapsychologe.
    Aber er lehrte und forschte nicht nur an einer der Universitäten, sondern oft genug wurde er zu geheimen Forschungsprojekten herangezogen. Und die dauerten meist einige Zeit, so daß er ständig umzog. Erfreulicherweise waren all diese Umzüge bisher immer von Mütterchen Rußland finanziert worden, trotz des schwindsüchtigen Staatshaushaltes. Nicht einmal die Armee bekam Geld, und die meisten Universitäten und ihre Wissenschaftler wußten kaum noch, wie sie sich finanzieren sollten. Aber für diese Dinge rollte der Rubel, und es gab kaum eine Anforderung, die nicht sofort erledigt wurde.
    Manchmal fühlte Saranow sich deshalb unwohl. Viele seiner Kollegen nagten am Hungertuch. Er dagegen bekam nahezu alles, was er wollte.
    Er bekam auch das,
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