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0653 - Stirb, wenn du kannst!

0653 - Stirb, wenn du kannst!

Titel: 0653 - Stirb, wenn du kannst!
Autoren: Werner Kurt Giesa
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ist der alte Sitz des Llewellyn-Clans«, gab er zu bedenken. »Du würdest ihn wirklich aufgeben wollen?«
    »Vermutlich kann ich es nicht. Rhett wird dagegen sein«, sagte sie leise. »Es wäre gegen die Tradition. Es mag seinen Vorfahren schon schwergefallen sein, Spooky-Castle aufzugeben und in Sichtweite eine neue Burg zu errichten. Ich glaube nicht, daß Rhett sich von Llewellyn-Castle würde trennen wollen. Sobald seine Erinnerung durchbricht, wird er wohl hierher zurückkehren wollen. Und ich werde natürlich mit ihm gehen. Obgleich… einen großen Sinn sehe ich seit ein paar Wochen nicht mehr darin.«
    »Was meinst du damit?«
    »Früher besaß er in diesem Land einen erheblichen politischen Einfluß. Als Angehöriger des erblichen Adels hatte er automatisch einen Parlamentssitz im Oberhaus. Dieses Privileg wurde im März dieses Jahres generell gestrichen; künftig müssen auch die Parlamentarier im House of Lords gewählt werden. Und ich glaube kaum, daß die Engländer einen jungen Burschen, wenn er gerade erst volljährig geworden ist, ins Oberhaus wählen werden. Er wird eine Menge damit zu tun haben, sich in der Politik wieder hochzuarbeiten. Ob er das will, wage ich noch nicht abzuschätzen. Jedenfalls - all die kleinen Privilegien, die jenes Amt bisher mit sich brachte und an denen ich als seine Frau natürlich auch teilhatte, gibt es jetzt nicht mehr automatisch. Was also soll ich hier? Im stillen Kämmerlein sitzen und mich bei Kerzenlicht grämen und in lauschiger Vollmondnacht den Werwölfen zuhören?«
    »Politischer Einfluß und Privilegien sind eine feine Sache«, gestand Zamorra, »aber sie sind doch nicht alles.«
    »Warte ab, bis es dich ebenfalls erwischt«, sagte Patricia düster.
    »Was meinst du damit? Ich habe keinen Sitz im Parlament, den ich verlieren könnte.«
    »Aber du besitzt einen Sonderausweis der britischen Regierung, der dir polizeiähnliche Vollmachten gewährt.«, »Mit unbegrenzter Gültigkeit.«
    »Ausgestellt von einem Innenminister, den es längst schon nicht mehr gibt.«
    Zamorra zuckte mit den Schultern. Er hatte vor langer Zeit einmal dem damaligen Innenminister einen sehr großen Gefallen getan. Um diese Arbeit ausführen zu können, hatte der Minister ihm den Sonderausweis zur Verfügung gestellt und ihn ihm aus Dankbarkeit später belassen. Zamorra hütete sich, ihn zu mißbrauchen. Aber es gab Situationen, in denen dieses plastikumhüllte Papier recht nützlich war…
    »Und es könnte sein«, fuhr Patricia fort, »daß es auch diesen Ausweis bald nicht mehr gibt. Von wegen unbegrenzte Gültigkeit… Bryont erzählte einmal, daß etliche Jahre nach dem Ausscheiden des Ministers aus der damaligen Regierung jemand seinen Nachfolger mit der Nase auf diesen Ausweis gestoßen hat. Der neue Minister wollte den Ausweis einziehen lassen. Bryont hat das verhindern können und auch bis zu seinem… seinem Tod die Hand drübergehalten.«
    »Davon hat er mir nie etwas erzählt.«
    »Wozu auch? Es war eine interne britische Angelegenheit. Willst du raten, wer damals versuchte, dir den Ausweis wegnehmen zu lassen?«
    »Odinsson-Gerret?«
    »Richtig«, sagte Patricia. »Der bekniete den neuen Minister. Die ganze Angelegenheit ist dann unter der Hand an der Guinness-Theke zu deinen Gunsten geregelt worden. Aber jetzt hat das große Aufräumen begonnen. Falls irgendwann wieder einmal jemand darüber stolpert, daß ein Franzose einen britischen Ausweis mit Vollmacht des Innenministeriums besitzt, könnte es sein, daß der Ausweis trotz seiner unbegrenzten Gültigkeit eingezogen wird.«
    »Dann habe ich eben Pech«, sagte Zamorra.
    »Ich sag's dir, damit du dich schon mal auf einen solchen Fall vorbereiten kannst. Wie gesagt - es muß nicht passieren, aber es kann.«
    Derweil hatte Butler William den Rolls-Royce in den Burghof von Llewellyn-Castle gelenkt und stoppte ab. Zamorra half Patricia beim Aussteigen.
    Er sah sich im düsteren Burghof um. Der Abendhimmel war bewölkt, die Dunkelheit kam daher schneller als erwartet. Die Scheinwerfer des Rolls-Royce warfen schwache Lichtkegel voraus. So luxuriös und komfortabel der alte Wagen auch war; die Fahrzeugbeleuchtung war vorsintflutlich.
    Zamorra war schon sehr oft hier gewesen, aber etwas schien diesmal anders zu sein. Die ganze Anlage wirkte - tot!
    Dabei mußte sie eigentlich bewohnt sein. Julian Peters, der Träumer, hatte sich mit Patricias Erlaubnis vor etwas mehr als zwei Jahren hier dauernd einquartiert. Er hatte
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